Archiv für die Kategorie „Selbsthilfe/Beratung“

„Medical Freezing“ ermöglicht Kinderwunsch – Thema auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE in Düsseldorf

Auch nach einer Krebsbehandlung können sich junge Frauen und Männer ihren Kinderwunsch erfüllen. Selbst wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht mehr möglich ist, bietet die Reproduktionsmedizin heutzutage eine ganze Reihe von Alternativen. „Gerade für Frauen stehen uns moderne effektive Verfahren wie beispielsweise das Einfrieren von Eierstockgewebe zur Verfügung“, sagt Professor Dr. Jan-Steffen Krüssel, Leiter des Kinderwunschzentrums UniKiD der Universität Düsseldorf.

Fertiprotekt_Kinderwunsch trotz Krebs_KLEINERNetzwerk Fertiproktekt im Internet: www.fertiprotekt.de

Unmöglich ist eine Zeugung auf natürlichem Weg auch nach einer Krebsbehandlung nicht; allerdings beeinträchtigen Chemotherapie oder Bestrahlung die Fruchtbarkeit. „Es ist nicht immer eine dauerhafte Störung“, erklärt Professor Krüssel: „Bei Männern kann sich die Spermienproduktion erholen, bei Frauen hilft manchmal schon eine Hormontherapie, um die Fruchtbarkeit wiederherzustellen.“ Ob das gelingt, hängt von der Art des Tumors, der Behandlung, aber auch vom Alter der Betroffenen ab.

Droht jedoch der vollständige Verlust der Fertilität, können sowohl Männer als auch Frauen vorbeugen: „Für Männer gibt es schon seit langem die Möglichkeit, Spermien oder Hodengewebe, in dem sich befruchtungsfähige Spermien befinden, einzufrieren“, berichtet der Reproduktionsmediziner. Bei Frauen sind die Verfahren etwas aufwendiger. Ihnen kann beispielsweise ein Arzt befruchtete oder unbefruchtete Eizellen entnehmen einfrieren und der Patientin nach ihrer Genesung wieder einsetzen. Befruchtete Eizellen überleben das Einfrieren, die sogenannte Kyrokonservierung, und das spätere Auftauen etwas besser als unbefruchtete. Diese Methode kommt  daher vor allem bei Frauen ohne festen Partner in Frage. Im Unterschied zum „Social Freezing“, dem Einfrieren von Eizellen ohne medizinischen Grund, könnte man hier von „Medical Freezing“ sprechen.

Eine Eizellentnahme setzt allerdings eine zweiwöchige Hormontherapie voraus. „Nicht immer hat eine Frau vor der Krebsbehandlung die dafür notwendige  Zeit“, gibt Krüssel zu bedenken. In diesem Fall besteht auch die Möglichkeit, Eierstockgewebe mit noch unreifen Eizellen per Bauchspiegelung zu extrahieren und tiefzufrieren. Die Lagerung ist über viele Jahre hinweg möglich. Hat die Frau die Tumorerkrankung überwunden, wird ihr das Gewebe wieder eingesetzt. „Dieses Verfahren steckt aber noch in den Kinderschuhen“, erklärt der Experte. Exakte Angaben über die Erfolgschancen fehlen daher noch.“ Zudem könnte es bei bestimmten Krebsarten sein, dass sich im Eierstockgewebe Krebszellen befinden, die später ebenfalls transplantiert werden würden. Das muss unbedingt vermieden werden. Deshalb praktizieren Ärzte die Kyrokonservierung von Eierstockgewebe ausschließlich bei Erkrankungen, bei denen es sehr unwahrscheinlich ist, dass bösartige Zellen im Eierstockgewebe vorhanden sind.

„Die Reproduktionsmedizin hat große Fortschritte gemacht“, sagt Professor Krüssel, „Betroffene profitieren auch von der besseren interdisziplinären Zusammenarbeit der Experten.“ Der Referent der MEDICA EDUCATION CONFERENCE verweist auf das Netzwerk FertiPROTEKT, in dem sich seit 2006 Kinderwunschzentren, Krankenhäuser und Universitäten zusammengeschlossen haben. „Damit werden erstmals weltweit in einem Land flächendeckend fertilitätsprotektive Beratungen und Maßnahmen für krebskranke Frauen und Männer angeboten“, betont er.

Weitere Informationen: www.fertiprotekt.de
Quelle: MEDICA EDUCATION CONFERENCE, 12.-15. November 2014, Düsseldorf

Neu: Online Coaching zur Krankheitsbewältigung bei Krebs – Anwenderstudie für Patienten geöffnet

Die Diagnose Krebs ist für viele Betroffene mit grossen psychischen Belastungen verbunden. Mit einem neuen Online-Portal will ein Team aus Onkologen und Psychologen vom Universitätsspital Basel – in Zusammenarbeit mit den Universitäten Basel und Bern – Krebspatienten helfen, Stress aktiv zu mindern. Unterstützt von der Krebsliga Schweiz, der Krebsforschung Schweiz  und dem Schweizerischen Nationalfonds, soll eine Studie dafür nun eine erste Wirksamkeitsanalyse vornehmen.

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Eine Krebserkrankung geht für viele Patienten mit grossen psychischen Belastungen einher. Häufig führt dies zu unerwünschten Nebenwirkungen und schmälert damit den Erfolg der Behandlung. Die Online-Plattform «Stress aktiv mindern» (Stream) soll nun Krebspatienten helfen, Stress zu vermindern. «Es ist wichtig, dass die Patienten Wege finden, mit psychischen Belastungen umzugehen, um bestmögliche Bedingungen für eine Behandlung zu haben», so Prof. Viviane Hess, Leitende Ärztin der Onkologie am Universitätsspital Basel.

«Stream» ist ein achtwöchiges Online-Programm, das anhand von Informationen, Übungen und spezifischen Anleitungen Bewältigungsmöglichkeiten im Umgang mit der Krebserkrankung aufzeigt. Eine erste Studie soll jetzt zeigen, ob und wie dieses Angebot von Krebspatienten genutzt wird. An ihr teilnehmen können Patienten aus dem gesamten deutschen Sprachraum, die erstmalig an einer Krebserkrankung leiden, minimale Computer- und Internetkenntnisse haben und mindestens 18 Jahre alt sind. Zudem sollte der Beginn der Krebsbehandlung nicht länger als 12  Wochen zurückliegen. Die Teilnehmer werden über E-Mail von Psychologen aus dem Studienteam begleitet.

Online-Interventionen immer beliebter

Das Internet bietet für viele Krebspatienten eine wichtige Plattform. So zeigen Studien, dass 71% der Krebspatienten das Internet nutzen, um sich über ihre Krankheit zu informieren. Die dabei am häufigsten benutzte Website ist die des behandelnden Spitals (70%). Doch nicht nur als Informationsquelle dient das Internet kranken Menschen, es gewinnt auch zusehends an Bedeutung für Online-Interventionen.

Verschiedene Studien der letzten Jahre belegen, dass interaktive Online-Interventionen eine vergleichbare Wirksamkeit wie herkömmliche Face-to-face- Interventionen haben und sich einer immer grösserer Beliebtheit erfreuen. Online-Interventionen können jederzeit von überall aus genutzt werden und ersparen damit den Patienten das Warten auf einen Termin oder eine aufwendige Fahrt zum Therapeuten. Zudem gewähren solche Interventionen eine höhere Anonymität, was für die Patienten die Hemmschwelle senkt, sich für eine psychotherapeutische Behandlung zu entscheiden.
In der Psychoonkologie sind Online-Coachings bislang noch kaum anzutreffen. Doch Prof. Thomas Berger von der Universität Bern ist überzeugt, dass das Internet eine immer wichtigere Plattform in diesem Bereich werden wird: «Das Internet bietet bereits heute eine wichtige Plattform für Krebspatienten, um sich über ihre Krankheit zu informieren oder mit anderen Betroffenen auszutauschen. Ein psychoonkologisches Online-Coaching ist daher nur die logische Schlussfolgerung.»

Interessierte Patienten erahlten weitere Informationen unter der Homepage:  www.stress-aktiv-mindern.de

Quelle:
Universitätsspital Basel
Onkologie
Petersgraben 4, CH-4031 Basel
 

Mehr als 50 Selbsthilfegruppen zeigten Präsenz und diskutierten bei der 6. Tagung der Niedersächsischen Krebsselbsthilfegruppenleiter in Bad Gandersheim

Auf Einladung der Niedersächsischen Krebsgesellschaft e.V., des Regionalverbandes NordWest Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. und der Prostatakrebs Koordinierungsstelle Süd-Niedersachsen fand kürzlich in Bad Gandersheim in der Paracelsus Klinik am See die jährliche Tagung der niedersächsischen Krebsselbsthilfegruppenleiter statt. Zu diesem Treffen waren Vertreter von Selbsthilfegruppen aus ganz Niedersachsen angereist.
SHG Treffen in der Paracelsus Klinik am See SHG Treffen_ZUHÖRER

Volles Haus in der Paracelsus Klinik am See – Ca. 50 Selbsthilfegruppen aus ganz Niedersachsen nutzten den Tag auch zum intensiven Austausch untereinander.
Nach der Begrüßung durch die Organisatoren überreichte der Klinikleiter, Herr Holger Kammann, der Geschäftsstellenleiterin der Niedersächsischen Krebsgesellschaft e.V., Frau Dr. Bärbel Burmester, einen Spendenscheck in Höhe von 600 Euro.
Spendenscheck für die NDS KrebsgesellschaftDr. Bärbel Burmester, Geschäftsführerin der Niedersächsischen Krebsgesellschaft e.V. nahm dankbar den Spendenscheck von Paracelsus Klinikdirektor Holger Kammann entgegen.

Die diesjährige Tagung stand unter dem Motto: „Krebs und Sport – Auswirkungen auf Psyche und Physis“. Referenten waren:

- Prof. Lutz Trojan, Direktor der Klinik für Urologie aus Göttingen,
- Herr Helmut A. Kurtz und Herr Werner Deppe als Vertreter der Selbsthilfe,
- Thomas Hehlmann, Sportpädagoge und Dipl. Gesundheitswissenschaftler der Universität Bremen
- Andreas Balster, GF Gesundheitsdienste Prävention- und Reha-Gesellschaft mbH und stellv. Präsident der Rheuma-Liga  Niedersachsen e.V. sowie
- Priv.-Doz.. Dr. med. Thomas Beinert, Chefarzt der Paracelsus Klinik am See.

PD DR Beinert_Referat

PD Dr. Thoams Beinert, Chefarzt der Paracelsus Klinik am See und Gastgeber der Veranstaltung rückte die Patientenorientierung im Rahmen der Anschlussheilbehandlung und Rehabilitationsphase in den Mittelpunkt seines Vortrags.

Prof. Trojan stimmte mit seinem Vortrag über „Krebs und Sport“ die Teilnehmer kurzweilig und kompetent auf das Thema ein. Anschließend berichtete Herr Kurtz über die „zertifizierte Selbsthilfegruppe“ – Reha-Sport im Wandel der Zeit. Er stellte ein Reha-Sport Angebot aus drei Städten aus dem Heidekreis vor, für das die Gruppe u.a. mit dem Förderpreis der Niedersächsischen Krebsgesellschaft ausgezeichnet wurde; begleitend wurde auch ein Studienprojekt aufgelegt zur Ermittlung psychischer und physischer Veränderungen von Krebspatienten im Heidekreis. Der Vortrag von Herrn Deppe über die Selbsthilfe in Gegenwart und Zukunft rundete den ersten Teil des Vormittags ab, bevor Herr Hehlmann aus Bremen sehr eindrucksvoll und lebendig über „Krebs und Sport aus Sicht der Human- und Gesundheitswissenschaften“ referierte. Sein Appell an die Gruppe: Es gibt keinen Grund, nicht mit der Bewegung anzufangen.

In der Mittagspause gab es im Speisesaal der Reha-Klinik die Gelegenheit zum Austausch, bevor am Nachmittag der zweite Vortragsstrang begann: Es referierte Herr Balster zum Thema Selbsthilfegruppe als Anbieter für den Gesundheitssport.

Quelle: Niedersächsische Krebsgesellschaft
www.nds-krebsgesellschaft.de

“Bringen Sie Ihren Körper in Schwung…!”

Die Deutsche Krebshilfe informiert im Brustkrebsmonat Oktober:

Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel und Übergewicht werden von Experten für die hohen Zahlen von Brustkrebs Neuerkrankungen mit verantwortlich gemacht.

„Bringen Sie Ihren Körper täglich mindestens eine halbe Stunde in Schwung“, sagt Dr. Freerk Baumann vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln. „Bewegen ist gesund und senkt nachweislich das Brustkrebsrisiko.“ Interessierten, die ihren Alltag bewegungsreicher gestalten möchten, bietet die Deutsche Krebshilfe im Internet unter www.bewegung-gegen-krebs.de Informationen und praxistaugliche Tipps.

Bewegung gegen Krebs_Reeves

Eine von acht Frauen erkrankt derzeit im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Die Mehrzahl der Frauen erkrankt nach der Menopause. Anlässlich des diesjährigen Brustkrebsmonats informiert die Deutsche Krebshilfe Frauen daher verstärkt über die vorbeugenden Effekte von Sport und Normalgewicht.

Frauen, die täglich 30 bis 60 Minuten zügig körperlich aktiv sind, haben ein um 20 bis 25 Prozent geringeres Brustkrebsrisiko. Das Erkrankungsrisiko sinkt insbesondere bei häufiger und ausdauernder körperlicher Aktivität. Dies belegen Studien. Regelmäßige sportliche Aktivität aktiviert den Stoffwechsel, stärkt so das Immunsystem und unterstützt den Körper dabei entstandene Schäden am Erbgut selbst zu reparieren. Darüber hinaus hemmen Bewegung und Sport entzündliche Prozesse im Organismus, die als krebserregend gelten. Auch die Gewichtsabnahme bei Übergewicht wird erleichtert. Dies ist bedeutsam, da Übergewicht das Entstehen von Brusttumoren ebenfalls begünstigt.

Zudem gilt: Menschen, die sich gern und viel bewegen, pflegen häufig einen gesünderen Lebensstil als „Bewegungsmuffel“. Sie ernähren sich zumeist bewusster, rauchen seltener, trinken nur wenig Alkohol und verbringen mehr Zeit an der frischen Luft. So senken sie zusätzlich aktiv und selbstbestimmt ihr individuelles Brustkrebsrisiko. Die gemeinsame Kampagne „Bewegung gegen Krebs“ der Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Deutschen Sporthochschule Köln bietet Interessierten Informationen über den Zusammenhang zwischen Bewegung und Krebsprävention und gibt wertvolle Tipps, wie der Schritt in ein sportlich aktiveres Leben gelingt.

Darüber hinaus bietet die Deutsche Krebshilfe kostenlose Informationsmaterialien zum Thema Brustkrebs und Krebsprävention an: Ratgeber, Präventionsfaltblätter, Plakate sowie Patienten-Informationsfilme auf DVD können bei der Deutschen Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn, bestellt und im Internet unter www.krebshilfe.de heruntergeladen werden.

Europäischer Prostatakrebstag 2014 – Senkung der Sterblichkeitsrate dank PSA-Test?

Anlässlich des Prostatakrebstages 2014 teilt der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. mit:

Europäischer Prostatakrebstag 2014 – Senkung der Sterblichkeitsrate dank PSA-Test?

Sinnvoll oder nicht? Seit Jahren ist der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs in der Medizin umstritten. Das Thema Früherkennung ist ein Schwerpunkt des heutigen Europäischen Prostatakrebstages 2014. Anlässlich des Aktionstages möchte der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. (BPS) auf neue Ergebnisse der europäischen Langzeitstudie „European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer“ (ERSPC) zum PSA-Screening aufmerksam machen. Die Untersuchung läuft seit 1994 in acht europäischen Ländern.
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Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Weltweit werden pro Jahr 900.000 neue Fälle von Prostatakrebs diagnostiziert, rund 260.000 Männer sterben an der Erkrankung. In Deutschland sind es 67.000 Neuerkrankungen, an deren Folgen 12.000 Patienten sterben. Die Erkrankung tritt meist im höheren Lebensalter auf. Früh erkannt, ist sie in der Mehrzahl der Fälle heilbar.
Die neuen Ergebnisse der ERSPC-Studie belegen den Rückgang der Sterblichkeitsrate um 21 Prozent. „Dieses Ergebnis basiert auf einer Nachbeobachtung von 13 Jahren. Wobei die Dauer der Nachbeobachtungen im Mittel erst zwischen drei und sechs Jahren liegt. Damit bestätigt die Studie retrospektiv erhobene Daten des Nationalen Krebsinstituts der USA. Alle Schlussfolgerungen sind zu diesem Zeitpunkt dennoch vorläufig. Aber sie zeigen die Vorteile einer Früherkennung auf, die jedoch immer gegen möglichen Nachteile individuell abgewogen werden müssen“, so der stellvertretende BPS-Vorsitzende Paul Enders am Montag in Bonn.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie verweist in ähnlicher Weise auf die Vor- und Nachteile der Früherkennung. Sie empfiehlt Männern, sich ab dem 45. Lebensjahr über das Prostatakrebsrisiko aufklären zu lassen.
„Eine mögliche Überbehandlung nach der Entdeckung von Tumoren kann als Folge zu Inkontinenz oder Impotenz führen. Der PSA-Test kann auch erhöht sein, obwohl kein Tumor vorhanden ist. Das sind Risiken, die gegen diesen Test sprechen und daher zu Widersprüchen in der Fachwelt führen“, meint Enders und ergänzt: „Auf der anderen Seite ist der Nutzen hingegen nachvollziehbar – ein Tumor kann frühzeitig entdeckt und rechtzeitig aktiv therapiert werden.“
Quelle: BPS Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V.
Weitere Informationen und Kontakt:
Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V.
Haus der Krebs-Selbsthilfe
Thomas-Mann-Str. 40
53111 Bonn
Tel. 0228-338895-02
Fax. 0228-338895-10

Internet: www.prostatakrebs-bps.de

Krebs und Sport: Krebspatienten belastbarer als bisher angenommen

Höhere Intensität und mehrmaliges wöchentliches Training sind möglich

 Young lady running on a rural road during sunset 
Foto: © Dudarev Mikhail – Fotolia.com

Krebserkrankungen gehören zu den häufigsten schweren Erkrankungen mit Todesfolge in der deutschen Bevölkerung. Neue Therapien haben jedoch dazu geführt, dass die Krebserkrankungen erfolgreicher behandelt werden können und auch bei nicht heilbaren Krebserkrankungen die Überlebenszeit deutlich gestiegen ist. Dies führt zur Frage nach unterstützenden therapeutischen Maßnahmen, die die Lebensqualität verbessern und gesundheitlichen Schäden durch Erkrankung und Therapie entgegen wirken.

Wenn die Krankheit diagnostiziert ist, der operative Eingriff vorgenommen wurde und die anstrengende Chemotherapie läuft, kann mit Bewegung oder leichtem Sport begonnen werden, welche die Lebensqualität verbessern, gesundheitliche Folgeschäden verhindern und unter Umständen das Leben verlängern. Eine wesentliche Frage ist, was und wie viel körperliche Aktivität darf während und nach der Therapie durchgeführt werden. Die bisherigen Empfehlungen sind noch eher zurückhaltend und vorsichtig bezüglich der Trainingsintensitäten und des Trainingsvolumens. Doch zunehmend belegen Studien mit Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen, dass die Patienten belastbarer sind als bisher angenommen. Darauf weisen die deutschen Sportärzte hin, die in der Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) organisiert sind.

Körperliche Aktivität kann beispielsweise das Fatiguesyndrom (Erschöpfungssyndrom) reduzieren. Heute ist gesichert, dass unterschiedliche Empfehlungen bei unterschiedlicher Fatigueausprägung festgelegt werden können. Die körperliche Intensität sinkt mit zunehmender Fatigueausprägung. So empfiehlt eine internationale Expertengruppe bei einer „leichten“ Fatigue höhere Intensitäten (Ausdauertraining: 20 bis 30 Minuten pro Session, 3 bis 5 Tage/Woche, bei 60 bis 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz / oder Krafttraining 60 bis 70 Prozent der Maximalkraft; 8 bis 12 Wiederholungen, 1 bis 2 Sätze, 2 bis 3 Tage/Woche). Bei einer starken Fatigue werden leichte Intensitäten empfohlen. Grundsätzlich kann Kraft- wie auch Ausdauertraining das Fatiguesyndrom reduzieren. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Trainingsumfänge (in Minuten) während der Chemotherapie deutlich kürzer sein müssen als in der Nachsorge. Der beste Effekt in der Nachsorge zeigt sich nach aktueller Datenlage möglicherweise bei einem Verbrauch von 3500 Kilokalorien pro Woche.

Um Depressionen oder Angstsymptome unter Chemotherapie zu reduzieren, scheint zurzeit eine geringe Trainingsdosierung mit moderater körperlicher Aktivität (das bedeutet in etwa 4 bis 5 Stunden Spazierengehen pro Woche) effektiver zu sein als höhere Dosierungen.

Zur Symptomreduktion bei Armlymphödemen nach Brustkrebs ist die Wassertherapie (zweimal pro Woche 60 Minuten) die effektivste Methode im Vergleich zu Bewegungsaktivitäten an Land.

Es muss auf jeden Fall berücksichtigt werden, dass Steigerungen von Intensität und Trainingsvolumen durch wissenschaftliche Studien für die verschiedenen Krebserkrankungen abgesichert sein sollten. Tatsächlich kann seit circa zehn Jahren eine stetig zunehmende Generierung von wissenschaftlichen Studien beobachtet werden. Obwohl damit noch ein recht junges Forschungsgebiet, ist die körperliche Aktivität als unterstützende Therapie im Kreise der ernstzunehmenden Komplementär-, Rehabilitations- und Sportmedizin endgültig angekommen.

 

Es ist mittlerweile klar, dass der onkologische Patient ein unterstützendes therapeutisches Trainingsprogramm unter Berücksichtigung der Krebsentität (Symptomenkomplex), der medizinischen Therapie und den damit verbundenen Aus- und Nebenwirkungen benötigt. Zudem müssen persönliche Interessen und Ressourcen des Betroffenen bei der Trainingssteuerung berücksichtigt werden. Letztlich muss immer der Anspruch in Wissenschaft und Therapie die optimale Einstellung des einzelnen Patienten im Sinne der Individualisierung sein.

Eine große Herausforderung stellen die sich rasant ändernden medizinischen Therapieoptionen dar, die zum einen immer häufiger echte Heilung und zum anderen ein immer längeres Leben mit der Krebserkrankung bedeuten. Dadurch erhalten stetig mehr Menschen mit oder nach Krebs Zugang zu bewegungstherapeutischen Programmen. Auf diese Weise wird auch in Zukunft die Nachfrage nach Trainingskonzepten entsprechend des „State of the Art“ größer werden. Die Trainingskonzepte beinhalten unterschiedliche Trainingsformen wie zum Beispiel Ausdauertraining und Krafttraining. Dabei sollte ein komplexes Trainingsprogramm mit unterschiedlichen Trainingsinhalten angeboten werden, das nicht nur im moderaten Belastungsbereich angesiedelt ist, sondern Patienten angepasst durchaus höhere Belastungen und mehrmals wöchentliches Training beinhaltet. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Effekt des Trainings nur erzielt werden kann, wenn eine Regeneration stattfindet und in den Trainingsplan einbezogen wird. Dies umso mehr als Krebspatienten ein verändertes Regenerationsverhalten zeigen. Eine sinnvolle Planung mit Wechsel von Trainingsbelastung und Regenerationsphasen, angepasst an die Voraussetzungen der Erkrankung, der Therapie und des Patienten sind notwendig und die Herausforderung der Zukunft.

DGSP

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V.

www.dgsp.de

 

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Autor: Universitätsprofessor Dr. med. Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin Abteilung für Molekulare und Zelluläre Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln

 

 

Loslassen können….

von Dr. Iris Huth

Foto: Dr. Iris Huth

Foto: Dr. Iris Huth

Immer wenn die Feiertage, oder sonstige freudige Anlässe des Schenkens und Beschenktwerdens vorüber sind, fragen wir uns vielleicht nach einiger Zeit was davon übrig geblieben ist. Denn irgendwann ist auch das beste Parfum aufgebraucht, sind Leckereien verspeist, die Garantiezeiten der technischen Gaben verfallen oder der ehemals schöne Pullover in der Altkleidersammlung gelandet.

Wir schenken, weil wir es uns leisten können, gönnerhaft, generös sind, aus Prestige oder gar aus Pflichtgefühl, mit mehr oder minder großen Absichten. Was wir geben, sagt viel über uns aus, so wie es oftmals auch Besitztümer anzeigen sollen.

Doch wie erfüllend und nachhaltig sind all diese materiellen Dinge? Eine erste Antwort findet diese Frage, wenn wir bemerken, dass uns alles nur auf Zeit gehört. Es sind Leihgaben, so wie unser ganzes Leben auch. Wir können naturgegeben nichts für immer festhalten, für uns behalten, mitnehmen – wir sind daher per se gezwungen immer wieder abzugeben, uns loszulösen…

 Gewohnheiten

Gerade wenn uns jemand oder etwas lieb und teuer geworden ist, wird es besonders schwer für uns loszulassen. Der Wunsch nach Routine, Verlässlichkeit, Sicherheiten lässt uns am Gewohnten festhalten, ja oftmals vehement klammern – das ist eine ganz natürliche Reaktion.

Warum fällt uns das Loslassen so unglaublich schwer? Woran liegt das? Loslassen gleicht manchmal einem inneren Abschied. Die Endgültigkeit des Loslassens ist es, die vielen Menschen Angst bereitet, da man nicht weiß was man stattdessen bekommt, vor allem wenn man bereits zuvor sehr viel investiert hat.

Was bedeutet dabei loslassen ganz konkret? Loslassen zu können ist eine besondere Form der Anpassung an ein Ereignis oder an einen Sachverhalt. Wir akzeptieren dabei eine Situation, einen Zustand der uns geschieht und unseren Wünschen und Vorstellungen widerspricht. Letzteres ist vor allem bei einer Krankheit der Fall. Sie passt nicht in unser Konzept und doch müssen wir lernen damit umzugehen und uns mitunter auch von unseren bisherigen Maßstäben und Vorstellungen lösen.

Wie können wir uns auf den Weg des Loslassens begeben? Loslassen beginnt im Kopf. Aber loslassen zu können geschieht nicht von heute auf morgen, es ist ein langfristiger Prozess. Wenn wir uns lösen, entscheiden wir uns, unseren Blick weg von der belastenden Situation hin zu einer anderen Richtung, einer anderen Perspektive oder einfach nur nach vorne zu richten. Das ist nicht immer eine einfache Sache und wir starten dabei mit den unterschiedlichsten Gefühlen wie Trauer, Wut oder Angst. Viele Gedanken kreisen in uns mit Fragen wie z.B.: „Warum ist das mir passiert?“ „Wieso ist das Schicksal so ungerecht?“

Strategien

An dieser Stelle wird es wichtig, Strategien im Umgang mit der Situation zu entwickeln, d.h. sich der eigenen Lage bewusst zu werden, schauen wo man gerade steht. Es gilt Möglichkeiten hierfür zu eruieren und nicht zuletzt den Zustand zu akzeptieren, in dem wir uns befinden – auch wenn er uns nicht behagt.

Im nächsten Schritt kann es hilfreich sein, sich Menschen anzuvertrauen, die sich in einer ähnlichen Situation befanden oder befinden und sie zu fragen, wie sie die schwierigen Zeiten gemeistert haben. Mit ihnen kann es leichter fallen Vertrauen und Hoffnung zu entwickeln, dass es Lösungen geben kann.

 neue Impulse

Sich Selber verzeihen können, ist auch eine Form des Loslassens. Milde mit sich umzugehen, sich nicht zu zermartern, ob man alles richtig gemacht hat. Wer nicht loslassen kann, hat oft auch noch etwas mit sich und anderen zu klären. Suchen Sie Klärung, heben Sie Blockaden auf und werfen Sie Ballast ab. Sie werden sich danach losgelöster, befreiter und vielleicht auch gelassener fühlen.

Loslassen ist nicht gleichbedeutend mit Resignation, es kann auch etwas Neues bedeuten. Vielleicht kann es ein neuer Anfang sein, ein Beginn ein bewussteres Leben zu führen. Es kann der Impuls sein, endlich seine Wünsche zu verwirklichen, in dem man sich von altgewohnten Konventionen trennt, eingefahrene Wege verlässt und langgehegte Träume zur Erfüllung bringt.

 Wertesystem

Was hilft uns beim Loslassen? Eine Hilfe könnte der Aufbau einer neuen persönlichen Werteskala, eines neuen individuellen Wertesystems sein – weg von materiellen Dingen, hin zu einer sogenannten „Erlebniskultur“. Sowohl in guten als auch in weniger guten Zeiten lebt der Mensch von guten Erlebnissen, die er sich ins Gedächtnis ruft. Man lebt von den inneren Bildern die bei guten Zusammenkünften mit der Familie, Freuden, lieben Menschen um uns entstanden sind. Wir leben von freundlichen Begegnungen und Situationen. Das können auch schöne Reiseerinnerungen, ein Ausflug oder einfach andere angenehme Begebenheiten sein, die uns ein wundervolles „Kopfkino“ bescheren – auch wenn wir uns mal nicht so gut fühlen.

Denken wir noch einmal darüber nach was uns langfristig Freude bereitet – denn hier schließt sich der Kreislauf zu den anfänglichen Überlegungen was nachhaltige Geschenke sein können.

Sowohl wenn wir schenken, als auch wenn wir bedacht werden, sind es meist keine materiellen Gaben an denen wir über längere Zeit Spaß haben, sondern es ist etwas viel Kostbareres, nämlich Zeit. Zeit die wir mit anderen Menschen verbringen. Zeit, die verbunden mit guten Erfahrungen und Geschehnissen ist. Beschenkt werden mit neuen Eindrücken und guten Emotionen.

Alle materiellen Dinge sind nur Leihgaben. Was uns aber keiner nehmen kann, was uns bis zuletzt gehört, sind unsere Erinnerungen und das Wissen sein Leben nicht versäumt zu haben.

Im HIER und JETZT…

Bild mit TürOktober 2012
Dr. Iris Huth

Hilfen und Anregungen für ein bewusstes Leben
„Das Tagesgeschenk“
 „Stell dir vor, jeden Morgen stellt dir deine Bank 86.400 Euro auf deinem Konto zur Verfügung. Du kannst den gesamten Betrag an einem Tag ausgeben. Allerdings kannst du nichts sparen. Was du nicht ausgegeben hast, verfällt. Aber jeden Morgen, wenn du erwachst, eröffnet dir die Bank ein neues Konto, mit neuen 86.400 Euro. Außerdem kann die Bank das Konto jederzeit ohne Vorwarnung schließen. Sie kann sagen: das Spiel ist aus. Was würdest du tun? Dieses Spiel ist Realität: Jeder von uns hat so eine magische Bank: die Zeit. Diesen Beitrag weiterlesen »

Brustkrebs bei Männern – Neues Selbsthilfenetzwerk hilft Betroffenen

Krebsmagazin – Ausgabe November 2010
Prof. Dr. Bernhard Wörmann,  Leitlinienbeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, Onkologe, Bremen

„Egal, wohin wir uns nach der Diagnose Brustkrebs wenden, wir Männer sind mit dieser Krankheit eigentlich nie am richtigen Ort“ – das ist die bittere Erkenntnis von Peter J., bei dem vor drei Jahren Brustkrebs diagnostiziert wurde. Er wandte sich an die Frauenselbsthilfe nach Krebs (FSH), die ein bundesweites Netzwerk für Männer mit Brustkrebs initiiert und dabei von der Deutschen Krebshilfe unterstützt wird. „Zurzeit gibt es keine Selbsthilfeorganisation, die sich dieser Patientengruppe annimmt“, erläutert Brigitte Overbeck-Schulte, Bundesvorsitzende der FSH. Diesen Beitrag weiterlesen »

Filme der Deutschen Krebshilfe jetzt auf YouTube

Filmcover Dt. KrebshilfeKrebsmagazin – Ausgabe November 2010
Die Informationsfilme der Deutschen Krebshilfe sind für viele Krebs-Betroffene und deren Angehörige eine wichtige Hilfe im Umgang mit der Erkrankung. Ab sofort lassen sich die Filme auch bei YouTube – der weltweiten Online-Video-Gemeinschaft – unter www.youtube.de, Suchwort „Deutsche Krebshilfe“, abrufen. Der Kanal der Deutschen Krebshilfe wird kontinuierlich erweitert. Wer die Filme oder die Gesundheitssendung „in vivo“ lieber auf DVD anschauen möchte, kann sie kostenlos – ebenso wie die Broschüren und Flyer der Deutschen Krebshilfe – unter der Telefonnummer 02 28/ 7 29 90-0 sowie im Internet unter www.krebshilfe. de bestellen.

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