Körper & Seele   
 Was ist Glück?

Es liegt nun schon einige Jahre zurück, dass mir der Krebs fast das Leben genommen hätte. Ich hatte damals Pech bzw. Unglück, denn die Art meines Tumors war sehr selten und ausgerechnet mich hatte es erwischt. Seit den ganzen Heilungsprozeduren bin ich schwer behindert, kann viele Dinge, die für mich vor meiner Erkrankung selbstverständlich waren, nicht mehr oder nicht mehr so erfolgreich tun.

Doch ich hatte auch Glück: Viele Menschen, die von dieser Krebsart betroffen werden, überleben ihre Erkrankung nicht. Ich hingegen lebe und es geht mir trotz meiner gesundheitlichen Einschränkungen gut.

Ausgerechnet ich habe diesen Krebs bekommen – Pech! Ausgerechnet ich durfte weiterleben – Glück!

Insbesondere von Krebspatienten wurde und werde ich oft gefragt, was ich persönlich getan habe, um den Krebs zu besiegen. Irgendwie scheint man davon auszugehen, dass ich hierfür wohl eine Strategie verfolgt haben müsse.

Ich werde bei dieser Frage meistens recht ratlos, denn ich habe nichts getan. Weder habe ich mich besonders gesund ernährt, noch habe ich das Rauchen aufgegeben. Ich habe mich weder durch exotische Medikamente noch durch eine gravierende Änderung meines Lebenswandels selbst kuriert. Nein – ich habe einfach nur Glück gehabt.

Doch ich werde bei der oben genannten Frage auch noch aus einem anderen Grund ratlos: "Den Krebs besiegen" – meiner Meinung nach ein anmaßender Ausdruck. Er beinhaltet dass wir uns selbst heilen können, wenn wir uns nur recht bemühen. Umgekehrt beinhaltet dieses Wort ebenso, dass wir den "Kampf" gegen den Krebs verlieren, wenn wir uns nicht richtig bemühen.

Warum fällt es uns so schwer zu begreifen, dass wir nicht auf alle Dinge Einfluss haben, dass wir nicht in der Lage sind, alle Situationen des Lebens mit entsprechendem Einsatz zu meistern? Manchmal haben wir lediglich Pech oder auch Glück.

Ich weiß: Was ich hier schreibe, klingt fatalistisch, schicksalsergeben. Doch ganz so hilflos sind wir den Schlägen des Lebens nicht ausgeliefert, denn eines können wir trotz allem tun, auch wenn unsere Lebenssituation noch so schlimm sein mag:

Wir können die kleinen, glücklichen Momente in unserem Leben suchen und wahrnehmen und aus ihnen Kraft und Hoffnung schöpfen, auch wenn es vielleicht nur das kurze, herzliche Lächeln eines Menschen ist, der an uns vorüber geht, oder das Gezwitscher eines Vogels. Vielleicht ist das Glück.

Ich wünsche Ihnen viel Glück!

Alfred Behlau, Freden


Das Glück im Leben hängt
von den guten Gedanken ab,
die man hat!


Marc Aurel