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 Highlights des Jahreskongresses der DEGRO in Karlsruhe

Zum diesjährigen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie kamen mehr als 2. 000 Teilnehmer. In Mittelpunkt des Kongresses stand in diesem Jahr unter anderem das Thema "Protonentherapie", welches wir in unserer kommenden Ausgabe in einem eigenen Beitrag ausführlich vorstellen werden.

Unter dem Stichwort: "Stahl oder Strahl" wurden neue Entwicklungen der strahlentherapeutischen Behandlung des Prostatakrebses vorgestellt und diskutiert. Im Frühstadium kann Prostatakrebs in 70% der Fälle durch eine alleinige Strahlentherapie geheilt werden.
Auch in fortgeschrittenen Stadien würden die Patienten noch von einer Bestrahlung nach der Operation profitieren, wie neue Studien nun erstmals belegen. Ärzte empfehlen in der Regel die Operation, sofern keine Metastasen vorliegen. Bei dieser so genannten »radikalen Prostatektomie« werden die Vorsteherdrüse, die Samenbläschen und die benachbarten Lymphknoten entfernt. Gefürchtete Nebenwirkungen dieser Operation können Impo tenz und Harnträufeln sein. Die Strahlentherapie stellt eine Alternative dar. In den letzten Jahren haben die Radioonkologen in diesem Bereich ihr Arsenal erweitert.
Die externe Strahlentherapie mit einem Linearbeschleuniger - die Bestrahlung von außen und die so genannte Brachytherapie, bei der die Mediziner eine strahlende Quelle direkt in die Prostata einbringen. Diese Behandlung, so die Strahlentherapeuten, ist jedoch nur für kleine Tumoren mit günstiger Prognose sinnvoll.
Ergebnisse einer ausschließlichen Strahlentherapie mit verschiedenen Techniken wurden von mehreren Forscherteams auf dem Jahreskongress der DEGRO in Karlsruhe vorgestellt. An der Medizinischen Hochschule Hannover behandelten Strahlentherapeuten 226 Patienten mit einer externen Strahlentherapie.
Die Mehrzahl erhielt parallel eine zusätzliche Hormonbehandlung über einige Monate. Nach knapp fünf Jahren betrug das krankheitsfreie Überleben je nach Risikogruppe zwischen 67% und 76%.

Bestrahlungsplan Bestrahlungsplanung bei der externen Bestrahlung eines Prostatakarzinoms
Quelle: Klinik für Strahlentherapie, Klinikum Karlsruhe

Strahlentherapeuten aus Hamburg berichteten über einer Gruppe von 253 Patienten, die ähnlich behandelt wurden: Die Männer erhielten eine externe Bestrahlung und jeder zweite eine zusätzliche Hormontherapie. Auch hier waren 70 % der Patienten nach fünf Jahren krankheitsfrei.
Eine interessante Vergleichsstudie präsentierten Strahlentherapeuten der Universität Würzburg. Um die Dosis in der Prostata zu erhöhen, wurden 41 Patienten mit einer herkömmlichen externen Strahlenthera pie behandelt, weitere 43 Patienten erhielten nach einer niedrigeren von außen eingestrahlten Dosis als umschriebene Dosisaufsättigung eine Brachytherapie in Form einer kurzfristigen Afterloading-Spickung. Bei der ausschließlich von außen bestrahlten Gruppe waren nach drei Jahren 75% der Patienten krankheitsfrei. Bei den zusätzlich gespickten Patienten konnten die Ärzte in 86% Tumorfreiheit feststellen.
Diese Zeiten sind zwar noch zu kurz um endgültige Aussagen zu treffen, deuten jedoch daraufhin, dass eine zusätzliche Spickung vorteilhaft sein kann. Kölner Ärzte kombinierten die externe Strahlentherapie mit der kurzzeitigen Spickung. Sie behandelten 86 Patienten und stellten fest, dass je nach Ausgangssituation die krankheitsfreien 5-Jahresüberlebensraten für die Hochrisikopatienten bei 41%, jedoch für Patienten mit niedrigem Risiko bei 100% lagen.
Ob bei größeren Prostatakarzinomen eine Strahlentherapie im Anschluss an eine Operation die Chancen eines Patienten weiter verbessert, war unter Experten lange umstritten. Nun präsentieren Radioonkologen in Karlsruhe erstmals eine bundesweite Studie, bei der sie die Therapieverfahren - alleinige Operation bzw. Operation mit nachfolgender Bestrahlung - einem Vergleich unterzogen. Es beteiligten sich 10 Zentren unter der Federführung von Professor Thomas Wiegel (Ulm).
Insgesamt 385 Patienten mit Tumoren, die die Prostatakapsel bereits überschritten hatten, wurden nach dem Zufallsprinzip der einen oder anderen Therapieform zugeordnet. Die Patienten wurden entweder nur operiert und nachbeobachtet, oder sie erhielten zusätzlich eine Strahlentherapie.
Insgesamt war dies ein sehr interessanter und zukunftsbezogener Kongress der Strahlentherapeuten, der eine Reihe viel versprechende neue therapeutische Ansätze der Strahlentherapie im Kampf gegen den Krebs aufzeigte.