Therapie & Forschung   
 Hautkrebs
Interview mit PD Dr. Hans-Joachim Schulze

Die Haut ist, was die Fläche und die Zahl der Zellen betrifft, das größte Organ des menschlichen Körpers. Das besondere an der Haut ist, dass eine Vielzahl von Zellen im Konzert miteinander arbeiten. Hierdurch verfügt die Haut über unterschiedliche Funktionen wie z.B. Schmerz- und Temperaturempfinden, die Barrierefunktion oder auch eine Schutzfunktion im immunologischen Bereich. Wesentlich hierbei ist, dass von allen Zelltypen ein Tumor ausgehen kann, sowohl gutartig wie auch bösartig.
Hinzuweisen sei vielleicht auch darauf, dass die Haut aus verschiedenen Schichten besteht. Hier zu nennen sind die Oberhaut, die Leder- und die Unterhaut.

 Der Aufbau der Haut

1. Oberhaut, 2. Lederhaut,
3. Unterhaut, 4. Melanozyt,
5. Haar, 6. Haaraufrichtungsmuskel,
7. Talgdrüse, 8. Schweißdrüse

Aufbau der Haut Abb. 1: Der Aufbau der Haut
Quelle: essex Pharma GmbH, München
Entstehen Hauttumore immer durch Sonnenstrahlen?

Die wichtigsten Tumoren entstehen durch Sonneneinwirkung, weniger jedoch durch das sichtbare Licht sondern genauer gesagt durch die für das Auge unsichtbare UV-Strahlung der Sonne oder der Sonnenbank.

Welche Tumorarten gibt es?

Die drei wichtigsten Tumore sind das Basalzellkarzinom (Abb. 2), der Stachelzellkrebs und das maligne Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt. Am häufigsten kommt das Basalzellkarzinom vor, das nicht metastasiert. Das Basalzellkarzinom wird in der Regel ambulant entfernt. Die Entfernung des Basalzellkarzinoms sowie des Stachelzellkrebses erfolgt mit Hilfe genauer mikroskopischer Kontrollen, denn nur wenn der Tumor vollständig enternt wird, kann ein Wiederauftreten vermieden werden.

Der gefährlichste ebenfalls oft durch UV-Strahlung ausgelöste Tumor ist das maligne Melanom (Abb. 3). Es ist deswegen so gefährlich, weil es schon sehr früh in die Bindegewebsschicht einbrechen kann und dann von dort aus durch den Anschluss an Lymph- und Blutgefäße metastasiert. Dieses Risiko ist besonders erhöht ab einer Eindringtiefe ab 1 mm. Diese geringe Eindringtiefe macht das Maligne Melanom so gefährlich, denn 1 mm Eindringtiefe ist absolut gesehen nicht sehr viel.

Basalzellkarzinom Abb. 2: Basalzellkarzinom    Malignes Melanom Abb. 3: Malignes Melanom


Gibt es eine genetische Disposition? - Kann Hautkrebs erblich erworben werden?

Eine genetische Disposition ist in bis zu 5% der bösartigen Hauttumore gegeben. Deshalb ist bei Diagnosestellung die genaue Familienanamnese wichtig, um Angehörige mit Tumorrisiko rechtzeitig zu erkennen.

Es wird immer gesagt, wenn man Veränderungen der Haut feststellt, sollte man zum Hautarzt gehen. Sollte grundsätzlich jede Hautveränderung dem Hautarzt gezeigt werden?

Die Haut des Menschen verändert sich im Verlaufe seines Lebens und früher oder später tauchen Muttermale, Leberflecken oder Alterswarzen auf. Falls sich Hauterscheinungen bei regelmäßiger Selbstkontrolle nach drei Monaten im Bezug auf Form, Fläche oder Farbe ändern, sollte man umgehend zum Hautarzt gehen. Welche Menschen sind besonders stark betroffen? Entscheidend ist, wie der Lichtschutz des jeweiligen Menschen funktioniert. Hier ist zum einen der Hauttyp wichtig, der angibt, wie auf Sonnenstrahlung reagiert wird.

Es werden insgesamt 5 verschiede Hauttypen unterschieden:

Hauttyp 1: Menschen mit einer sehr hellen Haut, die bei Sonneneinstrahlung fast immer einen Sonnenbrand bekommen und kaum bräunen.

Hauttyp 2: Menschen mit einer mittelhellen Haut, die sich nach 10 bis 20 Minuten zwar rötet, mit der Zeit aber mäßig braun wird.

Hauttyp 3: Kann sich ungebräunt 20 bis 30 Minuten in der Sonne aufhalten, bevor ein Sonnenbrand einsetzt. Nach wiederholten Bestrahlungen wird er fortschreitend braun.

Hauttyp 4: Haut, die bei Sonnenbestrahlung rasch bräunt und nur selten zum Sonnenbrand neigt.

Hauttyp 5: Die genetisch bedingte, negride dunkle Haut.

Melanom oder Pigmentfleck?
Nachfolgend Abbildungen von verschiedenen Pigment- und Melanom-Typen:

Pigment- und Melanomtypen

1. Harmlos
Normales Muttermal. Es ist gleichmäßig geformt.
2. Fraglich
Unregelmäßig in Form und Farbe. Es kann noch gutartig sein, sollte aber unbedingt von einem Hautarzt überprüft werden.
3. Bösartig, flach
Ein flaches Melanom, das sofort entfernt werden muss.
4. Bösartig, erhaben
Ein erhabenes Melanom. Es muss ebenfalls sofort entfernt werden.
Darüber hinaus gibt es den erworbenen Bereich: Patienten, die "dosiert" in die Sonne gehen, entwickeln eine allmähliche Braunfärbung und bilden Melaninpigmente als natürlichen UV-Schutz der Haut. Diese Gewöhnung vermeidet eine Schädigung der Hautzellen durch Sonnenbrand, so das das Hautkrebsrisiko sinkt.

Es gibt eine interessante Untersuchung der US Navy, die eine Studie über die Häufigkeit von Hautkrebs bei Matrosen erstellt hat. Soldaten und Maschinisten die vorwiegend unter Deck arbeiteten, entwickelten häufiger Hautkrebs. Dies ist darauf zurück zu führen, dass sie sich in ihrer freien Zeit ein oder zwei mal die Woche auf Deck in die Sonne gelegt hatten. Matrosen, die hingegen tagsüber ihren Dienst auf Deck verrichteten, konnten über die Zeit ihre Haut so an die Sonneneinstrahlung gewöhnen, dass sich bei ihnen seltener Hautkrebs entwickelte. Sich ohne wirksamen Hautschutz zu sonnen, erhöht das Risiko, einen Sonnenbrand zu bekommen und damit die Wahrscheinlichkeit, einmal an Hautkrebs zu erkranken. Es gilt also, Sonnenbrandreaktionen auf jeden Fall zu vermeiden.

Gibt es Körperteile und Körperstellen, an denen besonders häufig Hautkrebs entsteht?

Häufig sind die dem Licht zugewandten Körperteile wie "Sonnenterassen" im Gesicht, unbehaarte Kopfhaut und Ohr stärker betroffen.

Worin unterscheidet sich die Tumortherapie bei Hautkrebspatienten in der Behandlung zu anderen Tumoren?

Der große Vorteil gegenüber anderen Tumoren ist, dass wir bei einem Hautkrebs das Wachstum an der Oberfläche sehen können. Alle anderen Disziplinen haben es da viel schwerer. Hier wird der Tumor häufig erst bei Verdrängung oder Schmerzentstehung entdeckt. Je eher man einen Tumor entdeckt, desto besser kann man ihn operativ entfernen. Das ästhetische Ergebnis einer kleinen Narbe ist natürlich besser, als wenn man zu spät zum Arzt geht. Dies setzt auf der anderen Seite aber auch voraus, dass man spezielle, nicht nur funktionell wichtige, sondern auch ästhetische berücksichtigende Operationstechniken anwendet, bei denen man Spezialisten, in der Regel speziell ausgebildete DermatoChirurgen benötigt. Bei leider schon sehr ausgedehnten Hauttumoren, die vielleicht auch tiefer liegende Strukturen wie Muskulatur, Knochen oder Sehnen durchsetzt haben, ziehen wird ein Plastischer Chirurgen oder ein Mund-Kiefer und Gesichtschirurg hinzu gezogen.

Was würden Sie generell jemandem raten, der sich auf eine Hautkrebstherapie vorbereitet oder der gesagt bekommen hat, er habe einen bösartigen Tumor?

Man sollte besonders darauf achten, dass die Diagnose eindeutig ist und damit auch sicher ist, ob der Originaltumor - der Primärtumor - vollständig im Gesunden entfernt wurde. Des weiteren sind spezielle, von Tumor zu Tumor unterschiedliche Zusatzuntersuchungen notwendig, um die Ausbreitungsdiagnostik zu vervollständigen. Der Tumor wirkt ja manchmal nicht nur lokal einwachsend und zerstörend, sondern kann auch in die Nachbarschaft oder in hautferne Organe streuen. Dazu sollte man sich von einem Dermato-onkologisch erfahrenen Arzt beraten und untersuchen lassen. Auch die Tumornachsorge beim Hautarzt darf nicht vergessen werden, denn Patienten die einmal einen Hautkrebs hatten, haben statistisch ein hohes Risiko für einen Zweittumor.

Gibt es neben der klassischen Ausbreitungsdiagnostik auch andere Verfahren, um eine Metastasierung zu entdecken?

Wir in der Fachklinik Hornheide bieten hierzu neben der Wächter-Lymphknoten Diagnostik die molekulare RNA Analyse von Melanomen - bzw. Tumor - assoziierten Marker Sequenzen an, mit der bereits wenige Melanomzellen im Blut (1 Zelle pro Milliliter) nachweisbar sind.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.


Unser Internet-Tipp: www.melanom.de
www.melanom.de



Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von  ESSEX PHARMA GmbH