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AML (Akute myeloische Leukämie) – Neues Medikament verlängert deutlich Überlebenszeit
Ein internationales Konsortium hat unter deutscher Beteiligung – unter anderem mit Wissenschaftlern von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) – erfolgreich eine neue Therapie zur Behandlung der Akuten myeloischen Leukämie (AML) entwickelt. Mit dem Einsatz des Medikaments Midostaurin zusätzlich zur standardgemäßen Behandlung kann das durchschnittliche Gesamtüberleben von AML-Patienten mit einer speziellen Genmutation – des FLT3-Gens – von 25,6 Monaten auf 74,7 Monate verlängert werden. Von der MHH sind Professor Dr. Arnold Ganser und Professor Dr. Jürgen Krauter (Chefarzt der Klinik f. Hämatologie und Onkologie am Klinikum Braunschweig) Koautoren. “Die Studie ist deshalb so wichtig, weil sie nach vielen Jahrzehnten erstmals wieder zu einer Neuzulassung eines Medikamentes für jüngere Patienten mit AML geführt hat”, sagt Professor Ganser, Direktor der Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation. Dieses Medikament wird für jeden dritten Patienten mit AML den Behandlungserfolg deutlich verbessern. Die Ergebnisse sind in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht (June 23, 2017; DOI: 10.1056/NEJMoa1614359). Midostaurin ist kein Chemotherapeutikum, sondern gehört zur Gruppe der molekular wirkenden Medikamente, die gezielt genetische Veränderungen in den Tumorzellen ausnutzen. Es ist vom Bakterium Streptomyces staurosporeus abgeleitet, das die Teilung der leukämischen Zellen verhindert, indem es die Weiterleitung von Signalen, unter anderem des Wachstumsfaktors FLT3 aber auch anderer Kinasen, blockiert. Um Midostaurin einsetzen zu können, müssen die Leukämiezellen bestimmte Mutationen in einem ganz bestimmten Gen, dem FLT3-Gen, aufweisen. Dies wird vor Beginn der Therapie getestet. “Bei etwa einem Drittel der AML-Patienten lassen sich diese spezifischen FLT3-Mutationen nachweisen und gezielt für die Therapie ausnutzen”, erklärt Professor Ganser. “An der MHH besteht eines der weltweit acht Labore, in denen im Rahmen der Studie Patientenzellen auf diese genetischen Veränderungen geprüft wurden.” Dazu werden im Hämatologisch-molekulargenetischen Labor der MHH-Klinik von Professor Ganser unter der Leitung von Professor Dr. Michael Heuser und Privatdozentin Dr. Felicitas Thol die Tumorzellen auf eine Vielzahl von Mutationen (Veränderungen) getestet, um die jeweils beste Therapie zu identifizieren.
Prof. Dr. Arnold Ganser (links) im Gespräch mit Privatdozentin Felicitas Thol und Prof. Dr. Michael HeuserDie Amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat Ende April Midostaurin in Kombination mit der herkömmlichen Chemotherapie zur Behandlung der AML zugelassen, die Schweiz wenige Tage später. Die Zulassung für die übrigen europäischen Länder durch die EMA (European Medicines Agency) wird wohl noch in diesem Jahr erfolgen. “Für uns bedeutet es einen großen Erfolg in der klinischen Forschung zum Wohle der Patienten”, betont Professor Ganser.
Quelle: MHH Medizinische Hochschule Hannover vom 4. Juli 2017
Abstract der Studiendaten im “The NEW ENGLAND JOURNAL of MEDICINE” - http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1614359#t=abstractNeue innovative Medikamente vom Gemeinsamen Bundesausschuss mehrfach mit “Zusatznutzen nicht belegt” bewertet – Medizinische Fachgesellschaften sehr besorgt über diese Entwicklung
Ob beim Lungenkrebs, chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) oder Dickdarmkrebs: Trotz Verlängerung der Überlebenszeiten wird neuen innovativen Medikamenten der Zusatznutzen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) in Frage gestellt.
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. und die Arbeitsgemeinschaft für Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft befürchten, dass diese Tendenz den Zugang zu neuen Arzneimitteln insbesondere für Krebspatienten in schwierigen oder fast aussichtslosen Situationen gefährdet.
In den letzten Wochen hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) mehrfach die Festlegung „Zusatznutzen nicht belegt“ für Krebsmedikamente getroffen, obwohl diese die Überlebenszeit der Patienten verlängern. Auch wurde innovativen Präparaten für die chronische lymphatische Leukämie und das Lungenkarzinom kein Zusatznutzen gerade in den Patientengruppen zugesprochen, in denen der höchste, ungedeckte, medizinische Bedarf besteht.
Die frühe Nutzenbewertung nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) wurde 2010 mit dem Ziel eingeführt, den Zusatznutzen neuer Arzneimittel als Grundlage der Preisbildung zu verwenden. Das Verfahren ist aufwändig, umfasst Dossiers der pharmazeutischen Unternehmer von 1.000 und mehr Seiten, einen Bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bzw. des G-BA und eine Anhörung, an der auch die wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften beteiligt sind. Einer der großen Vorteile des Verfahrens liegt in wertvollen, zusätzlichen Informationen über neue Arzneimittel. Die Nutzenbewertung hat aus Sicht von DGHO und AIO bisher gut funktioniert. Sie muss ein lernendes System bleiben. Allerdings wurden in mehreren Verfahren der letzten Wochen vom G-BA überraschend negative Festlegungen getroffen. Sie sind Anlass, auf eine sich andeutende Fehlentwicklung hinzuweisen.
„Zusatznutzen nicht belegt“ trotz Verlängerung der Überlebenszeit
Bei drei im September 2016 abgeschlossenen Verfahren der frühen Nutzenbewertung (Ramucirumab beim Dickdarmkrebs, Ramucirumab beim Lungenkrebs, Necitumumab beim Lungenkarzinom) führt die Kombination der neuen Antikörper mit konventioneller Chemotherapie in großen randomisierten Studien zu einer signifikanten Verlängerung der mittleren Überlebenszeit, rechnerisch um 14 bis 21 Prozent gegenüber der Chemotherapie allein. Die Gabe dieser Antikörper ist mit Nebenwirkungen belastet, bei Ramucirumab u. a. mit einem stärkeren Abfall der weißen Blutkörperchen als mit Chemotherapie allein, mit Fatigue und mit erhöhtem Blutdruck. Bei Necitumumab tritt vor allem eine Hautreaktion auf.
In der Praxis werden Krebspatienten vor dem Therapiestart ausführlich über den Nutzen und die Nebenwirkungen neuer Arzneimittel aufgeklärt. Der Patient entscheidet, wie wichtig ihm die mögliche Verlängerung der Überlebenszeit gegenüber dem Risiko von Nebenwirkungen ist. Auch nach der Entscheidung für die Therapie mit einem neuen Arzneimittel kann er die Behandlung beim Auftreten belastender Nebenwirkungen jederzeit abbrechen.
Der G-BA hat in den drei Verfahren nicht aus dieser Patientensicht, sondern nach der Formel entschieden:
Verlängerung der Überlebenszeit – Nebenwirkungen = Zusatznutzen nicht belegt
Ähnlich war auch schon das Vorgehen zu Regorafenib beim Dickdarmkrebs im April 2016. Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie erläutert: „Für viele Patienten ist eine mögliche Verlängerung der Überlebenszeit die dominierende Motivation für eine Krebstherapie. Dafür sind sie auch bereit, Nebenwirkungen zumindest bis zu einem bestimmten Ausmaß in Kauf zu nehmen.“
„Zusatznutzen nicht belegt“ trotz hoher Ansprechraten
Innerhalb bestimmter Krebskrankheiten können heute vielfach Subgruppen – oft auf der Basis molekularer Faktoren – mit besonders ungünstiger Prognose identifiziert werden. Bei der chronischen lymphatischen Leukämie gehören dazu Patienten mit del17p bzw. der TP53 Mutation. Der orale Kinase-Inhibitor Idelalisib führt bei dieser Hochrisikogruppe in Kombination mit Anti-CD20-Antikörper zu Remissionsraten von etwa 80 Prozent sowie einer signifikanten Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit. In der Neubewertung des Zusatznutzens von Idelalisib wurde der Subgruppe von Patienten mit del17p bzw. TP53 Mutation kein Zusatznutzen zuerkannt. „Idelalisib ist eine unverzichtbare Behandlungsoption für CLL-Patienten mit 17p- oder TP53 Mutation“, erklärt Prof. Dr. Michael Hallek, Vorsitzender der DGHO Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und Leiter der deutschen CLL-Studiengruppe.
Eine prognostisch sehr ungünstige Gruppe beim EGFR-mutierten Lungenkarzinom sind Pati-enten mit einer T790M-Mutation. Sie sind resistent gegenüber den sonst hoch wirksamen Tyrosinkinase-Inhibitoren. Der neue Kinase-Inhibitor Osimertinib wirkt gezielt bei dieser vorbehandelten Patientengruppe mit einer Ansprechrate von über 60 Prozent und einer progressionsfreien Überlebenszeit von fast 10 Monaten. Auch Osimertinib wurde in der aktuellen Nutzenbewertung kein Zusatznutzen zugesprochen. „Osimertinib ist eine genau für einen spezifischen Resistenzmechanismus entwickelte Substanz mit hoher klinischer Wirksamkeit und guter Verträglichkeit. Ohne diese Substanz ist die optimale, gezielte Behandlung dieser gut definierten Subgruppe von Patienten mit einer EGFR-Resistenzmutation nicht gegeben“, so Prof. Dr. Martin Reck, Chefarzt des Onkologischen Schwerpunktes der Lungenfachklinik Grosshansdorf und Beisitzer im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft (AIO).
DGHO und AIO plädieren für eine stärker patientenzentrierte Nutzenbewertung neuer Arzneimittel mit höherer Gewichtung von Endpunkten wie Überlebenszeit gegenüber potenziellen, reversiblen Nebenwirkungen. In der Praxis ist es ureigene ärztliche Aufgabe gemeinsam mit dem Patienten die Abwägung von individuell erzieltem Erfolg und individuell auftretender Toxizität kontinuierlich im Behandlungsverlauf neu zu bewerten. Auch plädieren wir für einen Fokus auf Patientengruppen mit ungedecktem, medizinischem Bedarf. Bei Vorliegen überzeugender Daten zum Ansprechen und zur Verträglichkeit sollte ein befristeter Zusatznutzen ausgesprochen werden. Unabhängige Register können helfen, den Zusatznutzen in der Versorgungsrealität zu quantifizieren. Durch die G-BA Festlegung „Zusatznutzen nicht belegt“ werden Patienten und verordnende Ärzte verunsichert mit dem Risiko, dass ein wirksames Präparat gar nicht eingesetzt wird.
Quelle: DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. sowie Arbeitsgemeinschaft internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.
TOP-Infos zu modernen Krebsmedikamenten: Arzneimittel bewertung wird neue Rubrik auf Onkopedia.com
Immuntherapie in der Onkologie – neue Standards und zukünftige Strategien
Das Immunsystem stärken, um den Krebs zu bekämpfen. Das ist seit langem der Wunsch vieler Patientinnen und Patienten sowie Krebstherapeuten. Genährt wird diese Hoffnung aus Einzelfallbeobachtungen eines spontanen Tumorrückgangs, sowie durch therapeutische Erfolge mit immunstimulierenden Medikamenten insbesondere beim malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs, sowie dem Nierenzellkarzinom. Frühe immunaktivierende Therapien mit Interferon und Interleukin-2 in den 1980er Jahren waren sehr nebenwirkungsreich. Die Behandlung mußte meist stationär auf einer Überwachungseinheit durchgeführt werden. Ein Langzeit-Therapieerfolg war nur bei einzelnen Patienten zu verzeichnen.
Die Frage war, wie Tumoren es schaffen sich vor dem Immunsystem zu verstecken oder es ruhigzustellen. Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat einige dieser Mechanismen aufgedeckt und daraus neue Immuntherapien für Tumoren abgeleitet.
T-Zellen sind die „Polizisten“ des Immunsystems. Sie werden durch eine Vielzahl an Signalen ruhiggestellt oder auch aktiviert. Dies geschieht an sogenannten Immun-Kontrollpunkten (Checkpoints). Hier können Tumorzellen regulierend eingreifen, um sich vor dem Zugriff des Immunsystems zu schützen. Der CTLA-4 (anti–cytotoxic T-lymphocyte– associated antigen 4) und der PD-1 (programmed cell death protein 1)-Signalweg sind dafür von zentraler Bedeutung. Gegen beide Stoffwechselwege wurden blockierende Antikörper entwickelt. Dadurch werden die schlafenden T-Zell-„Polizisten“ wieder aufgeweckt und gegen den Tumor in Marsch gesetzt.
In einem Symposium des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg wurden im Februar 2015 die seit kurzem zugelassenen und die noch in klinischen Studien befindlichen Therapieansätze der Modulation von Immun-Kontrollpunkten für verschiedene häufige Tumorarten beleuchtet.
Malignes Melanom
Antikörper-basierte immunaktivierende Therapien mit CTLA-4 und PD-1 als Zielstrukturen haben in kurzer Zeit aufgrund der beeindruckenden Erfolge eine breite Anwendung gefunden. Inzwischen liegen beim Malignen Melanom für den CTLA-4 Antikörper Ipilimumab Erfahrungen mit mehr als 5000 Patienten aus den klinischen Studien und dem Markteinführungsprogramm vor.
Erstmals wurde mit Ipilimumab beim metastasierten Melanom in 20% der Patienten ein stabiles Langzeitüberleben nach 3 Jahren beobachtet. So gute Zahlen lassen sich auch nicht mit den neuen für BRAF-mutierte Melanome zugelassene Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) erzielen. Als neue Zielstruktur ist nun PD-1 hinzugekommen. Nivolumab ist ein PD-1 Antikörper mit dem die meisten Erfahrungen vorliegen. Er wird allein und in Kombination eingesetzt.
Im Jahr 2013 berichtete die Studiengruppe um Wolchok ihre Erfahrungen einer Kombination der anti-CTLA-4 und anti-PD-1 Antikörper. Sie konnten beim metastasierten Melanom ein Überleben von 88% der Patienten nach zwei Jahren berichten.
Beim metastasierten malignen Melanom kann –wie von Alexander Enk (Heidelberg) dargestellt- mit dem PD-1 Antikörper Nivolumab allein eine mittlere 2-Jahres-Überlebensrate von 42% erzielt werden.
Dies ist mehr als durch die bisher verfügbaren Ansätze mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Vemurafenib, mit dem CTLA-4 Antikörper Ipilimumab oder einer Chemotherapie erreicht werden kann. Das war noch vor kurzem ein nicht erreichbar scheinendes Ziel. Die Therapie erfolgte dabei ambulant und ist unaufwendig. Die Nebenwirkungen können allerdings gravierend sein und es braucht einen erfahrenen Onkologen, um damit sicher umgehen zu können. Häufig kommt es durch die Immunaktivierung und den Kampf der Immunzellen gegen den Tumor in der Bildgebung zunächst zu einer Größenzunahme, einer Pseudoprogression, bevor eine Regression eintritt. Deshalb sollte das objektive Therapieansprechen erst nach 6-8 Wochen beurteilt werden. Interessant ist auch, dass bei einer Tumorzunahme eine nochmalige Gabe einer solchen immunstimulierenden Therapie wieder wirksam sein kann.
Tumoren, die besonders gut ansprechen sind solche mit einer hohen Zahl an Erbgutveränderungen im Tumor, das heißt hohen Mutationsraten. Die Tumorzellen unterscheiden sich dadurch stärker von den normalen Körperzellen und sind deshalb für das Immunsystem leichter erkennbar.
Im April 2015 gab die Europäische Arzneimittelbehörde EMA deshalb ein positives Votum für die Zulassung von Nivolumab für die Behandlung des fortgeschrittenen Malignen Melanoms.
Lungenkrebs / Bronchialkarzinom
Die Rolle der neuen Immunaktivatoren beim Lungenkarzinom wurde ausführlich von Helge Bischoff (Heidelberg) beleuchtet. Die Wirksamkeit des CTLA-4 Antikörpers Ipilimumab beim Bronchialkarzinom wurde bereits 2012 von einer internationalen Studiengruppe gezeigt und inzwischen an einer größeren deutschen Patientengruppe 2013 bestätigt.
Der PD1 Antikörper Nivolumab wurde von der Gruppe um Brahmer eingesetzt und zeigte beim Plattenepithelkarzinom in der Check-Mate 017 Studie ein 1-Jahres Überleben von 42% in der ersten Studien und in der CA209-003 Studie eine mediane Response-Dauer von 75 Wochen. Die Überlebenszeit liegt damit fast doppelt so hoch wie es mit einer konventionellen Chemotherapie mit Docetaxel bisher erreichbar war. Diese Daten veranlassten die Europäische Arzneimittelbehörde zu einem positiven Votum für Nivolumab. Eine Zulassung für die Therapie fortgeschrittener oder metastasierter Plattenepithel-Bronchialkarzinome nach Chemotherapie-Vorbehandlung ist im Juli 2015 erfolgt.
Auch mit dem PD1-Ligand Antikörper Pembrolizumab wurde von Garon und Mitarbeitern auf der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für Onkologie für das Adeno-Bronchialkarzinom ein Gesamtüberleben von 40%-80% berichtet. Dies war abhängig von der PD1 Expression im Tumor.
Mit dem PD1-Ligand Antikörper MPDL3280A, wurde -unabhängig ob es sich um ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom mit Plattenepithel- oder Adenokarzinom-Histologie handelte- eine Ansprechrate von 85% beobachtet. Nach 6 Monaten betrug das progressionsfreie Überleben 45%. Die besten Ansprechraten fanden sich auch hier bei der höchsten PD1-Ligand-Expression.
Nierenzellkarzinom
Interessante Daten zu urologischen Tumoren wurden von Carsten Grüllich (Heidelberg) vorgestellt. Der PD1-Antikörper Nivolumab erzielte in der CA209-010 Studie beim metastasierten Nierenzellkarzinom ein 2-Jahres-Überleben von 50%, sowie ein Langzeitansprechen bei 20%. Dies unterschied sich von einer Ansprechrate von 22% bei Patienten mit hoher PD1-Expression im Tumor zu 8% bei solchen mit niedriger Expression. Mit einem Gesamtüberleben von im Mittel 25 Monaten sind die Ergebnisse mit dem immunstimulierenden Antikörper besser als die in den AXIS, RECORD-1 und weiteren Untersuchungen veröffentlichten Ergebnisse mit Tyrosinkinaseinhibitoren beim Nierenzellkarzinom. Die Kombination von Nivolumab und Ipilimumab in der Ca209-016 Studie zeigte ein Ansprechen mit anhaltender Wirksamkeit in 80% der Patienten und ein Überleben von 65% nach zwei Jahren. Immerhin setzen aufgrund der Nebenwirkungen 30% der Patienten die Therapie ab. Selbst bei diesen fand sich in 45% noch ein anhaltendes Tumoransprechen. Dies legt nahe, dass bereits eine einmalige Aktivierung des Immunsystems ausreichen könnte, um wieder die Kontrolle über den Tumor zu gewinnen. Phase-III Studien in der ersten Therapielinie sind beim metastasierten Nierenzellkarzinom geplant. Auf der Basis vorliegender Daten wird zunächst voraussichtlich eine Zulassung immunstimulierender Antikörper nach Versagen von Tyrosinkinaseinhibitoren beantragt.
Die simultane Kombination von Nivolumab mit den für das Nierenzellkarzinom zugelassenenen TKI Sunitinib oder Pazopanib war in der CA209-016 Studie zwar sehr gut wirksam. In 70% bis 80% der Patienten traten jedoch höhergradige Nebenwirkungen auf. Dabei handelte es sich vorwiegend um TKI-typische Nebenwirkungen. Als Weiterentwicklung werden innovative Ansätze wie z.B. sequentielle Therapien geprüft.
Beim Prostatakarzinom ist die Wirksamkeit immunstimulierender Antikörper bisher nicht belegt. Eine Studie mit Ipilimumab nach Chemotherapie-Versagen zeigte keinen Benefit für die Patienten. Eine Re-Analyse legte einen möglichen Nutzen für Patienten mit einer niedrig-aggressiven Erkrankung nahe. Weitere Studienbemühungen gehen in diese Richtung.
Morbus Hodgkin
Vielversprechende Ergebnisse bei hämatologischen Neoplasien berichtete Mathias Witzens-Harig (Heidelberg). Der PD1-Blocker Nivolumab zeigte eine gute Wirksamkeit beim rezidivierten Morbus Hodgkin.
Nebenwirkungen
Den Nebenwirkungen der neuen Immuntherapien war ein eigener Vortrag von Guy Ungerechts (Heidelberg) gewidmet. Wie bei klassischen Chemotherapien kommen in 10-20% der Behandlungen höhergradige, Grad 3 oder Grad 4, Nebenwirkungen vor. Diese unterscheiden sich allerdings vom Bekannten. Es werden Hautentzündungen/ Dermatitis, Dickdarmentzündungen mit Durchfällen /Colitis, Leberentzündungen mit entsprechenden Laborveränderungen /Hepatitis, eine Entzündung der Hirnanhangsdrüse /Hypophysitis mit Schilddrüsenunterfunktion beobachtet. Die Dermatitis tritt oft nach 3 Wochen auf und die anderen Nebenwirkungen mit einem Maximum bis Woche 7 nach Therapiebeginn.
Aufgrund von Nebenwirkungen an der Lunge im Sinne einer Pneumonitis ist es erforderlich die Atemfunktion (Diffusionskapazität) bei betroffenen Patienten im Verlauf zu bestimmen.
Hier gilt es aufmerksam zu sein. Es kann eine Suppression des übermäßig aktivierten Immunsystems mit Cortison und je nach Schweregrad zusätzlich Mycophenolat-Mofetil, Infliximab, FK-507 oder Cyclophosphamid erforderlich sein. Hormonmangelerscheinungen durch die Hypophysitis bzw. Hormonüberfunktionen sind zu behandeln.
Immunstimulierende Therapieansätze sind besonders für bisher medikamentös nur schwer angehbare Tumoren wie das Maligne Melanom, das Bronchialkarzinom oder das Nierenzellkarzinom vielsprechend. Bei bestimmten Subgruppen des Mammakarzinoms konnte ebenfalls eine Wirksamkeit nachgewiesen werden, die in Studien weiter charakterisiert wird. Im Gegensatz zu allen anderen medikamentösen Therapien für die genannten Tumoren, erlauben immuntherapeutische Ansätze bei ansprechenden Patienten, eine längerfristige und stabile Krankheitskontrolle.
Das Wichtigste in Kürze
-Neuzulassung eines PD1-Antikörpers für das Maligne Melanom und für das Bronchialkarzinom mit dem Subtyp eines Plattenepithelkarzinoms. Weitere Tumorarten sind in klinischer Prüfung.
-Nebenwirkungen des neuen PD1-gerichteten Immunaktivators sind insgesamt geringer als die Nebenwirkungen einer Standardchemotherapie
Quelle: Prof. Dr. Stefan Frühauf, Herausgeber Krebsmagazin
Klinik Dr. Hancken, Harsefelder Straße 8, 21680 Stade
Krebsinformationstag Hannover am 28. Februar 2015
Endlich ist es soweit! Das Programm für den Krebsinformationstag Hannover am 28. Februar 2015 im Hotel WIENECKE XI ist fertig.
Hier steht es nun als PDF zum Download bereit:
150122 Krebsinformationstag Hannover 28 Febr 2015
Gemeinsam haben die Niedersächsische Krebsgesellschaft, das Tumorzentrum der MHH, das Krebsberatungszentrum des Caritasverbandes Hannover und der Onkologische Arbeitskreis Hannover ein umfassendes Programm erarbeitet, bei dem in diesem Jahr patientenorientierte Themen im Vordergrund stehen.
Schirmherrin ist Sozialministerin Rundt, die ebenfalls zugegen sein wird wie beispielsweise die Schauspielerin Kathrin Spielvogel, die den Abschlussvortrag hält: “Therapie überstanden und was nun?- Die Balance zwischen dem Wollen und dem Können”. Aber auch Prof. Dr. Josef Beuth vom Institut der Universität Köln zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren wird mit seinem Beitrag “Gut durch die Krebstherapie – Krebs ganzheitlich behandeln” auch Fragen zu komplementären Behandlungsmöglichkeiten beantworten und einen Überblick über den Einsatz komplementärer Behandlungsmöglichkeiten bieten.
Patienten können in diesem Jahr erneut die Möglichkeit nutzen, in Einzelgesprächen Antworten auf persönliche Anliegen im Vieraugengespräch mit einem Krebsexperten zu finden. Zur Planung und Koordination dieser Gespräche wird jedoch um eine vorherige Anmeldung gebeten.
Starten wird der Krebsinformationstag mit einer Autorenlesung von Angelika Rheindorf: “In den Himmel geh ich später”, in dem die Journalistin in vielen bewegenden Geschichten spannende Einblicke in Ihre Gefühls- und Gedankenwelt im Verlaufe ihrer selbst durchlebten Krebserkrankung gewährt, als sie über sich und das Leben is nachdenken gerät.
Mehr als 80 Referenten wirken im Programm mit und jeder kann sich seinen Tagungsablauf selbst frei zusammenstellen. Weitere Informationen und Infos in den kommenden Tagen auf: www.krebsinformationstag.de
Auch telefonisch kann das Programm unter Tel.: 05262 696 99 55 kostenfrei abgerufen werden sowie auch Einzelgesprächswünsche entgegengenommen werden.
MUTMACHBUCH sucht MutmachGESCHICHTEN aus HANNOVER
Neues Mutmachbuch anlässlich des Krebsinformationstages Hannover 28. 02. 2015
Der Krebsinformationstag in Hannover ist eine feste Institution. Die größte und beliebteste Patientenveranstaltung für Krebspatienten und deren Angehörigen im gesamten Norddeutschen Bereich. Nunmehr zum siebenten Mal organisieren wir diesen Krebsinformationstag, an dem mehr als 80 Krebsexperten mitwirken und in Vorträgen, Diskussionsrunden und Themenforen zu häufigen wie zu seltenen Erkrankungen sowie zur Beantwortung von dringenden persönlichen Fragen und Anliegen Betroffener in Form von Einzelgesprächsmöglichkeiten Auskunft geben und sich den Fragen der Teilnehmer stellen.
Schirmherrin ist die Niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt, die auch selbst zugegen sein wird und eine Rede halten wird.
Die Niedersächsische Krebsgesellschaft, das Krebsberatungszentrum des Caritasverbandes Hannover, das Tumorzentrum der MHH und der Onkologische Arbeitskreis Hannover haben ein umfangreiches und spannendes Programm entwickelt, bei dem patientenorientierte Fragen von Krebspatienten und ihren Angehörigen im Mittelpunkt stehen.
Wie kaum eine andere Erkrankung kommt es neben der erfolgreichen Therapie auf die richtige Einstellung an. Aus diesem Grunde starten wir ein BUCHPROJEKT, zu dem wir noch einige MUTMACHGESCHICHTEN von Krebspatienten suchen, die ganz authentisch Ihre Geschichte erzählen. In dem Buch berichten zahlreiche Krebsexperten aus Hannover über aktuelle Therapien und Behandlungsmöglichkeiten und selbst Betroffene, wie Sie den Krebs besiegt haben oder es noch versuchen.
SIE KOMMEN AUS DER REGION HANNOVER?
SIE HABEN DIE DIAGNOSE KREBS ER- und DURCHLEBT und möchten anderen Patienten MUT und HOFFNUNG geben, dann nehmen Sie mit mir KONTAKT auf:
Christoph Hambrügge
redaktion@krebsmagazin.de
Tel.: 05262-6969955
Immuntherapie ist auch in der Hämatologie – also der Behandlung von Leukämien und Lymphomen – angekommen
Anfang Dezember 2014 fand in San Franzisco der weltweit größte Hämatologie Kongress statt. Eine Vielzahl neuer Studien wurden vorgestellt und unter den Experten diskutiert.
Um alle Interessierten und Betroffenen einen TOP – AKtuellen Überblick zu bieten, empfehlen wir den soeben erschienenen NEWSLETTER NR. 26 des des Kompetenznetz Maligne Lymphome, der unter folgende Homepage heruntergeladen werden kann: http://www.lymphome.de/Netzwerk/Newsletter/
Lymphdrüsenkrebs – PET sagt Therapieerfolg besser voraus
Berlin – Beim bösartigen Lymphdrüsenkrebs kann ein rechtzeitiger Therapiewechsel über Leben und Tod entscheiden. Eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die den Tumor in Lymphknoten aufspüren kann, schafft dafür die Voraussetzung. Die Untersuchung sollte deshalb allen Patienten angeboten werden, fordert der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) anlässlich einer aktuell veröffentlichten Meta-Analyse. Wie Forscher in der Fachzeitschrift Lancet Haematology berichten, kann die PET frühzeitig erkennen, ob die Standardtherapie anschlägt.
Das follikuläre Lymphom ist eine häufige Variante des sogenannten Non-Hodgkin-Lymphoms. Anders als beim Hodgkin-Lymphom ist bei diesem Lymphdrüsenkrebs eine endgültige Heilung nicht möglich. Eine Immunchemotherapie kann den Krebs jedoch meist zurückdrängen. Deshalb wird im Anschluss an jeden Therapiezyklus eine Computer-Tomographie (CT) durchgeführt. Die Untersuchung zeigt, ob die Lymphknoten noch vergrößert sind. „Ob sich im Lymphknoten weiterhin lebende Tumorzellen befinden, kann das CT jedoch nicht erkennen“, erklärt der BDN-Vorsitzende Professor Dr. med. Detlef Moka.
Dies ist seit einiger Zeit mit der PET-Untersuchung möglich. Dazu erhalten die Patienten ein radioaktiv markiertes Zuckermolekül in die Vene gespritzt, das nur von lebenden, aber nicht von abgestorbenen Tumorzellen aufgenommen wird. Ein PET-Scanner fängt die Strahlung auf. „Wenn wir die Untersuchung mit einem CT kombinieren, können wir die erkrankten Lymphdrüsen sogar genau lokalisieren“, so Moka. Eine wichtige Information, weil sie eine bessere Vorhersage zum Krankheitsverlauf ermöglicht, wie eine neue Untersuchung belegt.
Nach einer Meta-Analyse, die eine internationale Expertengruppe kürzlich in der Fachzeitschrift Lancet Haematology veröffentlicht hat, erleiden Patienten mit einem Rest-Tumornachweis im PET-CT nach durchschnittlich 17 Monaten einen Rückfall. Patienten ohne Tumorreste hingegen besitzen eine Chance von 83 Prozent, in den nächsten sechs Jahren vom Krebsleiden verschont zu bleiben. „Diese Information ist für die weitere Therapieplanung wichtig“, so BDN-Experte Moka.
Findet das PET-CT keine zurückgebliebenen Tumorzellen, kann für die nächsten Jahre auf weitere Therapien häufig verzichtet werden. „Viele ältere Patienten – das Durchschnittsalter beträgt bei der Diagnose 63 Jahre – werden damit für den Rest ihres Lebens praktisch tumorfrei“, erläutert der Nuklearmediziner. Patienten, bei denen Tumorreste verbleiben, können dagegen von engmaschigen Kontrollen, wiederholter Immunchemotherapie oder einem Therapiewechsel profitieren. Zu den weiteren Behandlungsmöglichkeiten zählen Radioimmuntherapie, Stammzelltransplantation und neue Wirkstoffe wie BCL-2-Inhibitoren, Immunmodulatoren und Antikörper. „Spezialisierte Studienzentren können Auskunft geben, ob diese Anwendungen in Betracht kommen“, sagt Moka.
Vor diesem Hintergrund rechnet Nuklearmediziner Moka damit, dass die PET-CT das alleinige CT beim follikulären Lymphom längerfristig ersetzen und zur Routineuntersuchung für die Therapieplanung wird. Derzeit kann die PET Patienten der gesetzlichen Krankenkassen nicht regelmäßig angeboten werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), der Kassenleistungen festlegt, hat die Anwendung beim Lymphom im vergangenen Jahr auf Kinder und Jugendliche beschränkt. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat diese Entscheidung als Ungleichbehandlung kritisiert und dafür plädiert, die PET für alle Patienten mit Lymphomen als Kassenleistung zu ermöglichen.
Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V.
Literatur: Trotman J. et al.Prognostic value of PET-CT after first-line therapy in patients with follicular lymphoma: a pooled analysis of central scan review in three multicentre studies. Lancet Haematology 2014; 1: e17-e27
www.thelancet.com/journals/lanhae/article/PIIS2352-3026(14)70008-0/abstract
„Medical Freezing“ ermöglicht Kinderwunsch – Thema auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE in Düsseldorf
Auch nach einer Krebsbehandlung können sich junge Frauen und Männer ihren Kinderwunsch erfüllen. Selbst wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht mehr möglich ist, bietet die Reproduktionsmedizin heutzutage eine ganze Reihe von Alternativen. „Gerade für Frauen stehen uns moderne effektive Verfahren wie beispielsweise das Einfrieren von Eierstockgewebe zur Verfügung“, sagt Professor Dr. Jan-Steffen Krüssel, Leiter des Kinderwunschzentrums UniKiD der Universität Düsseldorf.
Netzwerk Fertiproktekt im Internet: www.fertiprotekt.deUnmöglich ist eine Zeugung auf natürlichem Weg auch nach einer Krebsbehandlung nicht; allerdings beeinträchtigen Chemotherapie oder Bestrahlung die Fruchtbarkeit. „Es ist nicht immer eine dauerhafte Störung“, erklärt Professor Krüssel: „Bei Männern kann sich die Spermienproduktion erholen, bei Frauen hilft manchmal schon eine Hormontherapie, um die Fruchtbarkeit wiederherzustellen.“ Ob das gelingt, hängt von der Art des Tumors, der Behandlung, aber auch vom Alter der Betroffenen ab.
Droht jedoch der vollständige Verlust der Fertilität, können sowohl Männer als auch Frauen vorbeugen: „Für Männer gibt es schon seit langem die Möglichkeit, Spermien oder Hodengewebe, in dem sich befruchtungsfähige Spermien befinden, einzufrieren“, berichtet der Reproduktionsmediziner. Bei Frauen sind die Verfahren etwas aufwendiger. Ihnen kann beispielsweise ein Arzt befruchtete oder unbefruchtete Eizellen entnehmen einfrieren und der Patientin nach ihrer Genesung wieder einsetzen. Befruchtete Eizellen überleben das Einfrieren, die sogenannte Kyrokonservierung, und das spätere Auftauen etwas besser als unbefruchtete. Diese Methode kommt daher vor allem bei Frauen ohne festen Partner in Frage. Im Unterschied zum „Social Freezing“, dem Einfrieren von Eizellen ohne medizinischen Grund, könnte man hier von „Medical Freezing“ sprechen.
Eine Eizellentnahme setzt allerdings eine zweiwöchige Hormontherapie voraus. „Nicht immer hat eine Frau vor der Krebsbehandlung die dafür notwendige Zeit“, gibt Krüssel zu bedenken. In diesem Fall besteht auch die Möglichkeit, Eierstockgewebe mit noch unreifen Eizellen per Bauchspiegelung zu extrahieren und tiefzufrieren. Die Lagerung ist über viele Jahre hinweg möglich. Hat die Frau die Tumorerkrankung überwunden, wird ihr das Gewebe wieder eingesetzt. „Dieses Verfahren steckt aber noch in den Kinderschuhen“, erklärt der Experte. Exakte Angaben über die Erfolgschancen fehlen daher noch.“ Zudem könnte es bei bestimmten Krebsarten sein, dass sich im Eierstockgewebe Krebszellen befinden, die später ebenfalls transplantiert werden würden. Das muss unbedingt vermieden werden. Deshalb praktizieren Ärzte die Kyrokonservierung von Eierstockgewebe ausschließlich bei Erkrankungen, bei denen es sehr unwahrscheinlich ist, dass bösartige Zellen im Eierstockgewebe vorhanden sind.
„Die Reproduktionsmedizin hat große Fortschritte gemacht“, sagt Professor Krüssel, „Betroffene profitieren auch von der besseren interdisziplinären Zusammenarbeit der Experten.“ Der Referent der MEDICA EDUCATION CONFERENCE verweist auf das Netzwerk FertiPROTEKT, in dem sich seit 2006 Kinderwunschzentren, Krankenhäuser und Universitäten zusammengeschlossen haben. „Damit werden erstmals weltweit in einem Land flächendeckend fertilitätsprotektive Beratungen und Maßnahmen für krebskranke Frauen und Männer angeboten“, betont er.
Weitere Informationen: www.fertiprotekt.de Quelle: MEDICA EDUCATION CONFERENCE, 12.-15. November 2014, Düsseldorf