| Archiv |     Ausgabe 03/2002

Aktuell   
 Prof. Dr. med Heinz Ludwig, Onkologische Abteilung Wilhelminenspital, Wien
ESMO-Kongress fördert Patientenaufklärung

Bessere Informationen stärken den Patienten

Die Diagnose Krebs wird zunächst wie ein Schock erlebt. Gut ist es dann, wenn man sich auf den Weg machen und sich über die Erkrankung umfassend informieren kann. "Gut informierte Patienten kommen mit ihrer Erkrankung besser zurecht", erklärte Professor Dr. Heinz Ludwig, Kongresspräsident bei der wissenschaftlichen Jahrestagung der ESMO, der europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie, die kürzlich in Nizza tagte. Erstmals wurde dort auf europäischer Ebene ein umfassendes Patientenseminar auch zum Thema Brustkrebs angeboten. Dabei wurden Betroffene sowie allgemein Interessierte im Rahmen von Vorträgen über die Erkrankung und ihre Konsequenzen informiert. Es gab auch einen Seminarteil, in dem Betroffene den Experten Fragen zu Einzelthemen stellen konnten. Das Wissen um die Krankheit macht nicht, wie man zunächst meinen könnte, mehr Angst. "Vielmehr stärkt es die Patienten", sagte der Mediziner in Nizza.


Wissen der Patienten hat Konsequenzen für die Behandlung

Patienten, welche die Charakteristika Ihrer Erkrankung, den möglichen Krankheitsverlauf, aktuelle und in Entwicklung befindliche Behandlungen kennen, verfügen über eine bessere Kontrolle der Situation. Sie können informiert Entscheidungen treffen, leiden weniger unter Ängsten und erfreuen sich allgemein einer besseren Lebensqualität.

Wie wichtig eine gute Information ist, zeigt das Beispiel von Fatigue. Es handelt sich hierbei um einen Zustand der völligen Erschöpfung, mit dem viele Tumorpatienten zu kämpfen haben. Verursacht werden kann Fatigue durch den Tumor selbst sowie dessen Behandlung. Die meisten Betroffenen aber sprechen die Erschöpfung bei ihrem Arzt nicht an. Anders informierte Patienten: "Sie wissen mehr über Komplikationen, die auftreten können und wissen sich in einem solchen Falle auch besser zu helfen", berichtet Professor Ludwig.

Allein schon das Wissen um die Begleiterscheinung kann nach Ludwig Konsequenzen haben: Denn die Fatigue geht nicht selten mit einer Blutarmut, einer Anämie einher, die jedoch gut zu behandeln ist. Das Beispiel zeigt, dass die Kenntnis einer möglichen Komplikation der Tumorerkrankung und das Ansprechen solcher Phänomene beim Arzt konkrete Folgen für die Belastungen durch die Erkrankung und ihrer Therapie haben kann.

Der Weg der Zukunft: Weitergabe von Informationen

Das wird auch von den Onkologen gesehen und es gibt deshalb laut Ludwig eine Art Reorganisation und eine stärkere Öffnung auch der Fachgesellschaften gegenüber den Patienten und ihren Belangen. "Das ist der Weg der Zukunft", meinte Kongresspräsident Ludwig. "Wir müssen dem starken Bedürfnis der Patienten nach mehr Information zukünftig noch besser nachkommen."

Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter:
http://www.esmo.org/PatientCorner