| Archiv |     Ausgabe 03/2002

Nachsorge   
 Dr.med. Birgit Leibbrand, Salzetalklinik, Bad Salzuflen
Nachsorge - Lymphödem und Lymphdrainage

Das Lymphgefäßsystem
Neben dem Blutkreislauf hat der Körper ein weiteres Gefäßsystem, das Lymphsystem. Es stellt die Entsorgung von Abfallstoffen aus dem Körper dar. Anders als beim Blutkreislauf handelt es sich beim Lymphsystem jedoch um ein Einbahnstraßensystem. Das Lymphsystem ist also unsere "Müllabfuhr". Abtransportiert werden unter anderen Wasser (ca. 2-3 l/Tag), Eiweiß, Zelltrümmer, Fremdkörper, Bakterien und Fette.

Die Lymphkapillaren nehmen diese Stoffe auf, die über die Lymphgefäße weiter transportiert werden. Lymphknoten sind Zwischenstationen und dienen als Filter und Speicher, in denen die Lymphe auf schädliche Bestandteile hin überprüft wird. Zusätzlich kommt es hier zu einer Konzentration der Lymphflüssigkeit durch Wasserentzug. Sie sind auch für die körpereigene Abwehr notwendig und bilden weiße Blutkörperchen. Die Lymphflüssigkeit des gesamten Körpers mündet dann über den Hauptlymphstamm (Ductus thoracicus) hinter dem Schlüsselbein in den linken Venenwinkel, dieser stellt die einzige Verbindung zwischen den zwei Gefäßsystemen, Blutkreislauf und Lymphsystem, dar.

Lymphödem, wie kommt's?
Wenn ein Lymphödem durch eine angeborene Fehlbildung des Lymphsystems entsteht, so spricht man von einem primären Lymphödem.

Das sekundäre Lymphödem ist sehr viel häufiger und wird durch äußere Faktoren ausgelöst. Häufigste Ursache ist eine Krebserkrankung und deren Behandlung, wie Operation und Strahlentherapie. Das Lymphödem kann im Bereich von Armen und Beinen, aber auch im Bereich des Kopfes, Halses und des Rumpfes auftreten. Weitere Ursachen können aber auch großflächige Verbrennungen und wiederholte Entzündungen im Bereich des Lymphsystems sein.

Manuelle Lymphdrainage
Das weitaus häufigste sekundäre Lymphödem ist das Armlymphödem als Folge einer Brustkrebserkrankung, wobei jedoch in dem meisten Fällen nicht die Krebserkrankung, sondern deren Behandlung ursächlich verantwortlich ist.
Beinlymphödeme treten bei Tumoren im Bereich des kleinen Beckens auf. Hierzu zählen u.a. Gebärmutter- und Eierstockskrebs bei der Frau oder Prostata- und Blasenkrebs beim Mann.
Ursächlich für die Anschwellungen können die Tumoren selbst oder Lymphknotenmetastasen sein, die das Gefäßsystem abdrücken oder auch narbige Veränderungen als Folge der Therapie.

Schwellungen an Armen und Beinen sind jedoch nicht immer durch ein Lymphödem bedingt, sondern auch durch andere Erkrankungen, wie z.B Herz-, Leber-, Nierenerkrankungen oder Erkrankungen des venösen Systems wie Krampfadern oder Thrombosen. Auch allergische Reaktionen können zu Schwellungen führen.

Es ist wichtig ein Lymphödem davon abzugrenzen, dies ist jedoch nicht immer ganz leicht. Die Klärung der Ursachen ist notwendig um die richtige Behandlung einleiten zu können.

Behandlung eines Lymphödems
Beim Nachweis eines Lymphödems sollte umgehend mit einer Behandlung begonnen werden, um Komplikationen, wie z.B. eine bindegewebige Umwandlung oder eine zunehmende Fetteinlagerung zu vermeiden.
Auch besteht im Stauungsbereich eine vermehrte Infektionsgefahr. Bewegungseinschränkungen bis hin zu Lähmungen und Schmerzen können ebenfalls Folgen eines nicht behandelten Lymphödems sein. Die Behandlung eines Lymphödems ist aufwändig, lohnt aber alle Mühen.

Es handelt sich dabei meist um eine Langzeitbehandlung und bedarf der Kooperation aller Beteiligten, dazu zählen Ärzte, Lymphtherapeuten, Physiotherapeuten, Kostenträger und nicht zu vergessen der/die Betroffene selbst.
Die Behandlungsstrategie muss im Team abgestimmt und regelmäßig überprüft werden.
Die Behandlung des Lymphödems nennt man "komplexe Entstauungsbehandlung", sie setzt sich aus unterschiedlichen Elementen zusammen, die Lymphdrainage ist nur ein, wenn auch wichtiger, Teil dieser Behandlung.

Manuelle Lymphdrainage
Manuelle Lymphdrainage
Mit geübten Händen wendet der Lymphtherapeut verschiedene Handgriffe an, die der Anregung des Lymphflusses dienen und zu einer Lockerung im eigentlichen Lymphödemgebiet führen. Die Lymphflüssigkeit wird also in gesunde, nicht betroffene Regionen des Körpers verschoben, so dass der Lymphtherapeut auch in gesunden Bereichen arbeitet.

Maschinelle Lymphdrainage
Durch Mehrkammersysteme wird versucht, die manuelle Technik der Verschiebung von Lymphflüssigkeit nachzuahmen.
Diese Technik kommt entweder bei beginnendem Lymphödem im Bereich von Armen und Beinen oder bei sehr ausgeprägten Schwellungen zusammen mit der manuellen Technik zum Einsatz.

Kompressionsbehandlung
Hier stehen zwei Versionen zur Verfügung, die Kompressionsbandagierung und die Kompressionsbestrumpfung. Solange das Ödem durch Drainage noch abnimmt, sollte eine Bandagierung erfolgen, bei befriedigendem Behandlungsergebniss erfolgt dann eine Bestrumpfung nach Maß mit entsprechender Kompressionsklasse.

Medikamente
Zusätzlich unterstützende Medikamente und Drainagesalben können ebenfalls zum Einsatz kommen.

Durch Lymphtherapie wird ein vorhandenes Lymphödem behandelt, sie kann jedoch nicht die Lymphödemrate bei Brustkrebspatientinnen senken, dies können lediglich neue Operationstechniken und eine Verfeinerung der Strahlentherapietechniken, aber auch eine verbesserte Tumorvorsorge, u.a. durch Selbstuntersuchung.

Beim Auftreten eines Lymphödems im längeren Intervall nach einer Krebserkrankung, muss zunächst ein Wiederkehren der Tumorerkrankung ausgeschlossen werden, bevor eine Lymphtherapie eingeleitet wird, da eine spezifische Tumortherapie Vorrang hat.
Die Entscheidung und Durchführung einer komplexen Entstauungsbehandlung ist immer Team-Aufgabe und geschieht nach Abwägen aller Vor- und Nachteile.

Nachsorge
Die Entstauungsbehandlung ist nicht fester Bestandteil der Tumornachsorge, d.h. nicht jede Frau, die wegen Brustkrebs behandelt wurde, bedarf der Lymphtherapie. Für eine Lymphödempropylaxe durch Lymphtherapie gibt es keine Hinweise.

Die Behandlung des Lymphödems gehört aber in die Tumornachsorge, wenn sich durch die Erkrankung und/oder Behandlung ein Lymphödem gebildet hat.

Zwingend notwendig sind auch Informationen über Verhaltensmaßregeln, die dazu beitragen können, einer möglichen Lymphödembildung vorzubeugen. Ich möchte hier nur einige davon beispielhaft aufzählen: Die Verletzungsgefahr gefährdeter Körperregionen sollte minimiert werden, z.B. durch regelmäßiges Tragen von Arbeitshandschuhen. Einengende Kleidungsstücke sollten vermieden werden, ggf. Ringe oder Uhr ablegen. Vorsicht bei Massagen, Fangopackungen und anderen direkten Wärmeeinwirkungen.
Dies sind nur einige Hinweise. Lassen sie sich aber nicht entmutigen, viele Empfehlungen sind relativ und viel machen sie instinktiv richtig.

Wichtig ist, Fragen zu stellen.




Lebensweisheiten zum Nachdenken und Auftanken...

Nimm Dir Zeit zum Denken -
es ist die Quelle der Kraft.
Nimm Dir Zeit zum Spielen -
es ist das Geheimnis ewiger Jugend.
Nimm Dir Zeit zum Lesen -
es ist der Brunnen der Weisheit.
Nimm Dir Zeit, freundlich zu sein -
es ist der Weg zum Glück.
Nimm Dir Zeit zum Träumen -
es bringt Dich den Sternen näher.
Nimm Dir Zeit zu lieben und geliebt zu werden -
es stiftet dem Leben soviel Sinn.
Nimm dir Zeit, dich umzuschauen -
der Tag ist zu kurz, um selbstsüchtig zu sein.
Nimm Dir Zeit zum Lachen
es ist die Musik der Seele.

In Anlehnung an eine altes Irisches Sprichwort