Archiv für die Kategorie „Psyche/Bewältigung“

Literaturempfehlung: “In den Himmel geh ich später…”

Spätestens mit der Diagnose „Krebs“ beginnt sich in uns Menschen das Karussell der Gefühle und Ängste zu drehen. Man fühlt sich aus dem Alltag des Lebens gerissen – urplötzlich und ohne Ankündigungsschreiben. Gelungenes und Missglücktes streift die in ein heilloses durcheinander geratenen Gedanken. Längst vergessene Lebensfragen rücken wieder in den Fokus. Bis dahin unerreichte – und auch unentdeckte – Ziele signalisieren Handlungsbedarf. Von jetzt auf gleich  gilt es, in einem anstrengenden Therapiemarathon nicht nur „tumorfrei“,  sondern auch gesund zu werden …

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In wieweit das eigene, bisherige Leben die Möglichkeit hierfür offen ließ –  und überhaupt, wie eng der übliche Alltag einen jeden von uns gefangen nimmt – dies entdecken viele Menschen erst durch ihre Krebserkrankung. Dann machen sie sich auf, ein neues, wertvolleres Leben zu entdecken. Ein Leben, das besser zu ihnen passt.

Für die Aufarbeitung und Krankheitsverarbeitung hilft es vielen, ihre Krankheits- oder Lebensgeschichte in Worte zu fassen. Etliche Bücher sind so entstanden,  und Psychoonkologen haben dieser Art und Weise den Namen „Bibliotherapie“ gegeben. Sie sagen es hilft uns, wenn wir aufschreiben. Es hilft uns, Erfahrenes besser und nachhaltiger aufzuarbeiten. Und es schärfe den Blick nach vorn.

Vor zwei Wochen gelangte so ein Buch auf meinem Schreibtisch. Es heißt: “In den Himmel geh ich später“. Alleine schon der Titel machte mich neugierig, und ich war gespannt auf den Inhalt. Doch anstatt eines Buches mit verschiedenen Kapiteln, erwartete mich ein Buch, das ganz anders war: Ich fand darin Gedichte, Fotos und ausgewählte Kurzgeschichten eines spannenden Lebens, das mit viel Wortgeschick den Leser auf sein eigenes Leben schauen lässt. Und siehe da, man liest es nicht von Anfang bis Ende. Vielmehr greift man immer wieder neu nach ihm, wenn man das gelesene mit seinen eigenen Erfahrungen gespiegelt und um die eigenen Gedanken ergänzt hat.

Angelika Rheindorf ist Journalistin und hatte schon immer eine Gabe,  Erlebtes in bewegte Geschichten zu fassen. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter wurde die Autorin selbst von der „Diagnose Krebs“ getroffen. Seither betrachten – wie sie sagt – ihre Augen das Leben anders und mit Blick auf dessen Sinn. „Alles ist möglich und ich denke, es gehört nicht dazu, Vergleiche zu ziehen.“ Als leidenschaftliche Fotografin schafft sie es,  die vielen nachdenklich machenden Geschichten und Gedichte, die auch einen Einblick in ihr Leben gewähren, durch dazu passende Fotos zu begleiten. Zwar sind diese Fotos „nur“ schwarz/ weiß, aber sie verbinden. Und die Farbe entsteht am Ende im Kopf der Leser.

Fünf Sterne für ein Buch, das nicht nur dem Kranken ein wichtiger Begleiter sein kann und in jedem Fall eine interessante, gut verdauliche Unterhaltung im Krankenbett bietet. So schreibt sie selbst am Ende ihres Buches:

„In den Himmel geh ich später.

Als ob man sich das aussuchen könnte…

Doch ich glaube, man kann.

Ich glaube fest daran,

dass die Zeit eines jeden von uns gekommen ist,

wenn man seine Aufgabe auf dieser Welt erfüllt hat.

Ich bin sicher, Sie kennen Ihre.

So wie ich um meine weiß.

Sie handelt von Liebe, Krebs und anderen Naturgewalten.“

 

In den Himmel geh ich später

Angelika Rheindorf

152 Seiten,  ReDiRoma Verlag

ISBN 978-3-86870-639-0

9,95 Euro

Kinostart am 23. Oktober 2014: GOOD LUCK FINDING YOURSELF

Diagnose: Fortgeschrittener Knochenkrebs und der Tod rückt in Blickweite.

Good Luck Finding Yourself

Mit der Diagnose Krebs ist unweigerlich die Reflektion auf das eigene bisherige Leben und die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ verbunden. Filmemacher Severin Winzenburg portraitiert und begleitet seine schwer an Krebs erkrankte Mutter Jutta Winkelmann, die sich mit ihrer Schwester und zwei Freundinnen sowie ihrem langjährigen Freund Rainer Langhans auf eine gemeinsamen Reise nach Indien begeben. Sie tauchen ein in eine andere, faszinierende Welt auf der Suche nach Heilung und Kraftquellen. Auf der Suche nach Glück und innerem Frieden wird der Betrachter mit auf eine für den Durchschnittsbürger Reise ins Fremde genommen und erhält die Möglichkeit der Reflektion anderer Betrachtungsweisen für die Weiterentwicklung der eigenen Perspektive.  Auch wenn man die Lebensentwürfe der Gruppenmitglieder nicht unbedingt teilt, erlebt man eine tapfer und nach Lebenskraft suchende Jutta Winkelmann, die alle Krisen, auch die der mitreisenden Gruppenmitglieder meistert und in einer anderen Welt neuen Zugang zu sich selbst findet.

Ein erster Eindruck bietet der neue Trailer mit dem Preview:

http://www.goodluckfindingyourself.de/goodluck.flv

Facebook: www.facebook.com/goodluckfindingyourself

Krebs und Sport: Krebspatienten belastbarer als bisher angenommen

Höhere Intensität und mehrmaliges wöchentliches Training sind möglich

 Young lady running on a rural road during sunset 
Foto: © Dudarev Mikhail – Fotolia.com

Krebserkrankungen gehören zu den häufigsten schweren Erkrankungen mit Todesfolge in der deutschen Bevölkerung. Neue Therapien haben jedoch dazu geführt, dass die Krebserkrankungen erfolgreicher behandelt werden können und auch bei nicht heilbaren Krebserkrankungen die Überlebenszeit deutlich gestiegen ist. Dies führt zur Frage nach unterstützenden therapeutischen Maßnahmen, die die Lebensqualität verbessern und gesundheitlichen Schäden durch Erkrankung und Therapie entgegen wirken.

Wenn die Krankheit diagnostiziert ist, der operative Eingriff vorgenommen wurde und die anstrengende Chemotherapie läuft, kann mit Bewegung oder leichtem Sport begonnen werden, welche die Lebensqualität verbessern, gesundheitliche Folgeschäden verhindern und unter Umständen das Leben verlängern. Eine wesentliche Frage ist, was und wie viel körperliche Aktivität darf während und nach der Therapie durchgeführt werden. Die bisherigen Empfehlungen sind noch eher zurückhaltend und vorsichtig bezüglich der Trainingsintensitäten und des Trainingsvolumens. Doch zunehmend belegen Studien mit Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen, dass die Patienten belastbarer sind als bisher angenommen. Darauf weisen die deutschen Sportärzte hin, die in der Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) organisiert sind.

Körperliche Aktivität kann beispielsweise das Fatiguesyndrom (Erschöpfungssyndrom) reduzieren. Heute ist gesichert, dass unterschiedliche Empfehlungen bei unterschiedlicher Fatigueausprägung festgelegt werden können. Die körperliche Intensität sinkt mit zunehmender Fatigueausprägung. So empfiehlt eine internationale Expertengruppe bei einer „leichten“ Fatigue höhere Intensitäten (Ausdauertraining: 20 bis 30 Minuten pro Session, 3 bis 5 Tage/Woche, bei 60 bis 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz / oder Krafttraining 60 bis 70 Prozent der Maximalkraft; 8 bis 12 Wiederholungen, 1 bis 2 Sätze, 2 bis 3 Tage/Woche). Bei einer starken Fatigue werden leichte Intensitäten empfohlen. Grundsätzlich kann Kraft- wie auch Ausdauertraining das Fatiguesyndrom reduzieren. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Trainingsumfänge (in Minuten) während der Chemotherapie deutlich kürzer sein müssen als in der Nachsorge. Der beste Effekt in der Nachsorge zeigt sich nach aktueller Datenlage möglicherweise bei einem Verbrauch von 3500 Kilokalorien pro Woche.

Um Depressionen oder Angstsymptome unter Chemotherapie zu reduzieren, scheint zurzeit eine geringe Trainingsdosierung mit moderater körperlicher Aktivität (das bedeutet in etwa 4 bis 5 Stunden Spazierengehen pro Woche) effektiver zu sein als höhere Dosierungen.

Zur Symptomreduktion bei Armlymphödemen nach Brustkrebs ist die Wassertherapie (zweimal pro Woche 60 Minuten) die effektivste Methode im Vergleich zu Bewegungsaktivitäten an Land.

Es muss auf jeden Fall berücksichtigt werden, dass Steigerungen von Intensität und Trainingsvolumen durch wissenschaftliche Studien für die verschiedenen Krebserkrankungen abgesichert sein sollten. Tatsächlich kann seit circa zehn Jahren eine stetig zunehmende Generierung von wissenschaftlichen Studien beobachtet werden. Obwohl damit noch ein recht junges Forschungsgebiet, ist die körperliche Aktivität als unterstützende Therapie im Kreise der ernstzunehmenden Komplementär-, Rehabilitations- und Sportmedizin endgültig angekommen.

 

Es ist mittlerweile klar, dass der onkologische Patient ein unterstützendes therapeutisches Trainingsprogramm unter Berücksichtigung der Krebsentität (Symptomenkomplex), der medizinischen Therapie und den damit verbundenen Aus- und Nebenwirkungen benötigt. Zudem müssen persönliche Interessen und Ressourcen des Betroffenen bei der Trainingssteuerung berücksichtigt werden. Letztlich muss immer der Anspruch in Wissenschaft und Therapie die optimale Einstellung des einzelnen Patienten im Sinne der Individualisierung sein.

Eine große Herausforderung stellen die sich rasant ändernden medizinischen Therapieoptionen dar, die zum einen immer häufiger echte Heilung und zum anderen ein immer längeres Leben mit der Krebserkrankung bedeuten. Dadurch erhalten stetig mehr Menschen mit oder nach Krebs Zugang zu bewegungstherapeutischen Programmen. Auf diese Weise wird auch in Zukunft die Nachfrage nach Trainingskonzepten entsprechend des „State of the Art“ größer werden. Die Trainingskonzepte beinhalten unterschiedliche Trainingsformen wie zum Beispiel Ausdauertraining und Krafttraining. Dabei sollte ein komplexes Trainingsprogramm mit unterschiedlichen Trainingsinhalten angeboten werden, das nicht nur im moderaten Belastungsbereich angesiedelt ist, sondern Patienten angepasst durchaus höhere Belastungen und mehrmals wöchentliches Training beinhaltet. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Effekt des Trainings nur erzielt werden kann, wenn eine Regeneration stattfindet und in den Trainingsplan einbezogen wird. Dies umso mehr als Krebspatienten ein verändertes Regenerationsverhalten zeigen. Eine sinnvolle Planung mit Wechsel von Trainingsbelastung und Regenerationsphasen, angepasst an die Voraussetzungen der Erkrankung, der Therapie und des Patienten sind notwendig und die Herausforderung der Zukunft.

DGSP

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V.

www.dgsp.de

 

Bloch_WEB

Autor: Universitätsprofessor Dr. med. Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin Abteilung für Molekulare und Zelluläre Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln

 

 

„Wie sag ich`s nur? Mit meinem Kind über Krebs reden“ – Beratungsangebot für Kinder krebskranker Eltern der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft

»Kinder bemerken schnell, wenn in ihrer Familie etwas nicht stimmt. Dabei sind ihre Phantasien meist schlimmer als die Realität«, sagt Stephanie Krüger, Psychoonkologin der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft (SAKG). In ca. 3.000 Familien mit minderjährigen Kindern in Sachsen-Anhalt erkrankt jedes Jahr ein Elternteil an Krebs. Das Beratungsangebot für Kinder krebskranker Eltern der SAKG zielt darauf ab, in den Eltern-Kind-Beziehungen eine Basis zu finden, auf deren Grundlage an den familiären Spannungen gearbeitet werden kann. Eine Diagnose bringt erhebliche Umstellungen mit sich.

Stephanie-Krüger_Foto-SAKG_KLEINER_FREI Foto: Psychoonkologin und Sozialarbeiterin Stephanie Krüger von der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e.V.

Was sich aus kindlichen Phantasien entwickeln kann, lässt sich meist in ihren Folgen nicht absehen. Kinder nässen plötzlich wieder ein, ziehen sich zurück oder werden verhaltensauffällig. Schulische Probleme sind in der familiären Beziehungsdynamik womöglich das geringere Übel. Warum sollten Eltern ihre Kinder mit der eigenen Erkrankung belasten? Das renkt sich mit der Zeit doch alles von selbst wieder ein? Mitnichten, sagen Familientherapeuten. Neue Erkenntnisse in der kindzentrierten Familienberatung belegen, in welchen Dimensionen psychische Belastungen bei Kindern auftreten, wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt.

Nach der Diagnose Krebs und dem damit verbundenen Schock ist das betroffene Familienmitglied zunächst mit sich selbst beschäftigt. Für die Operation, Medikation, Therapiepläne und Reha sind wichtige Entscheidungen zu treffen. Das familiäre Umfeld muss sich in die neuen Rollen finden, die Kinder auch. Aber wie? Sorgen machen sich breit, vermischen sich mit Angst und münden nicht selten in einer Überforderung.

Wenn der achtjährige Paul sein Zimmer manchmal nicht aufräumt, hört er seine Mutter oft sagen: „Das macht mich ganz krank.“ Und wenn sie tatsächlich krank wird, denkt Paul, er wäre Schuld. Die Eltern haben keine Vorstellung von Pauls Gedankenwelt. Falsch verstandene Fürsorge, den Jungen schützen zu wollen, in dem er von der Erkrankung ferngehalten wird, kann dazu führen, dass Paul sich ausgegrenzt fühlt oder Schuldgefühle entwickelt. Im Extremfall kann dies zu verstärkter Aggression und Depression führen.

Genau an diesem Punkt setzt das Beratungsangebot „Wie sag ich`s nur? Mit meinem Kind über Krebs reden“ der SAKG an. Kinder und Jugendliche sind weitaus belastbarer als Erwachsene denken. In offenen Gesprächen können Missverständnisse geklärt sowie Vertrauen innerhalb der Familie gefestigt werden. Eine Psychoonkologin sowie eine Kinder- und Jugendpsychologin klären im Erstgespräch Fragen wie: Wie viel Information braucht mein Kind über die Krebserkrankung und wann? Was sind typische Reaktionen von Kindern auf die Erkrankung eines Elternteils? Wie spricht man mit Kindern über die veränderte Situation? Was hilft jetzt?

Im Beratungsraum der SAKG finden die Kinder und ihre Eltern eine angenehme und diskrete Atmosphäre. Er ist gemütlich und kindgerecht eingerichtet, z. B. mit zwei Puppen: „Enno“ und dem „Sorgenfresser“. »Mit der pädagogischen Handpuppe „Enno“ können jüngere Kinder ihre Sorgen und Ängste in den „Sorgenfresser“ stecken. Es braucht manchmal unkonventionelle Methoden, um das Eis zu brechen«, sagt die Sozialarbeiterin Stephanie Krüger.

Angebote für krebskranke Eltern:

  • · Vorbereitung und Begleitung des Eltern-Kind-Gesprächs
  • · Anregungen zur Auseinandersetzung mit der individuellen Situation
  • Beratung und Unterstützung bei der Bewältigung von belastenden Situationen bei Kindern und Jugendlichen
  • Tipps zur Krisenprävention
  • praktische Hinweise und Literaturempfehlungen

Angebote für Kinder und Jugendliche:

  • altersgerechte Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf das Eltern-Kind-Gespräch
  • Hilfestellungen zur Verarbeitung von Ängsten und Sorgen sowie körperlich-seelischer Belastungen

Infos und Kontakt innerhalb von Sachsen-Anhalt:

Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e. V.

Stephanie Krüger
Paracelsusstraße 23
06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 4788110
E-Mail: info@sakg.de
Internet: www.sakg.de
 
Betroffene und Interessierte außerhalb von Sachsen-Anhalt können Rat und Hilfe von ihrer Landeskrebsgesellschaft
http://www.onkoscout.de/adressen/landeskrebsgesellschaften ) oder sich an eine der nächsten Krebsberatungsstellen wenden: Diesen Beitrag weiterlesen »

Loslassen können….

von Dr. Iris Huth

Foto: Dr. Iris Huth

Foto: Dr. Iris Huth

Immer wenn die Feiertage, oder sonstige freudige Anlässe des Schenkens und Beschenktwerdens vorüber sind, fragen wir uns vielleicht nach einiger Zeit was davon übrig geblieben ist. Denn irgendwann ist auch das beste Parfum aufgebraucht, sind Leckereien verspeist, die Garantiezeiten der technischen Gaben verfallen oder der ehemals schöne Pullover in der Altkleidersammlung gelandet.

Wir schenken, weil wir es uns leisten können, gönnerhaft, generös sind, aus Prestige oder gar aus Pflichtgefühl, mit mehr oder minder großen Absichten. Was wir geben, sagt viel über uns aus, so wie es oftmals auch Besitztümer anzeigen sollen.

Doch wie erfüllend und nachhaltig sind all diese materiellen Dinge? Eine erste Antwort findet diese Frage, wenn wir bemerken, dass uns alles nur auf Zeit gehört. Es sind Leihgaben, so wie unser ganzes Leben auch. Wir können naturgegeben nichts für immer festhalten, für uns behalten, mitnehmen – wir sind daher per se gezwungen immer wieder abzugeben, uns loszulösen…

 Gewohnheiten

Gerade wenn uns jemand oder etwas lieb und teuer geworden ist, wird es besonders schwer für uns loszulassen. Der Wunsch nach Routine, Verlässlichkeit, Sicherheiten lässt uns am Gewohnten festhalten, ja oftmals vehement klammern – das ist eine ganz natürliche Reaktion.

Warum fällt uns das Loslassen so unglaublich schwer? Woran liegt das? Loslassen gleicht manchmal einem inneren Abschied. Die Endgültigkeit des Loslassens ist es, die vielen Menschen Angst bereitet, da man nicht weiß was man stattdessen bekommt, vor allem wenn man bereits zuvor sehr viel investiert hat.

Was bedeutet dabei loslassen ganz konkret? Loslassen zu können ist eine besondere Form der Anpassung an ein Ereignis oder an einen Sachverhalt. Wir akzeptieren dabei eine Situation, einen Zustand der uns geschieht und unseren Wünschen und Vorstellungen widerspricht. Letzteres ist vor allem bei einer Krankheit der Fall. Sie passt nicht in unser Konzept und doch müssen wir lernen damit umzugehen und uns mitunter auch von unseren bisherigen Maßstäben und Vorstellungen lösen.

Wie können wir uns auf den Weg des Loslassens begeben? Loslassen beginnt im Kopf. Aber loslassen zu können geschieht nicht von heute auf morgen, es ist ein langfristiger Prozess. Wenn wir uns lösen, entscheiden wir uns, unseren Blick weg von der belastenden Situation hin zu einer anderen Richtung, einer anderen Perspektive oder einfach nur nach vorne zu richten. Das ist nicht immer eine einfache Sache und wir starten dabei mit den unterschiedlichsten Gefühlen wie Trauer, Wut oder Angst. Viele Gedanken kreisen in uns mit Fragen wie z.B.: „Warum ist das mir passiert?“ „Wieso ist das Schicksal so ungerecht?“

Strategien

An dieser Stelle wird es wichtig, Strategien im Umgang mit der Situation zu entwickeln, d.h. sich der eigenen Lage bewusst zu werden, schauen wo man gerade steht. Es gilt Möglichkeiten hierfür zu eruieren und nicht zuletzt den Zustand zu akzeptieren, in dem wir uns befinden – auch wenn er uns nicht behagt.

Im nächsten Schritt kann es hilfreich sein, sich Menschen anzuvertrauen, die sich in einer ähnlichen Situation befanden oder befinden und sie zu fragen, wie sie die schwierigen Zeiten gemeistert haben. Mit ihnen kann es leichter fallen Vertrauen und Hoffnung zu entwickeln, dass es Lösungen geben kann.

 neue Impulse

Sich Selber verzeihen können, ist auch eine Form des Loslassens. Milde mit sich umzugehen, sich nicht zu zermartern, ob man alles richtig gemacht hat. Wer nicht loslassen kann, hat oft auch noch etwas mit sich und anderen zu klären. Suchen Sie Klärung, heben Sie Blockaden auf und werfen Sie Ballast ab. Sie werden sich danach losgelöster, befreiter und vielleicht auch gelassener fühlen.

Loslassen ist nicht gleichbedeutend mit Resignation, es kann auch etwas Neues bedeuten. Vielleicht kann es ein neuer Anfang sein, ein Beginn ein bewussteres Leben zu führen. Es kann der Impuls sein, endlich seine Wünsche zu verwirklichen, in dem man sich von altgewohnten Konventionen trennt, eingefahrene Wege verlässt und langgehegte Träume zur Erfüllung bringt.

 Wertesystem

Was hilft uns beim Loslassen? Eine Hilfe könnte der Aufbau einer neuen persönlichen Werteskala, eines neuen individuellen Wertesystems sein – weg von materiellen Dingen, hin zu einer sogenannten „Erlebniskultur“. Sowohl in guten als auch in weniger guten Zeiten lebt der Mensch von guten Erlebnissen, die er sich ins Gedächtnis ruft. Man lebt von den inneren Bildern die bei guten Zusammenkünften mit der Familie, Freuden, lieben Menschen um uns entstanden sind. Wir leben von freundlichen Begegnungen und Situationen. Das können auch schöne Reiseerinnerungen, ein Ausflug oder einfach andere angenehme Begebenheiten sein, die uns ein wundervolles „Kopfkino“ bescheren – auch wenn wir uns mal nicht so gut fühlen.

Denken wir noch einmal darüber nach was uns langfristig Freude bereitet – denn hier schließt sich der Kreislauf zu den anfänglichen Überlegungen was nachhaltige Geschenke sein können.

Sowohl wenn wir schenken, als auch wenn wir bedacht werden, sind es meist keine materiellen Gaben an denen wir über längere Zeit Spaß haben, sondern es ist etwas viel Kostbareres, nämlich Zeit. Zeit die wir mit anderen Menschen verbringen. Zeit, die verbunden mit guten Erfahrungen und Geschehnissen ist. Beschenkt werden mit neuen Eindrücken und guten Emotionen.

Alle materiellen Dinge sind nur Leihgaben. Was uns aber keiner nehmen kann, was uns bis zuletzt gehört, sind unsere Erinnerungen und das Wissen sein Leben nicht versäumt zu haben.

Im HIER und JETZT…

Bild mit TürOktober 2012
Dr. Iris Huth

Hilfen und Anregungen für ein bewusstes Leben
„Das Tagesgeschenk“
 „Stell dir vor, jeden Morgen stellt dir deine Bank 86.400 Euro auf deinem Konto zur Verfügung. Du kannst den gesamten Betrag an einem Tag ausgeben. Allerdings kannst du nichts sparen. Was du nicht ausgegeben hast, verfällt. Aber jeden Morgen, wenn du erwachst, eröffnet dir die Bank ein neues Konto, mit neuen 86.400 Euro. Außerdem kann die Bank das Konto jederzeit ohne Vorwarnung schließen. Sie kann sagen: das Spiel ist aus. Was würdest du tun? Dieses Spiel ist Realität: Jeder von uns hat so eine magische Bank: die Zeit. Diesen Beitrag weiterlesen »

“Nichts verschieben einfach leben “

BroschürencoverKrebsmagazin – Ausgabe Februar 2012
 Aus interessantem Patientenprojekt wurde Broschüre

„Die Krankheit hat uns zusammengebracht und es war eine ganz intensive Zeit die wir während des Shootings hatten, mit viel Lachen und tollen Gesprächen.“

 Die Autorin und Fotografin Angela Hasse, bekannt durch Bücher, Vorträge, Arbeiten und Fotoausstellungen insbesondere zum Thema Krebs, hat 4 Frauen zu einem Fotoshooting eingeladen und herausgekommen ist eine Broschüre, welche die Lebensintensität der Frauen erahnen lässt. Vier Frauen mit unterschiedlichen Hintergründen treffen aufeinander, anfangs wurde noch viel geredet, doch dann nehmen sie sich gegenseitig mit auf eine spannende Reise Diesen Beitrag weiterlesen »

Frühzeitig um Haarersatz kümmern

Krebsmagazin – Ausgabe November 2010
Fast immer ist eine Chemotherapie häufig mit Haarverlust verbunden. Dies ist gerade für Frauen mit vielen Ängsten verbunden, denn der Abschied vom eigenen Haar fällt schwer und Ängste werden geweckt, auch wenn der Haarausfall nur vorübergehend ist. Immer mehr Brustzentren achten daher bei der Auswahl ihrer Kooperationspartner im Bereich Haarersatz auf die Spezialisierung der Haarstudios. Bei Auswahl und Beratung sollten die kooperierenden Haarersatzanbieter speziellen Bedürfnisse und Anforderungen der Krebspatienten im Mittelpunkt stehen. Hierzu gehören beispielsweise spezielle Räumlichkeiten, entsprechend hygienische Gegebenheiten und schließlich auch eine psychoonkologische Schulung des Personals. Betroffenen empfehlen Perückenanbieter sich möglichst frühzeitig und noch vor Beginn einer mit Haarausfall bedingten Therapie, mit der Auswahl einer geeigneten Perücke zu befassen.

Krebs – was kann ich tun?

BuchcoverKrebsmagazin – Ausgabe November 2010
Buchtipp +++
Das neue Buch der Landshuter Onkologin Dr. Ursula Vehling-Kaiser ist ein wertvoller Begleiter für Tumorpatienten, die mehr Wissen wollen über Wirkungsweise wichtiger Krebsmedikamente. Geleitet von der Frage: „Was kann ich tun?“ beantwortet die Autorin aber auch häufig gestellte Patientenfragen und gibt zahllose Tipps, wie Patienten ihren Weg durch die Therapien und den häufig damit verbundenen Nebenwirkungen am besten meistern können. Auf 85 der insgesamt 200 Seiten stellt die Autorin ausführlich die am häufigsten verwendeten Krebstherapeutika vor, nennt Anwendungsgebiete und Nebenwirkungen und gibt wichtige Ratschläge für Patienten. Eine sehr gute und informative Lektüre für Patienten und Angehörige, die dazu dient Patienten zu Experten in eigener Sache zu machen. ISBN 978-3-88603-970-8, 19,90 E erschienen im Zuckerschwerdtverlag

Kinderhospiz „KinderLeben e.V.

Foto Frau Ester PeterKrebsmagazin – Ausgabe Mai 2010
Ester Peter KinderLeben e.V. ,Hamburg  http://www.hamburg-kinderleben.de/  Mail: leitung@hamburg-kinderleben.de

Das 1. Deutsche Tages-Kinderhospiz „KinderLeben e.V.“ hat in Hamburg eröffnet!

Der Verein KinderLeben e.V. wurde im April 2008 auf Initiative von Ester Peter gegründet. Dieser Verein ist Träger des Tages-Kinderhospiz KinderLeben®.

Vielfältige Möglichkeiten bieten die Räume, die z.B. das sog. Motorikzentrum beherbergen oder aber für die Musiktherapie reserviert sind. Diesen Beitrag weiterlesen »

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