Therapie & Forsch.   
 Aktuelles zur Antikörpertherapie mit Trastuzumab

Die Behandlung mit dem Antikörper Trastuzumab stellt eine der wesentlichen Bereicherungen der systemischen Therapie der Brustkrebsbehandlung dar. Die Suche nach neuen Faktoren, die die Wirkung einer bestimmten Therapie a priori abschätzen lassen, oder die Prognose der Erkrankung genauer definieren, wurde 1987 durch die Beobachtung von D. Slamon et al. bereichert, der zeigen konnte, dass die Amplifikation des HER-2-neu Gens beim Mammakarzinom mit einer ungünstigeren Prognose einhergeht.

Voraussetzungen für eine Antikörpertherapie

Diese Situation trifft für ca. 25% aller Brustkrebserkrankungen zu. Die vorliegenden Arbeiten belegen, dass ein wesentlicher Aspekt zum Einsatz dieser Therapiemöglichkeit in der exakten Bestimmungsmethode des Her-2-neu liegt. Die Diagnostik erfolgt meist am Paraffinschnitt mittels immunhistochemischer Techniken oder molekularbiologisch mittels der Fluoreszenz in-situ Hybridisierung (FISH) zum direkten Nachweis der Anzahl der Genkopien.

Wie wirkt der Antikörper

Im Labor hemmt Trastuzumab die Zellteilung von HER-2 überexprimierenden Tumorzellen und somit das Tumorwachstum. Trastuzumab führt damit zu einer langanhaltenden Hemmung des Tumorwachstums.

HER2-neu im Modell
1 = Anzahl der Genkopien
2 = Aminosäurespiralen, die das Erbgut enthalten
3 = Ausbildung der Andockstelle an der Zelloberfläche
4 = Freisetzung der extrazellulären Rezeptordomäne

Wann soll die Behandlung mit Trastuzumab beginnen

Es ist heute unabdingbar, das Patientinnen und Ärzte über die wichtigsten Informationen ihrer Brustkrebserkrankung gleichermaßen verfügen. Jede Patientin sollte von Ihrem Brustkrebs die Tumorgröße, die Anzahl der befallenen Lymphknoten, den Hormonrezeptorstatus und den HER2-neu Status kennen. Bisher ist die Antikörpertherapie ausschließlich für die metastasierte Brustkrebsbehandlung zugelassen. Grundvoraussetzung hierfür ist eine positive Bestimmung des Her2-Status am Primärtumor wie oben beschrieben. In seltenen Fällen, in denen eine Bestimmung des Her2 Status nicht mehr am Primärtumorblock möglich ist, kann die Punktion einer Metastase erforderlich werden.

Die Behandlung erfolgt im wöchentlichen Abstand, zumeist ambulant, als Infusion über 45-60 Minuten. Abhängig von den bereits erfolgten Vorbehandlungen kann Trastuzumab sowohl als Monotherapie als auch in der Kombination mit verschiedenen Chemotherapeutika wirksam eingesetzt werden.

In der metastasierten Situation Trastuzumab möglichst von Beginn mit Chemotherapie kombinieren

Es ist allerdings wichtig zu wissen, dass wenn eine Chemotherapie geplant ist, und die Voraussetzung für eine Antikörpertherapie grundsätzlich gegeben ist, so sollte diese Chemotherapie von Beginn an mit dem Antikörper kombiniert werden. In der Monotherapie mit Trastuzumab konnte bei erheblich vorbehandelten Patientinnen ein sehr gutes Ansprechen der Metastasen beobachtet werden. Remission von ca. 15% erzielt werden. Die besten Resultate ergaben sich allerdings für die Kombination von Antikörper und Chemotherapie. Zugelassen ist dies Kombinationstherapie allerdings bisher nur mit dem Medikamentenwirkstoff Paclitaxel. Es ist aber auch wichtig zu wissen, dass in den Fällen, in denen eine Chemotherapie aus welchen Gründen auch immer, nicht durchgeführt werden kann, die alleinige Antikörpertherapie hochwirksam ist.

Welche Nebenwirkungen sind bei einer Antikörpertherapie zu erwarten

Die therapieassoziierten Nebenwirkungen sind gering und gut therapierbar. Bei Erstbehandlungen können infusionsassoziierte Symptome wie Fieber und Schüttelfrost auftreten. Wegen der unklaren Einflüsse von Trastuzumab auf die Pumpleistung des Herzmuskels sollte vor Behandlungsbeginn und im weiteren Therapieverlauf eine Echokardiographie in dreimonatigen Abständen erfolgen. Die aufgetretenen kardialen Funktionseinschränkungen bildeten sich meist unter einer spezifischen Behandlung mit Diuretika und ACE-Hemmern zurück. Im Falle einer symptomatischen Herzfunktionsstörung sollte Trastuzumab im Rahmen der RisikoNutzen Abwägung abgesetzt werden.

Zusammenfassung

Bei der Behandlungsplanung, insbesondere beim metastasierten Mammakarzinom, sollte die Möglichkeit einer Behandlung mit Trastuzumab überprüft werden. Der Einsatz mit Trastuzumab sollte bei gegebener Indikation möglichst frühzeitig erfolgen. Das setzt natürlich auch eine frühzeitige standardisierte Analytik, möglichst am Primärtumor, voraus. Bei vermuteter Konstanz zwischen Primärtumor und Metastase ist eine Her-2-neu Bestimmung allerdings auch an der Metastase möglich, aber durch eine frühzeitige Bestimmung am Primärtumor vermeidbar.

Die Antikörpertherapie stellt eine Erhaltungstherapie dar und sollte nicht vorzeitig abgesetzt werden. Es gibt Patientinnen, die seit mehreren Jahren erfolgreich mit Trastuzumab in der metastasierten Situation behandelt werden. Die besten Resultate ergeben sich wenn die Antikörpertherapie in Kombination mit einer Chemotherapie durchgeführt wird. In Deutschland ist die Therapie von Trastuzumab derzeit in Kombination mit Paclitaxel und Docetaxel zugelassen. Die Antikörpertherapie mit Trastuzumab hat bis heute Einzug in fast alle Bereiche der Mammakarzinomtherapie gehalten und ermöglicht uns einen faszinierenden Weg in die biologische antineoplastische Therapie ohne das Erleben von neuen, die Lebensqualität einschränkende Nebenwirkungen.