„Wie sag ich`s nur? Mit meinem Kind über Krebs reden“ – Beratungsangebot für Kinder krebskranker Eltern der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft

»Kinder bemerken schnell, wenn in ihrer Familie etwas nicht stimmt. Dabei sind ihre Phantasien meist schlimmer als die Realität«, sagt Stephanie Krüger, Psychoonkologin der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft (SAKG). In ca. 3.000 Familien mit minderjährigen Kindern in Sachsen-Anhalt erkrankt jedes Jahr ein Elternteil an Krebs. Das Beratungsangebot für Kinder krebskranker Eltern der SAKG zielt darauf ab, in den Eltern-Kind-Beziehungen eine Basis zu finden, auf deren Grundlage an den familiären Spannungen gearbeitet werden kann. Eine Diagnose bringt erhebliche Umstellungen mit sich.

Stephanie-Krüger_Foto-SAKG_KLEINER_FREI Foto: Psychoonkologin und Sozialarbeiterin Stephanie Krüger von der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e.V.

Was sich aus kindlichen Phantasien entwickeln kann, lässt sich meist in ihren Folgen nicht absehen. Kinder nässen plötzlich wieder ein, ziehen sich zurück oder werden verhaltensauffällig. Schulische Probleme sind in der familiären Beziehungsdynamik womöglich das geringere Übel. Warum sollten Eltern ihre Kinder mit der eigenen Erkrankung belasten? Das renkt sich mit der Zeit doch alles von selbst wieder ein? Mitnichten, sagen Familientherapeuten. Neue Erkenntnisse in der kindzentrierten Familienberatung belegen, in welchen Dimensionen psychische Belastungen bei Kindern auftreten, wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt.

Nach der Diagnose Krebs und dem damit verbundenen Schock ist das betroffene Familienmitglied zunächst mit sich selbst beschäftigt. Für die Operation, Medikation, Therapiepläne und Reha sind wichtige Entscheidungen zu treffen. Das familiäre Umfeld muss sich in die neuen Rollen finden, die Kinder auch. Aber wie? Sorgen machen sich breit, vermischen sich mit Angst und münden nicht selten in einer Überforderung.

Wenn der achtjährige Paul sein Zimmer manchmal nicht aufräumt, hört er seine Mutter oft sagen: „Das macht mich ganz krank.“ Und wenn sie tatsächlich krank wird, denkt Paul, er wäre Schuld. Die Eltern haben keine Vorstellung von Pauls Gedankenwelt. Falsch verstandene Fürsorge, den Jungen schützen zu wollen, in dem er von der Erkrankung ferngehalten wird, kann dazu führen, dass Paul sich ausgegrenzt fühlt oder Schuldgefühle entwickelt. Im Extremfall kann dies zu verstärkter Aggression und Depression führen.

Genau an diesem Punkt setzt das Beratungsangebot „Wie sag ich`s nur? Mit meinem Kind über Krebs reden“ der SAKG an. Kinder und Jugendliche sind weitaus belastbarer als Erwachsene denken. In offenen Gesprächen können Missverständnisse geklärt sowie Vertrauen innerhalb der Familie gefestigt werden. Eine Psychoonkologin sowie eine Kinder- und Jugendpsychologin klären im Erstgespräch Fragen wie: Wie viel Information braucht mein Kind über die Krebserkrankung und wann? Was sind typische Reaktionen von Kindern auf die Erkrankung eines Elternteils? Wie spricht man mit Kindern über die veränderte Situation? Was hilft jetzt?

Im Beratungsraum der SAKG finden die Kinder und ihre Eltern eine angenehme und diskrete Atmosphäre. Er ist gemütlich und kindgerecht eingerichtet, z. B. mit zwei Puppen: „Enno“ und dem „Sorgenfresser“. »Mit der pädagogischen Handpuppe „Enno“ können jüngere Kinder ihre Sorgen und Ängste in den „Sorgenfresser“ stecken. Es braucht manchmal unkonventionelle Methoden, um das Eis zu brechen«, sagt die Sozialarbeiterin Stephanie Krüger.

Angebote für krebskranke Eltern:

  • · Vorbereitung und Begleitung des Eltern-Kind-Gesprächs
  • · Anregungen zur Auseinandersetzung mit der individuellen Situation
  • Beratung und Unterstützung bei der Bewältigung von belastenden Situationen bei Kindern und Jugendlichen
  • Tipps zur Krisenprävention
  • praktische Hinweise und Literaturempfehlungen

Angebote für Kinder und Jugendliche:

  • altersgerechte Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf das Eltern-Kind-Gespräch
  • Hilfestellungen zur Verarbeitung von Ängsten und Sorgen sowie körperlich-seelischer Belastungen

Infos und Kontakt innerhalb von Sachsen-Anhalt:

Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e. V.

Stephanie Krüger
Paracelsusstraße 23
06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 4788110
E-Mail: info@sakg.de
Internet: www.sakg.de
 
Betroffene und Interessierte außerhalb von Sachsen-Anhalt können Rat und Hilfe von ihrer Landeskrebsgesellschaft
http://www.onkoscout.de/adressen/landeskrebsgesellschaften ) oder sich an eine der nächsten Krebsberatungsstellen wenden: http://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/krebsberatungsstellen.php
 

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