Therapie & Forsch.   
 Lymphdrüsenkrebs
Neue Hoffnung durch Radioimmuntherapie

Viele Patienten, die an Lymphdrüsenkrebs erkrankt sind, können auf Grund einer neuartigen Radioimmuntherapie neue Hoffnung schöpfen. In Deutschland wurde Anfang dieses Jahres mit der neuen Radioimmuntherapie gegen Lymphdrüsenkrebs begonnen, welche die Behandlung follikulärer Non-HodgkinLymphomrezidive mit monoklonalen Antikörpern, gekoppelt an radioaktive Teilchen, einschließt.

Unter einem Lymphom ist ein Tumor des menschlichen lymphatischen Systems zu verstehen. Lymphome teilen sich in zwei große Hauptgruppen ein, wozu die Hodgkinund die Non-Hodgkin-Lymphome zu zählen sind. Die Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome teilt sich wiederum in Untergruppen ein, je nachdem, welcher Immun-Zelltyp des Patienten betroffen ist (zum Beispiel B-Zellen oder T-Zellen) oder wie schnell das Wachstum des Tumors fortschreitet.

Die nur langsam wachsenden Non-Hodgkin-Lymphome werden in der Fachsprache "niedrig maligne" oder "indolent", schnell wachsende Non-Hodgkin-Lymphome dagegen als "hochmaligne" oder "aggressiv" bezeichnet. Die Behandlung dieser Tumorgruppe bestand in der Vergangenheit aus verschiedenen Chemotherapien und gegebenenfalls auch Bestrahlungen, wobei die Ergebnisse in der Regel nicht zufriedenstellend waren. Seit neuestem kann jedoch mit einer Behandlung aus monoklonalen Antikörpern und radioaktiven Teilchen eine Ansprechrate von bis zu 80 Prozent in der Rezidivsituation erreicht werden. Der Grund dafür ist ein neu eingesetztes Medikament mit dem Wirkstoff Ibritumomab (CD 20 Antikörper) gekoppelt an einen radioaktiven "Strahler" (Yttrium 90).

Sobald sich dieses Präparat im Blutkreislauf des Patienten befindet, erkennen die Antikörper gesunde oder auch bösartige Krebszellen und binden sich daran. Die radioaktiven Teilchen des Wirkstoffs, die ebenfalls an die Antikörper gebunden sind, töten die durch den Antikörper festgehaltenen Tumorzellen ab. Die radioaktive Substanz, welche sich durch eine Halbwertzeit von 64 Stunden auszeichnet und dabei eine Strahlenreichweite von 11 mm (maximale Reichweite) besitzt, nennt sich Yttrium 90. Es handelt sich dabei um ein Zerfallsprodukt von Strontium 90 und weist eine spezifische Aktivität von 20.000 GBq/mg auf. Das Radionuklid wandelt sich durch die Beta-Strahlung zu stabilem Zirkonium und besitzt eine maximale Beta-Energie von 2,28 MegaElektronenvolt.

Im Vergleich zu anderen Isotopen mit Emission und Gamma-Strahlung, ermöglicht "Yttrium 90" eine effektive nuklearmedizinische Therapie. Besonders vorteilhaft ist die Tatsache, dass hierbei das Personal- und die Umgebung nur einer sehr geringen Strahlenbelastung ausgesetzt ist. In der Regel erfolgt die neue Behandlung interdisziplinär zwischen den Abteilungen Hämatologie/ Onkologie und einer Strahlenklinik (Nuklearmedizinischen Klinik).