| Archiv |     Ausgabe 03/2002

Nachsorge   
 "Haus LebensWert"
- ein Betreuungsprojekt für Krebspatienten und deren Angehörige

Haus LebensWert Das neue Haus LebensWert auf dem
Gelände der Kölner Uniklinik
(Joseph-Stelzmann-Str. 9, 50931 Köln)
Es ist nicht leicht, nach der Diagnose Krebs, während und nach belastenden Tumor-Therapien stark genug zu sein, um in den Alltag zurückzufinden. Haus LebensWert, ein Pilotprojekt auf dem Gelände des Kölner Universitätsklinikums, will Krebspatienten und ihren Angehörigen auf dem Weg zu einem neuen Anfang helfen. Die Ziele des Hauses sind, die medizinische und psychosoziale Versorgung der Krebspatienten noch enger zu verzahnen und den Fortgang der laufenden Projekte zu ermöglichen. Das Haus LebensWert finanziert sich ausschließlich über Spendengelder. Seit Mai diesen Jahres leitet der Sozialwissenschaftler und Theologe Uwe Schwarzkamp die Organisation des in Deutschland wohl einzigartigen Betreuungszentrums.

Nichts erinnert im gemütlichen Haus LebensWert an Sterilität, strenge medizinische Therapien und Krankheit. Lässt sich die Tragik der Krankheit Krebs dadurch verdrängen? "Sie lässt sich bezwingen", meint Professor Volker Diehl, Leiter der Medizinischen Klinik I der Universität Köln und geistiger Vater von Haus Lebens-Wert. Gemeinsam mit Sponsoren aus Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft, mit dem unermüdlichen Engagement ehemaliger Patienten, zahlreicher Freunde und nicht zuletzt des Klinikums gründete er 1997 den "Verein LebensWert e.V.", der heute 300 Mitglieder zählt. Anfang 2001 gelang es, das Projekt "Haus Lebens-Wert" aus der Taufe zu heben.

Oberstes Ziel: das Leben "lebenswert" machen

"Medizinisch haben wir heute sehr gute Möglichkeiten, Krebserkrankungen zu heilen", sagt Prof. Diehl. "Doch die beste medizinische Versorgung und die fortschrittlichsten Therapien können nicht die Narben beseitigen, die anstrengende Behandlungen und schwere Nebenwirkungen in der Seele des Patienten zurücklassen. "Lebensqualität" ist heute zum geflügelten Wort geworden. Doch jeder Mensch hat seine ganz individuellen Vorstellungen von einem erfüllten und positiven Leben. "Daher haben wir unser Betreuungszentrum auch "Haus LebensWert" genannt", erläutert Prof. Diehl.

Inzwischen füllt sich die seit anderthalb Jahren bestehende Einrichtung zunehmend mit Leben. Sehr gern nutzen die Patienten das reiche Angebot an musischer Betätigung, Bewegungstherapie, Computer-Kursen, kosmetischer Beratung, an interessanten Vorträgen, Filmen oder Musikveranstaltungen, um für ein paar Stunden nicht Patient, sondern einfach Mensch zu sein. Um Kontakte zu pflegen, über das Leben draußen zu sprechen oder um sich von der Dipl.-Psychologin Dr. Ellen Kneehans beraten zu lassen.

"Es ist belastend, wenn der Patient bei der Einweisung in die Klinik sein Leben und seine Persönlichkeit wie an einer Garderobe abgibt und für ihn plötzlich nur noch die medizinische Versorgung im Vordergrund steht. In Haus LebensWert kann der "Behandelte" den Klinikalltag vergessen und einfach nur Mensch sein", so Geschäftsführer Uwe Schwarzkamp.

Die diversen Kurse und Programme stellen eine Art Therapie für den Krebspatienten dar, sich intensiv mit seiner Krankheit auseinander zu setzen. Es wird mit den Patienten intensiv gearbeitet, so dass sie auch an ihre Grenzen gelangen, gefordert werden und erkennen, dass sie etwas leisten können. Sie sollen die Kraft finden, aufzustehen und versuchen, die Krankheit zu bezwingen. "Wir wollen ihnen zu diesem Umdenken und dem dazu nötigen Selbstbewusstsein verhelfen", so Uwe Schwarzkamp.

Dabei steht das psychoonkologische Angebot von Haus LebensWert allen Patienten der onkologischen Stationen und der Ambulanz sowie deren Angehörige zur Verfügung.

In der zukünftigen Arbeit des Hauses Haus LebensWert steht die Gewinnung weiterer Förderer im Mittelpunkt, da das Projekt allein aus Spendengeldern und durch die ehrenamtliche Tätigkeit finanziert wird. Eine noch engere Verzahnung von medizinischer und psychosozialer Betreuung der Patienten zu erreichen, ist oberstes Ziel. Dieses Zusammenspiel kann den Therapieerfolg mit beeinflussen. Neben der psychoonkologischen Betreuung bietet Haus LebensWert interessierten Patienten verschiedene Aktivitäten zur Überwindung starker Erschöpfung und Müdigkeit an. Die unter dem Begriff "Fatigue" zusammengefassten Symptome, die meist auf die Behandlung und/oder den Tumor zurückzuführen sind, belasten den Alltag vieler Krebspatienten extrem. Inzwischen ist bekannt, dass Patienten, die vor oder während der Chemotherapie ein leichtes Sporttraining absolvieren, ihre Leistungsfähigkeit verbessern können. Dank einer Firmenspende konnte ein spezieller Raum für die Bewegungstherapie eingerichtet werden. Dort werden Krebspatienten von einer professionellen Bewegungstherapeutin betreut.

Dipl.-Sportlehrerin Silvia Knerr bietet ihren Schülern eine Vielzahl körperlicher Aktivitäten an, von T’ai Chi und Qi Gong bis zum Fitnesstraining, zur Rückenschule und zu Feldenkrais-Übungen.

Die kreativen Kräfte eines jeden werden im Atelier geweckt, wo Zeichnungen, Aquarelle, Plastiken, die von den Besuchern des Hauses einzeln oder in Gruppenarbeit geschaffen wurden, zu sehen sind. Durch schöpferisches Tun werden innere Bilder nach außen getragen und das kann bei der Krankheitsbewältigung helfen.

Das Team von Haus Lebenswert Das Team von Haus Lebenswert v.l.n.r.:
Richard Berners, Birgitt Hein-Nau, Silvia Knerr, Dr. Ellen Kneehans, Elke Jakobs, Norbert Herrmanns, Uwe Schwarzkamp
Weitere Entspannung kann der Patient in Stimm- und Klangseminaren erfahren. Kummer, Schmerzen und Angst bauen bei den Patienten häufig Verspannungen auf, die sich auch mit dem Klang der Stimme beherrschen lassen. Die Stimme ist somit ein Abbild der Befindlichkeit, Anspannung, Atmung und des Selbstbewusstseins In diesen Seminaren ertasten die Gäste des Hauses LebensWert Schwingungen von Klanggeräten und nehmen die eigene Stimme bewusst wahr und singen in der Gruppe. Auch dies kann zur Entkrampfung beitragen.

"Aber auch bettlägerige Patienten können die Hilfe der Therapeuten in Anspruch nehmen, indem die Therapeuten zu ihnen auf die Station kommen", so Schwarzkamp.

Viele Ehemalige, die als geheilt oder zur ambulanten Weiterbehandlung aus dem Klinikum entlassen werden, bleiben Haus LebensWert verbunden. Sie geben ihre wertvollen Erfahrungen an Menschen weiter, die Hilfe brauchen, leisten ehrenamtliche Arbeit, sammeln Spendengelder.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.vereinlebenswert.de
oder unter Tel. 02 21 - 4 78 64 78.