Schwerpunkt: Brustkrebs   
 Familiärer Brustkrebs

Angst vor erblich bedingtem Brustkrebs? Wenn Sie befürchten, dass Brustkrebs in Ihrer Familie vererbt wird, sollten Sie sich beraten lassen. Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Etwa jede Zehnte erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Rund 10 Prozent der Brustkrebsfälle sind erblich bedingt. In den betroffenen Familien tritt Brustkrebs gehäuft auf, oft auch schon in jungen Jahren. Frauen, die befürchten, dass Brustkrebs in ihrer Familie vererbt wird, sollten sich in einem Schwerpunktzentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs beraten lassen.

Angst vor erblich bedingtem Brustkrebs? Wenn Sie befürchten, dass Brustkrebs in Ihrer Familie vererbt wird, sollten Sie sich beraten lassen. Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Etwa jede Zehnte erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Rund 10 Prozent der Brustkrebsfälle sind erblich bedingt. In den betroffenen Familien tritt Brustkrebs gehäuft auf, oft auch schon in jungen Jahren. Frauen, die befürchten, dass Brustkrebs in ihrer Familie vererbt wird, sollten sich in einem Schwerpunktzentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs beraten lassen.

Erfolgreiches Verbundprojekt "Familiärer Brust- und Eierstockkrebs"

Nach der Entdeckung der Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2 Mitte der neunziger Jahre initiierte die Deutsche Krebshilfe das Verbundprojekt zum "Familiären Brust- und Eierstockkrebs", an dem zwölf Universitätskliniken teilnahmen. Die Zusammenarbeit von Gynäkologen, Psychologen, Human- und Molekulargenetikern war sehr erfolgreich: Insgesamt wurden über 7.000 Menschen beraten, und bei über 3.000 Familien konnten Gentests durchgeführt werden. Mittlerweile wurde das erfolgreiche Konzept in die gesetzliche Regelversorgung überführt. So wird gewährleistet, dass Brustkrebs-Risikofamilien eine qualitativ hochwertige Beratung und engmaschige Früherkennung angeboten werden können, um mögliche Krebserkrankungen frühzeitig und damit in einem heilbaren Stadium zu entdecken.

Wann ist eine Beratung sinnvoll?

Nicht jeder Brustkrebsfall in der eigenen Familie deutet daraufhin, dass ein erblich bedingter Krebs vorliegt. Der nächste Kasten zeigt bestimmte Konstellationen auf, bei denen eine familiäre Belastung sehr wahrscheinlich und eine Beratung sinnvoll ist.

Ob eine dieser Konstellationen vorliegt, können Ratsuchende am Telefon abklären lassen. Denn alle Zentren bieten eine telefonische Erstberatung an. Die Erfahrung zeigt, dass bei der Hälfte aller Anrufer die Angst unbegründet ist. In diesen Fällen kann dann bereits am Telefon Entwarnung in Bezug auf ein erhöhtes Erkrankungsrisiko gegeben werden. Den anderen Ratsuchenden wird ein erstes Beratungsgespräch angeboten.

Eine Beratung ist sinnvoll, wenn mindestens:
  • zwei Frauen in der Familie an Brustkrebs erkrankt sind, davon eine vor dem 51. Lebensjahr
  • drei Frauen in der Familie an Brustkrebs erkrankt sind, unabhängig vom Erkrankungsalter
  • eine Frau in der Familie vor dem 31. Lebensjahr an einseitigem Brustkrebs erkrankt ist
  • eine Frau in der Familie vor dem 41. Lebensjahr an beidseitigem Brustkrebs erkrankt ist
  • eine Frau in der Familie vor dem 40. Lebensjahr an Eierstockkrebs erkrankt ist
  • eine Frau in der Familie an Brust- und Eierstockkrebs erkrankt ist
  • ein männlicher Familienangehöriger an Brustkrebs erkrankt ist
  • zwei Frauen in der Familie an Eierstockkrebs erkrankt sind


Wie läuft die Beratung ab?

Bei dem etwa einstündigen Gespräch wird zunächst gründlich analysiert, ob aufgrund der Familiengeschichte tatsächlich ein Verdacht auf ein defektes BRCA1- und/oder BRCA2-Gen besteht. Außerdem wird geklärt, ob noch weitere Risikofaktoren vorhanden sind. Normalerweise liegt das Brustkrebsrisiko bei 10 Prozent; ab 30 Prozent sprechen die Ärzte von einem erhöhten Risiko und empfehlen ein intensives Früherkennungsprogramm. Wichtig ist auch, im Beratungsgespräch die Möglichkeit eines Gentests mit all seinen Konsequenzen zu erklären. Dazu gehören auch seelische Belastungen, die auftreten können, wenn sich die Ratsuchende für einen Gentest entscheidet und tatsächlich die defekten Erbanlagen gefunden werden. Frauen, die eine Gen-Analyse machen möchten, wird deshalb eine psychologische Betreuung angeboten.

Beratung zum Thema Brustkrebs
Foto: Deutsche Krebshilfe e.V.

Was passiert, wenn ich mich für einen Gentest entscheide?

Fast die Hälfte der Ratsuchenden entscheidet sich für einen Gentest. Ist dies der Fall, wird eine erkrankte Verwandte in die Beratung gebeten, denn bei dem Gentest werden die Blutproben der gesunden und einer erkrankten Familienangehörigen auf BRCA1- und BRCA2-Defekte untersucht. Der Gentest dauert einige Wochen und eröffnet drei Möglichkeiten: Wird bei der bereits an Brustkrebs Erkrankten ein defektes Brustkrebsgen gefunden, bei der Gesunden aber nicht, geben die Ärzte klare Entwarnung. Dann hat die Gesunde das gleiche Risiko wie die Normalbevölkerung von 10 Prozent, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken.

Werden die bekannten Gendefekte weder bei der erkrankten Patientin noch bei der Gesunden gefunden, beträgt das Risiko je nach familiärer Häufung bis zu 30 Prozent. Die Ärzte empfehlen in diesem Fall die vorsorgliche Aufnahme in ein intensives Früherkennungsprogramm.

Dritte Möglichkeit: Der Gentest ergibt, dass die gesunde Testperson ein oder beide defekten Brustkrebsgene trägt und damit eine Hochrisikopatientin ist. Damit beträgt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, etwa 80 Prozent. In diesem Fall raten die Ärzte auf jeden Fall zu einem intensiven Früherkennungsprogramm. Denn für Brust- und Eierstockkrebs gilt: Je früher er erkannt wird, desto besser kann er behandelt und in den meisten Fällen sogar geheilt werden. Zusätzlich wird Hochrisikopatientinnen, die keine Kinder mehr bekommen wollen oder älter als 40 sind, empfohlen, sich vorsorglich die Eierstöcke entfernen zu lassen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich vorsorglich mittels Operation das Brustgewebe entfernen zu lassen. Anschließend kann die Brust mit Eigengewebe wieder rekonstruiert werden. Allerdings entscheidet sich für diesen radikalen Schritt nur etwa jede fünfte Hochrisikopatientin.

Intensives Früherkennungsprogramm für Risikopatientinnen:
  • Monatliche Brustselbstuntersuchung
  • Halbjährliche Tastuntersuchung der Brust durch den Arzt
  • Jährlicher Brustultraschall ab dem 25. Lebensjahr
  • Halbjährlicher Brustultraschall ab dem 30. Lebensjahr
  • Jährliche Mammographie ab dem 30. Lebensjahr
  • Jährliches Magnetresonanztomographie (Kernspin) ab einem Erkrankungsrisiko von 30 Prozent
  • Halbjährliche gynäkologische Untersuchung mit Ultraschall und Tumormarkerbestimmung


Gibt es Möglichkeiten der Vorbeugung?

Derzeit wird in einer klinischen Studie, dem IBIS-II-Programm, untersucht, ob es mit Hilfe von Medikamenten möglich ist, eine Brustkrebserkrankung zu verhindern. Denn bestimmten Antihormonen, die bereits erfolgreich in der Brustkrebsbehandlung eingesetzt werden, werden schützende Eigenschaften zugeschrieben. Nähere Informationen zur Studie sind unter www.brustkrebsvorbeugen.de oder bei der German Breast Group unter www.germanbreastgroup.de erhältlich.

Wo finde ich ein Schwerpunktzentrum "Familiärer Brust- und Eierstockkrebs"?

In Deutschland gibt es derzeit dreizehn Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs. Sie befinden sich in Berlin, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Hannover, Heidelberg, Kiel, Leipzig, München, Münster, Ulm und Würzburg. Die Adressen und Telefonnummern finden Interessierte im Internet auf der Homepage der Deutschen Krebshilfe unter

www.krebshilfe.de/neu/medieninfos/brca.html.

Sabine Stürmer, Diplom-Biologin / Journalistin