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 Neues vom Amerikanischen Krebskongress (ASCO), Teil 1

Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Herausgeber Krebsmagazin, Paracelsus Strahlenklinik, Osnabrück Prof. Dr. Hans-Jochen Illiger, Herausgeber Krebsmagazin, Klinikum Oldenburg gGmbH
li.: Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Herausgeber Krebsmagazin, Paracelsus Strahlenklinik, Osnabrück
re.: Prof. Dr. Hans-Jochen Illiger, Herausgeber Krebsmagazin, Klinikum Oldenburg gGmbH


Im Mai 2004 trafen sich in New Orleans Krebsspezialisten zum größten, weltweiten Krebskongress. Unter Anderem wurden zu folgenden Erkrankungen neue Forschungsergebnisse präsentiert.

Hirntumoren

Signifikant längeres Überleben für Patienten mit Glioblastomen (bösartige Hirntumoren) durch gleichzeitige Radio-Chemotherapie mit Temozolomid.

Die Überlebensdaten von 573 in der Studie eingeschlossenen Patienten haben gezeigt, dass die gleichzeitige Radio-Chemotherapie gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit Temozolomid einer alleinigen Bestrahlung im Hinblick auf das mittlere Überleben, die tumorfreie Überlebenszeit und auch die 2-Jahres-Überlebensrate hochsignifikant überlegen ist. Die Therapie war sehr gut verträglich. Die 2-Jahres-Überlebensrate in der RadioChemotherapie-Gruppe war ca. dreifach so gut wie in der Gruppe, die nur bestrahlt wurde.

Lungenkrebs

Beim Lungenkrebs im Frühstadium sollte der Operation stets eine Sicherheits-Chemotherapie folgen. Dies haben zwei Studien bestätigt, die beim ASCO vorgestellt worden sind. So ist nach alleinigen chirurgischen Eingreifen nach 4 bis 5 Jahren nur noch die Hälfte der Patienten am Leben. Wird zusätzlich eine Chemotherapie vorgenommen, sind es bis zu 70%. In der 1. Studie wurde ein Teil der Patienten nach der Operation mit Carboplatin und Placitaxel behandelt, nach 4 Jahren lebten von Ihnen noch 71% gegenüber 51%, die nur operiert wurden. In der 2. Studie waren 482 Patienten mit Bronchialkarzinomen im Stadium I und II nach der Operation 16 Wochen lang mit Cisplatin plus Vinorelbine behandelt oder nur operiert worden. Nach 5 Jahren lebten mit Chemotherapie 69%, ohne nur 54%.

Brustkrebs

Patientinnen mit rezeptorpositiven oder rezeptorunbekannten Brusttumoren, die nach 5 Jahren Tamoxifen zusätzlich mit dem Aromatasehemmer Letrosol behandelt wurden, besaßen im Vergleich zur Kontrollgruppe eine Sterblichkeitsverminderung von 39%. Dies gilt sowohl für das verminderte Auftreten von Fernmetastasen als auch für eine erhebliche Reduzierung des Wiederauftretens des Brustkrebses selbst. Dies bedeutet, dass auch Jahre nach der Brustkrebsdiagnose und Behandlung für viele Patientinnen weiterhin ein Risiko besteht, dass die Krankheit erneut auftritt. Durch die Behandlung mit Letrosol wird dieses Risiko hochsignifikant gesenkt.

Kopf-Hals-Tumoren:

Es wurden die klinischen Studien bezüglich der Behandlung von Patienten mit Kopf-Hals-Krebsen zwischen 1965 und 2000 ausgewertet (Metaanalyse) und es zeigte sich bezüglich der kombinierten gleichzeitigen RadioChemotherapie ein Überlebensvorteil von 8% gegenüber der alleinigen Chemotherapie mit nur 4% zusätzlichem Überlebensgewinn. Es wurde kein erheblicher Unterschied gesehen zwischen Patienten, die nur mit einer Chemotherapiesubstanz parallel zur Bestrahlung behandelt wurden gegenüber Patienten, die mehrere Substanzen erhielten. Die Substanz Platin erscheint zur Zeit die besten Ergebnisse zu bringen. Außerdem dokumentierten die Kollegen aus dem bekannten Gustave-Roussy Institut in Frankreich, dass der Behandlungseffekt, also der zusätzliche Überlebenszeitgewinn, mit zunehmenden Alter geringer wurde.

Prostata-Ca.

Docetaxel bietet Männern mit Prostatakarzinom Überlebensvorteile. Erstmals ist in einer großen klinischen Studie ein Überlebensvorteil für Patienten mit hormonunempfindlichen metastasierten Prostatakarzinomen durch Chemotherapie nachgewiesen worden. Dabei handelte es sich um eine Kombinationstherapie aus Docetaxel mit Prednison sowie Estramustin. 2 Phase-IIIStudien (kontrollierte Studien) sind in New Orleans vorgestellt worden. Als Konsequenz dieser Ergebnisse hat die US-Behörde FDA die Kombination aus Docetaxel und Prednison als Therapie der ersten Wahl für Patienten mit hormonunempfindlichen metastasierten Prostatakarzinomen zugelassen.