Prof. Dr. med. Walter Jonat und PD Dr. med. Norbert Arnold Genanalyse beim familiären Brust- und Eierstockkrebs Prof. Dr. med. Walter Jonat Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Universitätsklinikum Kiel Heutzutage ist unbestritten, dass Störungen und Fehlregulierungen im Erbgut als eine von vielen Ursachen der Krebsentstehung angesehen werden müssen und dass Krebs gelegentlich als eine Erkrankung zu betrachten ist, deren Anlage erblich sein kann. Bevölkerungsstatistische Daten weisen darauf hin, dass etwa 10% aller Krebserkrankungen auf eine erbliche Anlage zurückzuführen sind. Je nach Tumorart kann dieser Anteil sogar noch höher liegen. PD Dr. med. Norbert Arnold Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Universitätsklinikum Kiel Bei gehäuftem Auftreten von Brust- und Eierstockkrebs innerhalb einer Familie sind bisher zwei Erbanlageträger bekannt (BRCA1 und BRCA2), bei denen klar nachgewiesen ist, dass eine Erbgutveränderung der Zellen eine Tumorentstehung begünstigt. Allerdings reicht eine Veränderung allein zur Tumorentstehung nicht. Insbesondere beim Dickdarmkrebs konnte die Bedeutung der Abfolge genetischer Veränderungen für Entstehung und Fortschreiten des Karzinoms dargestellt werden. Deshalb führen, wie bei anderen Krebserkrankungen, auch im Falle einer vererbten Anlage für eine Krebserkrankung erst weitere Veränderungen zur Erkrankung. Kennzeichnend für Tumoren, die auf einer ererbten Veranlagung beruhen, sind ein gegenüber spontan auftretenden Tumoren früheres Erkrankungsalter und oftmals zeitgleiches Auftreten mehrerer Tumorherde. Ein erster und wesentlicher Schritt in der Erkennung, ob es sich um ein familiäres Geschehen aufgrund einer genetischen Veranlagung handelt, ist eine detaillierte Erhebung des Stammbaums mit den Erkrankungsdaten über mindestens drei Generationen hinweg. Beim familiären Brust- und/oder Eierstockkrebs können auch männliche Familienmitglieder Überträger der Veranlagung sein, ohne selbst zu erkranken. Eine genauere Analyse von gehäuft aufgetretenen Krebserkrankungen in der Familie hilft, Menschen mit erhöhtem Krebsrisiko zu erkennen, die in Untersuchungsprogramme zu Früherkennung eingebracht werden sollten. Mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe wird an 12 Universitätskliniken diesen möglichen Risikoträgern Beratung und Hilfe angeboten. Nachfolgend eine Zusammenfassung der einzelnen Schwerpunkte der drei vorgesehenen Beratungsgespräche:
Das Wissen um eine mögliche Gefährdung ist zweifelsohne eine seelische Belastung und daher besteht zu jeder Zeit für die Ratsuchenden die Möglichkeit, das Verfahren abzubrechen und das Recht auf Nichtwissen in Anspruch zu nehmen. Diesem Schema folgt auch die Turmorrisikosprechstunde der Universitäts-Frauenklinik Kiel bei ihren vorhersagenden Beratungen zum familiären Brust- und Eierstockkrebs. Wegen der zahlreichen vielschichtigen mit einer Diagnostik verbundenen Probleme ist eine fachübergreifende Vorgehensweise angezeigt und wurde in den Richtlinien der Bundesärztekammer zur Diagnostik der genetischen Veranlagung für Krebserkrankungen so festgelegt. Ablauf einer Beratung Entnommen aus: Informationsbroschüre der Deutschen Krebshilfe zum familiären Brust- und Eierstockkrebs |