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 DEGRO 2004
Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie
in Erfurt


In Erfurt trafen sich in der Zeit vom 10. bis 13 Juni mehr als 1.500 Strahlentherapeuten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zum 10. Jahreskongress der Radioonkologie, Medizinische Physik und Strahlenbiologie.

Die Bedeutung der Strahlentherapie nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert in der Krebstherapie ein. Schon heute werden 60 % aller Krebspatienten strahlentherapeutisch behandelt – Tendenz steigend. Hier nur einige ausgewählte Themen:

Fortschritte im Kampf gegen den Krebs bei Kindern

Aufgrund der fachübergreifenden Zusammenarbeit von Ärzten konnten in den letzten Jahren neue Behandlungskonzepte erstellt und in Studien umgesetzt werden. Heute können inzwischen 75 % aller Krebserkrankungen von Kindern geheilt werden" – so Prof. Dr. Norman Willich vom Universitätsklinikum Münster. Diese Ergebnisse seien in vielen Fällen durch multimodale Therapiekonzepte erreicht worden, also Therapien die aufeinander abgestimmte Kombinationen von Strahlenund Chemotherapie mit oder ohne zusätzliche oder vorangehende Operation.

Besonders gute Heilungschancen haben vor allem Kinder die an einen Morbus Hodgkin – einer Form von Lymphdrüsenkrebs – behandelt werden, denn 95 % aller kleinen Patienten können heute wieder vollständig gesunden. Selbst beim Ewing-Sarkom, einer besonders agressiven Form des Knochenkrebses können heute die Hälfte der Patienten gerettet werden, wenn der Tumor bei Diagnosestellung noch nicht gestreut hat. Doch selbst wenn bei Diagnose schon Lungenmetastasen vorhanden sind, leben heute 30 % aller Kinder noch nach 10 Jahren. In Erfurt wurden Ergebnisse einer großen Analyse von 1058 Patienten mit Ewig Sarkom vorgestellt. Es zeigte sich, dass Kinder, deren Tumor nur knapp im Gesunden operiert werden konnte, von einer Nachbestrahlung profitierten und weniger Rückfälle erlitten. Ebenso profitierten Kinder, die zuvor auf eine Chemotherapie nicht ansprachen.

Neu: Bundesweites Kinderkrebsregister

Um Spätfolgen einer Bestrahlung im Kindesalter zu erfassen wurde an der Universitätsklinik in Münster ein erstes Register zur Erfassung von Nebenwirkungen der Strahlentherapie bei Kindern unter der Abkürzung RISK als bundeweite Zentralstelle eingerichtet. Bisher konnten bereits 186 Kinder erfasst werden. Experten erwarten künftig bessere Erkentnisse darüber, wie Therapien im Kindesalter noch effizienter und schonender gestaltet werden können.

Illustres Theaterstück zu Behandlungsoptionen bei Prostatakrebs

Unterhaltung bot die Darbietung von Ärzten verschiedenster Fachrichtungen die unterschiedlich gespielten Patienten mit Prostatakrebs für ihre jeweilige Behandlungsmodalität überzeugen wollten. Der Urologe empfahl die Operation, der Strahlentherapeut die Bestrahlung und ein weiterer die Bestrahlung mittels Brachytherapie. Gut gemacht und unterhaltsam konnte Moderator Prof. Dr. Thomas Wiegel darstellen, welche schwierigen Fragen bezüglich der Therapieoptionen sich – nicht nur Patienten – je nach Diagnosestellung stellen. Am Ende konnten die ca. 400 zuschauenden Krebsexperten selbst abstimmen, wobei deutlich wurde, dass die meisten der anwesenden Ärzte trotz anstrengendem Tagungsprogramm richtig entschieden haben.

Neben vielversprechenden neuen Entwicklungen im Bereich der Krebstherapie wurden jedoch auch Sorgen über die Entwicklung der Strahlentherapie in Deutschland laut. Das Krebsmagazin interviewte hierzu den Präsdenten der DEGRO, Prof. Dr. Zamboglou vom Klinikum Offenbach.

PET-CT Bildfusion

Neue Möglichkeiten der elektronischen Überlagerung von PET und CT Bildern wurde von vielen Referenten in ihren Vorträgen thematisiert. Dieser Fortschritt in der Bildgebung und Bildbearbeitung erleichtert die Planung der Strahlentherapie und ermöglicht damit eine noch zielgerichtetere Bestrahlung von Tumoren vorzunehmen. Vor allem Patienten mit Lungen- und Prostatakrebs oder Hirntumoren profitierten von dieser neuen Behandlungsmöglickeit, so Tagungspräsident Prof. Dr. Thomas G. Wendt Friedrich-Schiller Universität Jena am Rande dieser Tagung. Wie diese Bildüberlagerung konkret aussieht, können Sie am folgenden Beispiel sehen.

PET-CET-Fusion
Patient mit Lungenkrebs: im CT lässt sich der Tumor nur schwer abgrenzen (Spalte 1);
Im PET leuchten die Speicherherde der radioaktiven Substanzen auf (Anmerkung: Gehirn, Herz und Genitalien leuchten auf Grund der starken Durchblutung immer sehr stark,
Spalte 2);
PET-CT Fusion: Eindeutige Abgrenzbarkeit des Tumors (Spalte 3)

Quelle: PD Dr. med. Heiner Bihl, PET-Center Stuttgart, Katharinen-Hospital