Brustkrebs als Mann

Foto Reinold B.Krebsmagazin – Ausgabe November 2010
Reinhold B. , Wangen im Allgäu

Mein offener Umgang mit der Erkrankung hat mir geholfen
Wochen vor der Diagnosestellung bemerkte ich, dass meine Brust immer sehr schmerzempfindlich war, z. B. beim Abtrocknen nach dem Duschen. So entschloss ich mich schließlich, zum Arzt zu gehen. Dieser meinte nach der Untersuchung „es ist eine Geschwulst oder ein Knoten genau hinter der Brustwarze zu tasten. Am sichersten ist, zu operieren“ – dann könne er genaueres sagen. Und dann kam die bittere Gewissheit: „Sie haben Brustkrebs! Der Knoten war bösartig“! Ein Gedanke schoss mir sofort durch den Kopf: „Kann das überhaupt?“ – Anscheinend ja und nach Auskunft der Ärzte steigen sogar die Fallzahlen. Auf diese Diagnose folgte relativ schnell ein zweiter operativer Eingriff um weiteres Gewebe und die befallenen Lymphknoten zu entfernen. Kurze Zeit später begann dann die Chemotherapie mit acht Zyklen – vier Wochen später dann noch die Bestrahlungstherapie mit 37 Sitzungen. Es war schon etwas komisch, im Verlauf der Erkrankung immer wieder von Frauenärzten behandelt zu werden. Man(n) kommt sich als männlicher Brustkrebspatient sicherlich häufiger ein wenig vor wie ein Exot. Doch mein offener Umgang mit dem Brustkrebs hat mir gut getan, eine falsche Scham hätte mir nicht weiter geholfen. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe ich ganz offen über meine Krankheit gesprochen. Ich habe weiterhin meinen Sport betrieben und den Kontakt mit meinen Vereinskameraden gepflegt. Auch bin ich heute noch jeden Tag an der frischen Luft und habe viel Bewegung.

Frische Luft und viel Bewegung stärken meinen Körper und Geist.
Auch in der Reha war ich der einzige Mann mit Brustkrebs. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass es zwar Unterschiede zwischen Mann und Frau in der persönlichen Bewältigungsstrategie geben mag. Für mich waren dabei gerade die Gespräche mit anderen Krebsbetroffenen sowie der Sport und die Bewegung hilfreich, meinen neuen Weg zurück in ein anderes Leben zu finden. Neben dem offenen Umgang mit der Erkrankung erscheint mir eine bewusstere Lebensführung das A und O zu sein. Während meiner Reha ging es in einer interessanten Diskussion unter anderem um die Frage: Was ist der wichtigste Tag? Nicht Gestern (denn das ist Vergangenheit und nicht mehr zu ändern) und nicht Morgen (das ist noch Zukunft) sondern HEUTE – das hier und jetzt. Und so habe ich mir vorgenommen mich selbst im Alltag nicht zu kurz kommen zu lassen. Mir ist bewusst, das ich noch 5 Jahre lang Medikamente nehmen muss, doch ich werde künftig mehr für mich und vor allem für meine Seele tun, damit ich mein Maximales zur Heilung meines Körpers beitrage. Und noch eins: Ich achte künftig noch genauer auf die Sprache und Signale meines Körpers, denn das hat mich gerettet.

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