Mehr Impfen! – Der Krebsprävention eine Chance geben:

Nobelpreisträger Harald zur Hausen ruft anlässlich des diesjährigen Weltkrebstages dazu auf, die Impfung gegen krebserregende humane Papillomviren (HPV) intensiver zu nutzen.

Harald zur HAusen

Prof. Dr. Harald zur Hausen, erhielt 2008 den Nobelpreis f. Medizin für seine Arbeit zu HPV Viren.
Bereits 1976 publizierte er die Hypothese, dass humane Papillomviren (Warzenviren) eine Rolle bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) spielten. Aus dem Verdacht wurde bald experimentell untermauerte wissenschaftliche Gewissheit. Anfang der 1980er Jahre konnte er mit seiner Arbeitsgruppe erstmals die Typen HPV 16 und HPV 18 des humanen Papillomvirus aus an Gebärmutterhalskrebs erkranktem Gewebe isolieren. Die Entdeckung des Auslösers der bei Frauen dritthäufigsten Krebserkrankung eröffnete völlig neue Perspektiven der Vorbeugung und Behandlung und führte letztlich zur Entwicklung von HPV-Impfstoffen, die seit 2006 verfügbar sind. (Quelle: WIKIPEDIA)

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“We can. I can.” – das Motto des Weltkrebstags am 4. Februar erinnert daran:

Jeder kann dazu beitragen, sein persönliches Krebsrisiko zu senken, etwa

- durch einen gesunden Lebensstil und

- durch die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen.

- Eine weitere Möglichkeit, sich vor Krebs zu schützen, ist die Impfung gegen krebserregende humane Papillomviren (HPV). In Deutschland wird die HPV-Impfung für Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Der kürzlich erschienene Impfreport des Robert Koch-Instituts zeigt jedoch, dass hierzulande gerade mal 29 Prozent der 15-jährigen Mädchen den vollen Impfschutz haben.

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Herr zur Hausen, in Deutschland ist nur etwa ein Drittel der Mädchen gegen HPV geimpft. Woran könnte das liegen?
Zur Hausen: Ein sehr trauriges Ergebnis! Die Hauptursache dafür ist sicherlich, dass Ärzte, medizinisches Personal und Gesundheitspolitiker, aber auch die Kinder und ihre Lehrer und Eltern nicht genügend über die sehr hohe Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung informiert sind. So beobachten wir bei den Geimpften einen nahezu hundertprozentigen Schutz vor Infektion mit HPV 16 und 18, den häufigsten Krebserregern unter den Papillomviren. Bei anderen Impfungen, etwa gegen Hepatitisviren, kommt es dagegen in etwa fünf Prozent der Fälle zu Impfversagern.
Auf der anderen Seite ist die Impfung sehr sicher: Es ist nur eine Nebenwirkung auf etwa eine Million Impfdosen dokumentiert. Und dabei handelt es sich meist nicht um bedrohliche Symptome.

Gibt es bereits Zahlen zum Rückgang von Gebärmutterhalskrebs?
Zur Hausen: Weil es nach einer HPV-Infektion schätzungsweise 15 bis 30 Jahre dauert, bis eine Krebserkrankung festgestellt wird, ist es derzeit noch zu früh für statistisch gesicherte Aussagen zum Rückgang von Gebärmutterhalskrebs unter den Geimpften. Aber der signifikante Rückgang von Krebsvorstufen, aus denen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Krebs entsteht, spricht eine deutliche Sprache.

Sie sind ein Wegbereiter der HPV-Impfung. Wie ist es für sie persönlich, wenn Sie von den niedrigen Impfquoten hierzulande lesen?
Zur Hausen: Ich muss wirklich sagen, das ärgert mich. Was mich noch mehr ärgert als die Verweigerung der Impfung durch Eltern und Kinder, ist die immer wieder beobachtete Ignoranz einiger Mediziner, die sich nicht hinreichend informiert haben. Man muss mal ganz dramatisch darauf hinweisen, was es bedeutet, die Impfung auszulassen: Heute erkranken etwa 6000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs und ungefähr 2500 von ihnen sterben daran. Man kann also eine einfache Rechnung anstellen, wie es sich später auswirkt, wenn über die Hälfte der Mädchen nicht geimpft sind.

Wie könnte man den Impfschutz in Deutschland verbessern?
Zur Hausen: Neben einer kontinuierlichen Aufklärung halte ich Impfprogramme in Schulen für sinnvoll. Das machen uns beispielsweise die Briten und Australier vor, dort erreichen die Impfraten über 80 Prozent. Gerade wurde in Hessen ein Modellversuch gestartet, um zu erproben, ob das auch eine Option für Deutschland ist.
Am meisten könnten wir meiner Meinung nach erreichen, wenn auch bei uns die Jungs geimpft würden. Das ist eine geradezu zwingende Forderung, denn in nahezu allen Kulturen haben die jungen Männer mehr Sexualpartner als Frauen der gleichen Altersgruppe und sind damit die wichtigsten Verbreiter der Infektion. Ganz plakativ gesagt: Würden wir nur die Jungs impfen, würden wir wahrscheinlich mehr Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhüten als mit der ausschließlichen Impfung der Mädchen!

Gibt es auch gute Nachrichten?
Zur Hausen: Mit den heutigen Impfstoffen gegen HPV16 und 18 lässt sich das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs voraussichtlich um 70 Prozent reduzieren, wahrscheinlich sogar um 80 Prozent wegen der Kreuzimmunität. Ein Impfstoff, der gegen neun verschiedene krebserregende HPV-Typen gerichtet ist, wird derzeit klinisch erprobt und könnte vermutlich gegen mehr als 90 Prozent der Krebsfälle schützen. Ein anderes Unternehmen entwickelt sogar einen Impfstoff, der eine Komponente der Virushülle beinhaltet, die in fast allen HPV-Typen vorkommt und damit neben dem Krebsschutz auch Schutz vor vielerlei Warzen verspricht.

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg

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