Körper & Seele   
 Spieltherapie für Kinder krebsbetroffener Eltern

"Mama hat Krebs", diese Botschaft trifft Kinder genauso unvorbereitet wie die meisten Erwachsenen und erschüttert sie in ihrem seelischen Gleichgewicht. Ihnen drängen sich eine ganze Reihe Fragen auf, die sie häufig aus Unsicherheit oder Rücksichtnahme ihren Eltern nicht stellen mögen. Gebannt und voller Anspannung versuchen sie, aus mitbekommenen Bruchstücken von Gesprächen der Erwachsenen sich ein Bild davon zu mache, was die Erkrankung für das betroffene Elternteil und auch für sich selbst bedeutet. Das so entstehende Bild ist in der Regel unvollständig, mit vielen Ängsten und Befürchtungen besetzt und stärker durch die in Gesprächen herrschende gedrückte Stimmung geprägt als durch realistische Informationen.

Kinder eines an Krebs erkrankten Elternteils oder Geschwister leben gewissermaßen im Schatten, "Schattenkinder" nennt der Hamburger Kinderpsychiater Peter Riedesser sie.

Anders als die Erwachsenen haben sie noch kein ausgebautes Beziehungsgeflecht, an das sie sich für Informationen, Unterstützung und Trost wenden können.

Sie haben in der Regel nur zwei Bezugspersonen, von denen ihr psychisches Wohl abhängt: Mutter und Vater.

Sind diese beiden Personen hoch belastet und kommt erschwerend für die Kinder hinzu, dass die Eltern ihre Kinder "schonen" möchten, also nicht mit ihnen über die veränderte Situation sprechen, sind sie allein.

Das Unwissen erzeugt Gefühle der Angst und der Unsicherheit, nicht selten auch die Phantasie, am Verhalten der Eltern "Schuld" zu sein.

Eltern, die selbst schwer erkrankt sind, erleben sich oft in ihrer mitfühlenden Kompetenz gegenüber ihren Kindern erschöpft und können daher die Signale der Not, die von den Kindern ausgesendet werden, nicht mehr wahrnehmen.

Großeltern, Verwandten und Freunden kommt als Halt eine besondere Bedeutung zu. Sind diese nicht vorhanden bzw. ist die psychische Belastung der Familie / des Kindes zu hoch, ist eine professionelle Form der Unterstützung notwendig.

Die Arbeit mit den Kindern eines an krebserkrankten Elternteils hat einen doppelten Effekt: Nicht nur die Kinder selbst erleben die für sie nötige Unterstützung, auch die Eltern, bes. der erkrankte Elternteil (meist die Mutter) wissen ihre Kinder aufgefangen. Sie werden darüber von dem immer auch vorhandenen nagenden Schuldgefühl, ihrem Kind die Krankheit "an zu tun" ein wenig entlastet wie auch von der Belastung das Kind an der Situation leiden zu sehen.

Spieltherapie
Das Kind bekommt in der spieltherapeutischen Unterstützung eine Möglichkeit, die es ängstigenden und häufig diffusen Eindrücke und Situationen anzusprechen, nach zu spielen und sie auf diese Weise kontrollierbar zu machen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass es in der Therapeutin einen stabilen unbelasteten Erwachsenen hat. Anders als in der durch Krankheit belasteten Familie mag das Kind diesem auch heftige Gefühlsausbrüche (Wut auf familiäre Situation) zumuten und seine kindlichen Bedürfnisse nach Lebendigkeit und Lebensfreude (und damit verbundenem Toben und Lautstärke).


Die therapeutische Situation bietet den Raum und die (begrenzte) Zeit, in der das Kind und seine Bedürfnisse, Gedanken und Interessen im Mittelpunkt stehen und es der ungeteilten Aufmerksamkeit eines Erwachsenen sicher ist.

Diese Erfahrung stärkt das Kind in seinem Selbstbewusstsein, begrenzt die Phantasie, die Erkrankung verursacht zu haben und unterstützen es, zu Hause auch die erforderliche Rücksicht nehmen zu können.

In Verbindung mit der begleitenden Elternarbeit entsteht häufig eine Atmosphäre, in der die Veränderung und (Lebens-) Bedrohung durch die Erkrankung ausgesprochen wird. Dies erleichtert den Umgang mit der Erkrankung und im Falle des Sterbens des erkrankten Elternteils die Trauerarbeit sowohl des Kindes als auch die des Partners.

In der psychosozialen Krebsberatungsstelle Osnabrück wird ein solches Unterstützungsangebot von Kinderund Jugendlichenpsychotherapeutinnen angeboten, für Betroffene im Jugendlichenalter statt in spielerischer Form stärker mit gestalterischen Elementen (u. a. malen; Collagen; Imagination).

Weitere Informationen können gerne telefonisch oder im Internet (siehe Kasten) erfragt werden.

Informationen und Kontakte:

Osnabrücker Krebsstiftung
Haus der Stiftungen
Heger Straße 7-9, 49074 Osnabrück
Tel. 05 41 / 6 00 44 50
info@krebsstiftung.de

Flüsterpost Projekt: Kinder krebskranker Eltern
www.kinder-krebskranker-eltern.de

Hilfe für Kinder krebskranker Eltern
Güntherstr. 4a, 60528 Frankfurt
Telefon und Fax: 0 69 / 67 72 45 04
www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de/index2.htm

Kindergruppe des onkologischen Arbeitskreises Walsrode e.V.
Tel. 0 51 61 / 7 29 90

Onkologisches Forum Celle
Wehlstr. 29, 29221 Celle
Tel. 0 51 41 / 21 77 66