| Archiv |     Ausgabe 03/2002

Aktuell   
 Prof. Dr. med. W. Wagner, Paracelsus Strahlenklinik Osnabrück
Neues vom ASTRO
American Society for Therapeutic Radiology and Oncology

Der größte Strahlentherapie-Kongress der Welt fand in diesem Jahr in New Orleans zwischen dem 6. und 10. Oktober statt. Über 2000 neue Beiträge wurden einem internationalen Fachpublikum, bestehend aus Strahlentherapeuten, Strahlenbiologen und Strahlenphysikern vorgestellt.

Thematische Schwerpunkte waren u.a. die Behandlung des Prostatakarzinoms, Gebärmutterhalskrebses und des Kehlkopfkrebses.

1) Von einer Arbeitsgruppe aus dem Memorial Sloan Kettering-Cancer-Center in New York sowie der Cleveland Clinic-Foundation in Ohio wurden die Therapieergebnisse von 1866 Patienten vorgestellt, die zwischen 1992 und 1998 wegen eines Prostatakrebses im Frühstadium entweder operiert, bestrahlt oder mit radioaktiven Implantaten (Seeds) behandelt worden waren. Keiner dieser Patienten erhielt zusätzlich eine Hormonbehandlung.

Sowohl die radikale Prostataentfernung, als auch die äußere Bestrahlung und die Bestrahlung mittels radioaktiver Seeds zeigten im Frühstadium dieser Erkrankung absolut gleiche Ergebnisse.

Als Prognosefaktoren wurden der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) vor Behandlung, die architektonische Struktur des Krebses (Gleason-Score) sowie die Größe des Tumors identifiziert. Die Ergebnisse waren unabhängig vom Alter der Patienten und von der gewählten Tumorbehandlung.

New Orleans New Orleans war Treffpunkt des diesjährigen ASTRO Kongresses
2) Eine andere Arbeitsgruppe aus dem M.D. Anderson Cancer-Center in Houston/Texas stellte eine Studie zur Behandlung des fortgeschrittenen Gebärmutterhalskrebses vor.

403 Patientinnen wurden entweder nur bestrahlt oder erhielten zusätzlich Chemotherapie.
Die 5-Jahres-Überlebensrate der Patientinnen, die parallel zur Bestrahlung Chemotherapie erhielten, betrug 72 % im Gegensatz zu 52 % für die Patienten, die einer alleinigen Strahlentherapie unterzogen wurden.

Metastasen entwickelten sich in der Kombinationsgruppe bei 18 %, wo hingegen 31 % aller Patienten, die nur bestrahlt wurden, später Metastasen erlitten.

Erstaunlich hingegen war, dass die Nebenwirkungen und die späten Komplikationen in beiden Gruppen gleich waren, obwohl die Kombinationsbehandlung aus Chemotherapie und Bestrahlung naturgemäß intensiver ist.

Strahlentherapeuten aus aller Welt Strahlentherapeuten aus aller Welt diskutierten und informierten sich in einer Vielzahl von Konferenzen sowie der begleitenden Ausstellung
3) Eine weitere Arbeitsgruppe aus dem M.D. Anderson Cancer-Center in Houston stellte in Zusammenarbeit mit der Universität von Pennsylvania, der Universität von Südflorida und der Universität von Kalifornien eine dreiarmige Studie zur nichtoperativen Behandlung des fortgeschrittenen Kehlkopfkrebses vor.

Hier wurden bis zum Mai 2000 547 Patienten behandelt, und zwar entweder mit alleiniger Bestrahlung oder mit Chemotherapie, gefolgt von Bestrahlung oder mit gleichzeitiger paralleler Chemo-Radiotherapie. Die Dosis der Bestrahlung betrug in allen drei Gruppen 70 Gy und wurde in 35 Sitzungen innerhalb von 49 Tagen gegeben.


Die Zeit der Tumorfreiheit war mit großem Unterschied am günstigsten in der Gruppe, die gleichzeitig Chemo-Radiotherapie erhielt.