Therapie & Forsch.   
 USA: Erste molekulare Lungenkrebstherapie zugelassen

Die amerikanische Zulassungsbehörde hat am 5. Mai den EGFR-(Epidermal Growth Factor Rezeptor)Inhibitor Gefitinib zur Behandlung der häufigsten Form des Lungenkarzinoms zugelassen. Diese moderne maßgeschneiderte Therapie kann jetzt beim so genannten nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) eingesetzt werden, wenn die Krankheit trotz voriger Chemotherapie voranschreitet.

Ausschlaggebend für die Zulassung waren Studienergebnisse, wonach der molekulare Behandlungsansatz bei fast 15 Prozent der Patienten eine Tumorschrumpfung erreichte, deren Krebs zuvor trotz Chemotherapie weiter gewuchert war. Die Trendumkehr trat meist innerhalb der ersten acht Wochen der Therapie auf. Bei einem weiteren Drittel stoppte das Tumorwachstum, sodass insgesamt rund die Hälfte der Patienten profitierte. Lungenkrebspatienten hatten bisher trotz aggressiver Chemotherapie nur eine Lebenserwartung von wenigen Monaten. Unter Gefitinib lebte rund ein Drittel der Patienten noch nach über einem Jahr.

Molekulares Therapieprinzip

Krebszelle Abbildung einer Krebszelle
Der epidermale Wachtumsfaktor-Rezeptor (EGFR) spielt bei der Wachstumsregulation von Tumoren eine Schlüsselrolle: Ein andockender Botenstoff setzt eine Signalkaskade frei, die Wachstumsreize an den Zellkern weiterleitet. Das Tumorwachstum und die Metastasierung wird dadurch gefördert. Gefitinib blockiert diesen Prozess auf molekularer Ebene: Es besetzt die ATP-Bindungsstelle im katalytischen Zentrum des Rezeptors und verhindert so, dass das Wachstumsignal zum Zellkern gelangt. Der Tumor hört auf zu wachsen und kann oft sogar schrumpfen.


Gesteigerte Lebensqualität

Lungenkrebstumor vorher
63-jährige Patientin mit einem nicht kleinzelligen Lungentumor vor- (oben) und vier Wochen nach (unten) Therapie mit dem EGFR-Inhibitor Gefitinib.

Lungenkrebstumor nachher
Das oral eingenommene Medikament verursacht im Gegensatz zu einer Chemotherapie praktisch keine schweren Nebenwirkungen. Das ist für die Patienten mit häufig schlechtem Allgemeinzustand sehr wichtig. Beobachtet wurden unter der EGF-Rezeptorblockade meist nur leichte und vorübergehende Hautreizungen und Durchfall. Gewichtsverlust, Husten und Atembeschwerden - belastende Symptome bei Lungenkrebs verbesserten sich hingegen meist bereits in den ersten zehn Tagen. Die Betroffenen gewannen also rasch an Lebensqualität.

Die US-Zulassung gilt als richtungsweisend auch für Europa. Pro Jahr erkranken hier über 350.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Fünf Jahre nach Diagnosestellung lebt nur noch ein Zehntel von ihnen. Molekulare Tumortherapien könnten eine Antwort auf den Bedarf nach neuen, lebensverlängernden Therapieoptionen sein.

Mit weiteren Studien wird nun der Stellenwert des EGFR-Blockers in früheren Krankheitsphasen untersucht. Auch bei anderen Tumoren, zum Beispiel Brustoder Darmkrebs oder den Kopf-Hals-Tumoren ist er bereits mit Erfolg eingesetzt worden.


Mehr zum Thema Lungenkrebs finden Interessierte
unter www.selbsthilfe-lungenkrebs.net oder unter
www.lungenkarzinom-info.de