Nachsorge   
 Bioaktive Substanzen
Wirksame Waffe gegen Krebs

Eine ganze Reihe von bioaktiven Substanzen stellen uns einen Schatz an gesundheitsfördernden Vitalstoffen zur Verfügung, der oft viel zu wenig Beachtung in der Ernährungsberatung findet.

Unter bioaktiven Substanzen versteht man Nahrungsinhaltstoffe, die gesundheitsfördernde Wirkung aufweisen und gleichzeitig keinen Nährstoffcharakter (wie z. B.: Kohlenhydrate, Proteine, Fett) besitzen und auch nicht zu den Vitaminen und Mineralstoffen gehören.

Hierzu zählen verschiedene Stoffgruppen:

sekundäre Pflanzenstoffe,
Ballaststoffe,
bestimmte Fermentationsprodukte

Allen dreien gemeinsam ist, dass sie nicht essentiell, also lebensnotwendig für den menschlichen Körper wie die Vitamine sind. Es gibt hierfür auch keine Empfehlungen über eine bestimmte Mindesttagesdosis.

Auf der anderen Seite besitzen sie allerdings eine ganze Reihe von Eigenschaften, die das Risiko für verschiedene Erkrankungen deutlich verringern können. Hier stehen Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vordergrund.

Dabei brauchen wir gar nicht lange nach ihnen zu suchen, denn sie befinden sich in allen pflanzlichen Lebensmitteln und in Milchsäureprodukten. Die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe sind chemisch unterschiedlich aufgebaute Verbindungen, die zwar keinen direkten Beitrag zum Stoffwechsel der Pflanze leisten, sie erfüllen aber eine bedeutsame Rolle als Schutzstoffe gegen zuviel UV-Strahlung und Oxidation oder gegen Schädlinge und Fressfeinde. Sie sind verantwortlich für tödliche Gifte, Scharf- und Bitterstoffe, für lockende Düfte und Farben. Sie geben jeder Pflanze ihre Identität: sorgen für Geschmack, Geruch und Aussehen der Pflanze. Bis jetzt sind über 30.000 Sekundärstoffe bekannt. Die Ballaststoffe sind komplexe, unverdauliche Bestandteile pflanzlicher Lebensmittel mit vielfältigen Wirkungen. Sie erfüllen vor allem eine unverzichtbare Funktion für die reibungslose Verdauungstätigkeit, vor allem im Darmbereich. Sie werden zum Teil durch die Dickdarmbakterien abgebaut, dabei entstehen organische Säuren, die ebenso wie die Milchsäure aus milchsauer-vergorenen Produkten (z.B. Sauerkraut) für ein Säure-Basen-Gleichgewicht im Darm sorgen. Dabei entsteht Buttersäure, die eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Krebszellen hat. Eine erwünschte Darmflora hemmt die Vermehrung der Krankheitserreger und unterstützt die normale Erneuerung der Darmschleimhaut. Eine ballaststoffreiche Ernährungsweise ist auch mit einer geringeren Fettaufnahme verbunden. Viele Studien bestätigen, dass zwischen Darmkrebs, Verdauungserkrankungen, Brustkrebs, Übergewicht und Aufnahme von Ballaststoffen ein deutlicher Zusammenhang besteht. Ausreichende Zufuhr (mehr als 31 Gramm Ballaststoffe am Tag) verringert das Erkrankungsrisiko erheblich. Experten schätzen, dass allein in den USA die Zahl der Darmkrebserkrankungen um 50.000 Fälle pro Jahr senken könnte, wenn man die tägliche Ballaststoffzufuhr um 13 Gramm pro Tag erhöhen würde. Besonders empfehlenswert sind hier Vollkornprodukte, die überaus gut verträglich sind und gleichzeitig auch das Kauen fördern. Schon Hippokrates (um 460 - um 370) hatte ja verlautbart: "Lasst eure Nahrung eure Medizin und eure Medizin eure Nahrung sein!". Die aktuelle Forschung bestätigt beachtliche Krebsschutzwirkungen von bioaktiven Inhaltstoffen in Obst und Gemüse. Dabei geht es vor allem um bösartige Schleimhautveränderungen im Magen-Darm-Trakt, im Mund-Rachen-Raum, im Bereich der Atemwege und der Haut.

Die unterschiedlichen bioaktiven Substanzen sind in der Lage, in jeder Phase der Krebsentstehung wirkungsvoll einzugreifen. Sie können:
  • die Bildung von Kanzerogenen aus harmlosen Prokanzerogenen im Körper unterbinden
  • krebsauslösende Stoffe abfangen, binden und so verändern, dass sie ausgeschieden werden
  • Bindungsstellen an der DNS besetzen, so dass Kanzerogene keine Chance mehr haben, dort anzugreifen
  • die Vermehrung einer bereits gebildeten Tumorzelle stoppen
  • das körpereigene Entgiftungssystem anregen, so dass kanzerogene (krebsauslösende) Stoffe schneller unschädlich gemacht werden.
Die entscheidenden Vorteile von sekundären Pflanzenstoffen sind, dass sie schon krebserregende Stoffe, wie z. B. sog. polyzyklische Kohlenwasserstoffe, die bei allen möglichen Verbrennungsprozessen (Grillen) entstehen, an sich binden und unschädlich machen können oder Stoffe, die das Wachstum und die Teilung der Tumorzellen fördern (z. B. freie Radikale) deaktivieren und die Immunaktivität des Körpers steigern.

Wer ahnt schon, dass in Radieschen oder Broccoli Krebskiller und natürliche Antibiotika stecken, dass Hülsenfrüchte den Cholesterinspiegel senken können oder dass Zwiebeln, Äpfel, Tee vor einem Herzinfarkt schützen können?

Die optimierte Wirkung der bioaktiven Substanzen ist mit ihren natürlichen Begleitstoffen, also z. B. in Form von Gemüse, Obst, Getreide oder Ölen erreicht. In isolierter Form können sekundäre Pflanzenstoffe nämlich eine geringere Wirkung haben, wie z.B. die Knoblauchpillen. Man sollte die Wirkungen der bioaktiven Substanzen nicht einzeln betrachten, sondern in ihrem Zusammenspiel. Die gesundheitliche Auswirkung ist von einem regelmäßigen und ausreichenden Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkorngetreide abhängig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Deutsche Krebsgesellschaft haben die Ernährungsempfehlungen konkretisiert und nach dem Motto "5 am Tag" - fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag empfohlen.

Für Erwachsene bedeutet dies konkret:

3 Portionen Gemüse (ca. 375 g), davon etwa die Hälfte als Rohkost und 2 Portionen Obst (ca.250g), möglichst als Frischkost. Ein Glas Obst- oder Gemüsesaft kann alternativ eine Portion ersetzen. Damit die pflanzliche Nahrung die bioaktive und damit auch gesundheitsfördernde Wirkung in unserer Ernährung entfalten kann, sollten Sie einige Regeln beachten:

TIPPS FÜR DIE PRAXIS:
  • Möglichst Rohkost, der Jahreszeit entsprechend bevorzugen.
  • Waschen Sie kurz und unzerkleinert.
  • Genießen Sie frisches Obst und Gemüse möglichst mit Schale.
  • Meiden Sie lange Erhitzung. Garen Sie schonend, kurz und mit wenig Wasser; nicht warmhalten.
  • Nehmen Sie auch etwas Butter oder natürliches Pflanzenöl, denn viele Wirkstoffe sind erst mit etwas Fett verwertbar. Achten Sie auf die Fettqualität.
  • Ausgereift und frisch! Treffen Sie die beste Wahl.

mögliche Wirkungen der Bioaktiven Substanzen
Tabelle 1. zeigt die möglichen Wirkungen der Bioaktiven Substanzen (nach Watzl u. Leitzmann 1999)