Archiv für die Kategorie „Früherkennung“

Gebärmutterhalskrebs: Individualisierte Nachsorge – Molekularer Fingerabdruck überführt erneute Krebsvorstufen

In einer klinischen Beobachtungsstudie untersuchen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Jena eine neue Methode zur Nachsorge nach der operativen Entfernung von Krebsvorstufen am Gebärmutterhals. Dabei nutzen sie charakteristische DNA-Stellen, die bei der Verschmelzung des krebsauslösenden humanen Papillomvirus mit dem menschlichen Erbgut entstehen, als individualisierten Biomarker für den Nachweis wiederauftretender Krebsvorstufen. Die ATLAS Biolabs GmbH ist Projektpartner in der multizentrischen Studie, in die ab Mai insgesamt 670 Patientinnen eingeschlossen werden sollen und die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 750.000 Euro gefördert wird.

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In Deutschland werden jährlich etwa 90.000 Frauen wegen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals operiert. Ob die von einer langanhaltenden Infektion mit Papilloma-Viren (HPV) verursachte Gewebeveränderung erneut auftritt, wird in der Nachsorge anhand von Zelluntersuchungen und des Tests auf Virus-DNA regelmäßig kontrolliert. Diese finden mit großer Sicherheit eine eventuelle erneute Krebsvorstufe, schlagen aber auch oft Alarm, wenn es sich um eine harmlose HPV-Neuinfektion handelt. Um den Patientinnen diese Verunsicherung und klärende Folgeuntersuchungen ersparen zu können, testen Jenaer Wissenschaftler jetzt in einer klinischen Studie einen molekulargenetischen Nachweis, der zwischen einer HPV-Neuinfektion und Zellveränderungen aufgrund der ursprünglichen Virusinfektion unterscheiden kann.

„Bei der Entstehung von Krebsvorstufen kommt es häufig zur Verschmelzung zwischen dem Virus-Genom und dem menschlichen Erbgut. Diese Virus-Integrationsstellen sind für jeden Infektionsfall einzigartig“, erklärt Prof. Dr. Matthias Dürst von der Universitätsfrauenklinik Jena die wissenschaftlichen Grundlagen des Verfahrens. „Diese charakteristischen Spuren wollen wir wie einen Fingerabdruck nutzen und als molekularen Marker verwenden.“ Der Molekularbiologe leitet die klinische Studie mit deutschlandweit 14 Zentren. In diesen sollen ab Mai 2016 etwa 670 Patientinnen in die Untersuchung aufgenommen werden, denen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals entfernt werden mussten.

Molekularer Fingerabdruck als individueller Biomarker

Bei diesen Patientinnen wird als individueller Biomarker die Integrationsstelle der Virus-DNA für die Zellen des entfernten Gewebes bestimmt, also der Fingerabdruck ihrer Krebsvorstufe. Matthias Dürst: „Das wird durch eine hochspezifische Anreicherungsmethode in Verbindung mit einer modernen Hochdurchsatz-Sequenzierung möglich, die am Deutschen Krebsforschungszentrum entwickelt wurde.“

Kooperationspartner hierfür ist die ATLAS Biolabs GmbH in Berlin und Köln. Im Verlauf von zwei Jahren werden dann die Befunde des normalen Nachsorgeprogramms, das die Patientinnen durchlaufen, verglichen mit dem Test auf diesen individuellen Biomarker. Ergibt dieser eine Übereinstimmung zwischen der entfernten Krebsvorstufe und dem Nachsorgeabstrich, so handelt es sich um ein erneutes Auftreten der Erkrankung. Der Nachweis von HPV-DNA ohne passendes Integrationsmuster bedeutet eine Neuinfektion, die zunächst keine weitere operative Abklärung erfordern würde. „Auf diese Weise wollen wir künftig zahlreichen Frauen unnötige Aufregung und Operationen ersparen“, so Prof. Dr. Ingo Runnebaum, Direktor der Universitätsfrauenklinik Jena.

Die Klinik bietet Patientinnen mit Krebsvorstufen eine spezialisierte Dysplasie-Ambulanz an, die als erste in Deutschland von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde. Im vergangenen Jahr wurden hier etwa 1800 Patientinnen betreut, mehr als 170 von ihnen mussten wegen einer schwergradigen Krebsvorstufe des Gebärmutterhalses operativ behandelt werden.

Das auf insgesamt vier Jahre angelegte Studienprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 750.000 Euro gefördert. „Unser Ziel ist es, die diagnostische Genauigkeit des neuen molekularen Biomarkers zu belegen und den Test als individualisierte Krebsnachsorgemöglichkeit in der Klinik zu implementieren“, so Professor Dürst. Dr. Karsten R. Heidtke, Forschungsdirektor der ATLAS Biolabs GmbH, ergänzt: „Dank des Technologietransfers und der interdisziplinären Zusammenarbeit können aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zügig in die Laborpraxis umgesetzt werden. Das ist ein vielversprechender Weg, neue innovative HPV-Prüfverfahren zu etablieren und zu erweitern“.

Quelle: Universitätsklinikum Jena

Darmkrebs: EuropaColon nimmt Arbeit als spezialisierte Anlaufstelle und Interessenvertretung für Darmkrebspatienten auf

Mit einem Pressegespräch am 19. April 2016 nimmt EuropaColon Deutschland e. V. seine Tätigkeit als spezialisierte Anlaufstelle und Interessenvertretung von Darmkrebspatienten auf. Der neu gegründete Verein ist die deutsche Tochter der seit zwölf Jahren europaweit aktiven Patientenorganisation EuropaColon, die in 24 Ländern Europas Menschen mit Darmkrebs unterstützt und gegenüber der Gesundheitspolitik für deren Interessen eintritt. Der Verein soll Anlaufstelle für Darmkrebspatienten werden und möchte zu einer besseren, individualisierten
Vorsorge und einer optimalen Behandlung von Darmkrebs in Deutschland beitragen.

160419 Darmkrebs_EuropaColon Deutschland eV nimmt Arbeit auf

Erschreckende Zahlen

Wenn Darmkrebs früh genug erkannt wird, ist er gut zu behandeln. In Deutschland sterben aber jährlich immer noch mehr als 25.000 Menschen an den Folgen der Krankheit und es werden über 62.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Von den Erkrankten in Deutschland sind 15 – 20 % familiär vorbelastet. Für diese Gruppe setzen die Vorsorgeprogramme einfach zu spät an. Viele der Betroffenen erkranken schon lange vor dem 50. Lebensjahr, ab dem die Vorsorge und Früherkennung von den Kassen erstattet wird.

Ein Drittel der Darmkrebspatienten weist zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits Metastasen auf, meist in der Leber – und auch dort kann sich der Krebs lange Zeit ausbreiten, bevor er Beschwerden verursacht. Diese Metastasen sind nach wie vor schwer zu besiegen, auch wenn heute bereits neue Therapieoptionen teilweise zu beeindruckenden Behandlungserfolgen führen.

Bewusstsein, politischer Wille und konsequentes Handeln
„Seit über zehn Jahren ist es oberstes Ziel von EuropaColon, dass Menschen nicht mehr durch Darmkrebs und seine Folgeerkrankungen sterben und dass die Lebensqualität von Patienten besonders mit fortgeschrittenem Darmkrebs verbessert wird“, sagt Jola Gore-Booth, Gründerin und Geschäftsführerin des europäischen Dachverbandes EuropaColon. Der Verein werde seine Arbeit in Zukunft sukzessive auch auf andere Tumoren des Verdauungstraktes ausweiten.

NOLTE_EuropaColon Wolfram Nolte, 1. Vorsitzender EuropaColon Deutschland e.V.

Deutschland hat gegenüber anderen europäischen Ländern Nachholbedarf. Das betrifft einerseits die eigenverantwortliche Teilnahme an den Vorsorgeprogrammen. Andererseits fehlt aber auch der politische Wille, lange vorliegende Pläne umzusetzen, die Vorsorge schnell und konsequent auf ein organisiertes Screening umzustellen und neue Therapien allen zugänglich zu machen. Vor allem geht es jetzt darum, ein risikoadaptiertes Screening einzuführen und den Menschen mit metastasiertem Darmkrebs den Zugang zu den besten Therapieoptionen zu eröffnen. „Wir arbeiten darauf hin, dass Deutschland nun endlich vom opportunistischen zum organisierten Screening übergeht, um die Bevölkerung effektiver vor der tückischen Krankheit zu schützen“, erläutert Wolfram Nolte, erster Vorsitzende von EuropaColon Deutschland e. V. Da bisher viele Menschen zu spät diagnostiziert würden, bedürften aber auch diejenigen besonderer Hilfe, bei denen der Krebs schon gestreut habe. „Besonders die Patienten, denen nur noch wenige Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, brauchen unsere Unterstützung“, so Nolte. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen, die sich der Prävention von Darmkrebs und der konsequenten Anwendung moderner Therapien gegen die Krankheit und ihre Folgen verpflichtet fühlen.“

„Evidenzbasierte Präzisionsmedizin fördern“

Prof Dr Gabriela Möslein Prof. Dr. Gabriela Möslein, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates, Zentrum f. heriditäre Tumorerkrankungen am HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal

EuropaColon Deutschland e. V. baut gerade einen wissenschaftlichen Beirat auf, der den Verein fachlich unterstützt und berät. „Wir benötigen neue Konzepte, um die dramatisch wachsende Zahl der in frühen Jahren erkrankenden Patienten ausreichend zu reduzieren. Auch für die familiär vorbelasteten Betroffenen hat unser Gesundheitssystem noch keine effizienten Strukturen aufgebaut“, erläutert Frau Prof. Möslein. „Ebenso müssen wir den Patienten mehr Beachtung schenken, deren Darmkrebs bei der Erstdiagnose schon gestreut hat. Das ist jeder dritte Patient! Ihnen müssen wir alle Therapieoptionen zu gute kommen lassen, die die moderne evidenzbasierte Präzisionsmedizin uns bietet. Zum Beispiel könnten systematische und durchaus preiswerte Tests wie die immunhistochemische Färbung der sogenannten MMR-Gene (Mismatch-Reparatur-Gene) wertvolle Informationen zur optimalen Behandlung liefern.“ Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist eindeutig zu Gunsten dieses Vorgehens und der Nutzen für den einzelnen Betroffenen Patienten ist unschätzbar hoch.

Über EuropaColon

EuropaColon hat sich zum Ziel gesetzt, Patienten, Mediziner und Gesundheitspolitik im Kampf gegen Darmkrebs zu vereinen. Der europaweit tätige Verband ist direkte Anlaufstelle für Patienten und setzt sich dafür ein, dass Richtlinien auf EU-Ebene etabliert und auf nationaler Ebene umgesetzt werden. Dazu arbeitet EuropaColon eng mit Unternehmen und anderen Organisationen in ganz Europa zusammen. Die Organisation ist derzeit in 24 Ländern Europas vertreten.

Quelle: EuropaColon Deutschland e.V.
Weitere Infos: http://www.europacolon.de

Hautkrebs: Novartis Pharma startet neues Informationsangebot mit www.leben-mit-hautkrebs.de

Hautkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen weltweit.  Allein in Deutschland gibt es jährlich über 263.800 Neuerkrankungen.

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Eine nützliche Informationsquelle zum vielschichtigen Themenspektrum Hautkrebs bietet die neue Website     www.leben-mit-hautkrebs.de. Das Serviceangebot von Novartis Oncology richtet sich an Patienten, Angehörige und Interessierte. Umfangreiche Hintergrundinformationen zur Erkrankung sowie zu Erkennungsmöglichkeiten, Therapieprinzipien und Behandlungsmethoden können Betroffene in verschiedenen Phasen der Erkrankung unterstützen. Als weitere Services stehen beispielsweise praktische Tipps zur Selbstuntersuchung und ein Leitfaden für das Gespräch mit dem behandelnden Arzt zum Download zur Verfügung.

Um Aufmerksamkeit für die Erkrankung und Vorsorge zu schaffen, wurde sogar der Monat Mai zum Hautkrebsmonat ausgerufen. Denn gerade mit Beginn der warmen Jahreszeit zieht es viele ungeschützt in die Sonne, wodurch das Risiko für Hautkrebs steigen kann.

Die gute Nachricht: Die meisten Hautkrebsarten lassen sich gut behandeln. Doch gibt es auch bösartige Hautkrebsvarianten: Das maligne Melanom, auch „schwarzer Hautkrebs“ genannt, stellt die aggressivste Form von Hautkrebs dar und neigt dazu, andere Körperbereiche zu befallen. Die Behandlung vom schwarzen Hautkrebs ist erschwert und die Prognose für den Patienten meist ungünstig.

Hautkrebs verstehen – erkennen – behandeln
„leben-mit-hautkrebs.de“ bündelt Informationen zum Krankheitsbild und liefert Antworten auf häufige Fragen aus Patientensicht. So werden Ursachen und Risikofaktoren, die für die Entstehung von Hautkrebs eine Rolle spielen können, umfassend beleuchtet sowie bewährte Diagnose- und Screeningverfahren allgemeinverständlich vorgestellt. Das verfügbare Behandlungsspektrum wird von operativen Verfahren oder Bestrahlungs- und Chemotherapie bis hin zu modernen, zielgerichteten medikamentösen Therapien differenziert abgebildet. Verlinkungen zu Selbsthilfegruppen oder weiterführenden Informationsquellen inklusive Tipps für die Arztsuche runden das Angebot ab.

Das ABC der Selbstkontrolle: Warnsignale richtig deuten
Je früher Hautkrebs erkannt wird, desto günstiger sind oftmals die Heilungschancen.4 Neben den Vorsorgeuntersuchungen der gesetzlichen Krankenkassen können Patienten selbst einen entscheidenden Beitrag zur Früherkennung von Hautveränderungen leisten. Die ABCDE-Regel5 ist ein bewährtes Instrument, um Auffälligkeiten und erste Warnsignale für ein Melanom zu erfassen und im Gespräch mit dem behandelnden Arzt anzumerken. Darüber hinaus bietet „leben-mit-hautkrebs.de“ eine Checkliste um festzustellen, ob individuelle Hautmerkmale möglicherweise auf ein potenziell erhöhtes Erkrankungsrisiko hindeuten. Die Selbsteinschätzung sollte anschließend gemeinsam mit einem Dermatologen besprochen werden.6
Checkliste zur Selbsteinschätzung des Hautkrebsrisikos für das Gespräch beim Hautarzt
□ Meine Haut bräunt leicht, beim Sonnen habe ich keine Probleme
□ Bei mir kommt es immer schnell zu Sonnenbrand
□ Meine Haut ist blass, ich habe Sommersprossen
□ Ich habe Verwandte mit blasser Haut und Sommersprossen
□ Ich habe so gut wie keine Pigmentmale
□ Ich habe viele Pigmentmale
□ Ich habe Pigmentmale, die seit Jahren unverändert sind
□ Ich habe nur Pigmentmale, die kleiner als zwei Millimeter sind
□ Einige meiner Pigmentmale sind größer als zwei Millimeter
□ Ich habe ein Pigmentmal, das angeboren und größer als zwei Zentimeter ist
□ Ein Pigmentmal ist in letzter Zeit neu entstanden
□ Mit einem meiner Pigmentmale könnte etwas nicht in Ordnung sein

Quelle:  Novartis Pharma GmbH – vom 4. April 2016

 

 

Darmkrebs in der Familie? Früherkennung tut Not!

Obwohl Familienangehörige von Patienten mit Darmkrebs eine Hochrisikogruppe für die Entwicklung von Krebserkrankungen des Dickdarms und Enddarms sind, fallen sie im deutschen Gesundheitswesen noch zu oft durchs Raster. Anlässlich des Darmkrebsmonats rufen die niedergelassenen Krebsspezialisten dazu auf, Darmkrebspatienten und deren Familien konsequent über den enormen Nutzen der Krebsfrüherkennung bei Angehörigen von Darmkrebspatienten zu informieren, um so das Risiko zu verringern.
BNHO_Darmkrebs in der Familie_Früherkennung
Der Darmkrebs ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung der inneren Organe. Im Laufe des Lebens erkrankt einer von 14 Männern und eine von 18 Frauen daran. “Wird die gesamte Lebensspanne betrachtet, beträgt das Risiko, einen Darmkrebs zu entwickeln, über alle Bevölkerungsgruppen hinweg etwa fünf Prozent
(1)“, betont Dr. Michael Eckart aus Erlangen, Mitglied im Vorstand des Berufsverbands der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland – BNHO e.V..

Bei drei von zehn Patienten gab es schon Darmkrebs in der Familie
Doch nicht bei allen Menschen ist das Risiko gleich hoch. Alte Menschen erkranken häufiger an Darmkrebs als jüngere Menschen. Männer erkranken früher als Frauen. Besonders gefährdet sind Familienangehörige von Darmkrebspatienten, vor allem Eltern, Kinder und Geschwister. “Sie haben im Vergleich zu Menschen aus Familien ohne Darmkrebserkrankungen ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst einen Darmkrebs zu entwickeln”, betont Eckart. In Deutschland finden sich bei knapp 30% aller Patienten mit Darmkrebs Familienangehörige, die ebenfalls an Darmkrebs erkrankt waren (2).Das heißt: Jeder dritte Darmkrebspatient hat statistisch gesehen einen nicht erkannten Darmkrebsfall in der eigenen Familie.

Verwandte ersten Grades haben doppelt so hohes Risiko
Wie hoch das Risiko der Familienangehörigen von Darmkrebspatienten ist, hängt davon ab, um welche Darmkrebsform es sich handelt und wie eng das Verwandtschaftsverhältnis ist. Bei der großen Mehrheit der so genannten sporadischen, also nicht direkt erblichen Darmkrebsformen ist das Risiko für Verwandte deutlich erhöht: “Wir gehen davon aus, dass das Risiko bei Verwandten ersten Grades von Darmkrebspatienten zwei- bis dreimal so hoch ist. Tritt der Darmkrebs vor dem 60. Lebensjahr auf, ist es sogar drei- bis vierfach erhöht (1)“, so Eckart.

Bewusstsein für familiäres Darmkrebsrisiko schärfen
Vor dem Hintergrund dieser Zahlen möchte der BNHO Darmkrebspatienten für das erhöhte familiäre Darmkrebsrisiko sensibilisieren und ihre Familienmitglieder zur frühzeitigen Vorsorge motivieren. Gleichzeitig appellieren die niedergelassenen Krebsspezialisten an alle Ärzte, die mit Darmkrebspatienten in Kontakt kommen, diese nicht nur allgemein darüber aufzuklären, dass Darmkrebs in Familien gehäuft auftreten kann. “Stattdessen muss aktiv nach Angehörigen gefragt werden, und alle Indexpatienten sollten Informationsmaterial für jeden näheren Angehörigen erhalten”, so der BNHO-Vorsitzende Prof. Dr. Stephan Schmitz.

Das Medizinsystem hat bisher für die systematische Einbeziehung der Verwandten keine Möglichkeiten geschaffen. Eine weitere wichtige Rahmenbedingung wäre die Vernetzung und Integration verschiedener ärztlicher Fachgruppen bei der Behandlung und Erkennung des familiären Risikos. Eine solche Zusammenarbeit würde nicht nur ermöglichen, frühzeitig Patienten mit Risiko zu identifizieren, sondern bereits Erkrankten eine qualitativ optimierte Versorgung zukommen zu lassen.

Quelle: Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland – BNHO e.V.

Gebärmutterhalskrebs – Früherkennug mit PAP-Abstrich oder HPV-Test?

Ab 2017 erhalten Frauen im Alter von 30 bis 60 Jahren eine persönliche Einladung zur neuen Gebärmutterhals-Früherkennung (Screening). Darin werden sie aufgefordert zu wählen, ob sie einmal im Jahr einen sogenannten PAP-Abstrich vom Gebärmutterhals oder alle fünf Jahre einen Test auf humane Papillomviren (HPVTest)
vornehmen lassen. Das Einladungsschreiben enthält auch Informationen über das Früherkennungsprogramm und die Untersuchungsmethoden. Die Bayerische Krebsgesellschaft e.V. bezweifelt aber, dass diese für Frauen ausreichend sind, um eine gute Entscheidung treffen zu können.

Gebärmutterhalskrebs_Früherkennung_PAP-Abstrich o HPV Test

„Frauen müssen in Kürze zwischen PAP-Abstrich und HPV-Test wählen, ohne die Vor- und Nachteile beider Methoden ausreichend zu kennen und ohne die Möglichkeit, ihre Wahl in den nächsten fünf Jahren zu revidieren. Damit werden sie
ungewollt Teil eines großangelegten Experiments mit ungewissem Ausgang“, kritisiert Professor Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München. „Da es bisher keine wissenschaftlichen Studien gibt, die den HPV-Test als alleinige und sichere Untersuchungsmethode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs bestätigen, rate ich allen Frauen bei dieser Entscheidung ihren Frauenarzt einzubeziehen und vorerst beim jährlichen PAP-Abstrich zu bleiben“; empfiehlt Marion Kiechle, Expertin für Frauenheilkunde.

Der PAP-Abstrich, benannt nach dem griechischen Arzt Dr. George Papanicolaou, ist Früherkennungsmethode Nr.1 in Deutschland. Regelmäßig angewendet findet er viele Zellveränderungen und kann so der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs entgegenwirken. So sank seit seiner Einführung im Jahr 1971 die Zahl der Neuerkrankungen und der Todesfälle um bis zu 75 Prozent. Heute macht Gebärmutterhalskrebs mit jährlich rund 4.600 Neuerkrankungen nur noch 2,1 Prozent aller bösartigen Krebsarten der Frau aus. „Der Erfolg wäre noch größer, würden alle Frauen ab 20 Jahre einmal im Jahr zur Krebsvorsorge gehen. Tatsächlich nahmen rund 60 Prozent der erkrankten Frauen in den letzten fünf
Jahren vor der Diagnose nicht an der Früherkennungsuntersuchung teil. Bleibt also zu klären, wie wir diese Frauen in Zukunft besser erreichen“, bestätigt Professor Günter Schlimok, Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft.

Der HPV-Test deckt Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) auf. Diese, vor allem die Risiko-Gruppen 16 und 18, können Gebärmutterhalskrebs auslösen, wenn die Infektion nicht ausheilt. Bei etwa 10 Prozent aller Frauen ist dies der Fall, bei ihnen kann es nach 10-15 Jahren zu Zellveränderungen am Gebärmutterhals kommen. Aber der HPV-Test erkennt keine Krebsvorstufen.Deshalb setzen Frauenärzte den HPV-Test heute vor allem bei Frauen ab 30 Jahren ein, umauffällige Befunde abzuklären und die Diagnose durch den PAP-Abstrich sinnvoll zu ergänzen. Bei positivem Testergebnis können weitere Untersuchungen dabei helfen, mögliche Krebsvorstufen frühzeitig zu entdecken. „Deshalb empfehlen wir für Frauen ab 30 Jahren eine Kombination aus PAP-und HPV-Test. Sie bietet derzeit den besten Schutz und verringert auch das Risisko falsch-positiver oder falsch-negativer Testergebnisse, die wir zum heutigen Zeitpunkt bei beiden Untersuchungsmethoden noch nicht völlig ausschließen können“, so Kiechle.

Für Frauen zwischen 20 und 30 Jahren ändert sich vorerst nichts, da bei ihnen HPVInfektionen häufiger sind, aber auch oft von selbst ausheilen. Deshalb wird für diese Altersgruppe auch kein routinemäßiger HPV-Test empfohlen.

Quelle: Bayrische Krebsgeselllschaft e.V.

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