| Archiv |     Ausgabe 02/2002

Leser fragen – Experten antworten   
 
Leser fragen – Experten antworten

In dieser Ausgabe beantworten Prof. Dr. med. Seiberth und Prof. Dr. med. Christoph Ihre Leserfragen.


Frage:
Wie kann man Krebs der Iris erkennen und kann man auch andere Krebsarten anhand der Irisdiagnostik feststellen?


Prof. Dr. med. Seiberth
Prof. Dr. med. Seiberth,
Klinik für Augenheilkunde,
Marienhospital Osnabrück
Die Regenbogenhaut (Iris) bestimmt durch ihre Färbung (z. B. braun, blau, grau) unsere Augenfarbe.
Obwohl die Regenbogenhaut im Auge durch die glasklare Hornhaut gut zu sehen ist, lassen sich Krebserkrankungen an ihr nur ausnahmsweise erkennen.
Krebs der Regenbogenhaut geht von Zellen der Iris aus und wächst im Auge. Diese kleinen Tumore sind vom Augenarzt mit dem Biomikroskop gut zu erkennen. Auch eine Geschwulst, die, ausgehend von den tieferen Abschnitten des Auges (z. B. Aderhaut, Strahlenkörper), die Iris verdrängt, wird an der Regenbogenhaut sichtbar.
Schließlich können Tochtergeschwülste (Metastasen) von Krebserkrankungen an anderer Stelle im Körper (z. B. Brustkrebs, Lungenkrebs) an der Regenbogenhaut wachsen und erkennbar werden.
Die Diagnose einer Krebserkrankung an der Iris ist nur möglich, wenn die Regenbogenhaut selbst von der Geschwulst oder einer Tochtergeschwulst betroffen ist. Ohne eine direkte Absiedelung oder Beteiligung der Iris an der Krebserkrankung ist die Diagnose von Krebs im Organismus nicht möglich. Ein Rückschluss von einer gesunden, nicht von Krebs betroffenen Regenbogenhaut auf eine Krebserkrankung an anderer Stelle im Körper, wie sie im Rahmen der sog. Irisdiagnostik versucht wird, ist nicht möglich.


Frage:
Bei mir wurde Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Muss der Kehlkopf nun operativ entfernt werden?


Nein, bei den meisten Krebserkrankungen dieses Organes kann der Kehlkopf und damit Stimme und Sprache erhalten werden. Bestrahlung und/oder Chemotherapie spielen beim Kehlkopfkrebs noch eine untergeordnete Rolle in der Behandlung. Die operative Entfernung des Tumorgewebes bietet bisher die besten Aussicht auf Heilung.
Die Leserfrage und damit verbundene Sorge, dass bei einem Kehlkopfkrebs das ganze Organe entfernt werden muss, ist berechtigt. Die Folgen einer solchen radikalen Krebsoperation sind für den Betroffenen, aber auch für seine Familie durchaus gravierend.

Die Situation ohne Kehlkopf bleibt für die Betroffenen aber ein dauerhaftes Stigma. Mit der endoskopischen Laserchirurgie ( CO 2 Laser ) haben sich in den vergangenen 15 Jahren mehr und mehr organerhaltende Operationsmethoden herausgebildet.
So liegt z. B. die Anzahl der Kehlkopfentfernungen an unserer Klinik nur noch bei 10% der auftretenden Neuerkrankungen.