Therapie & Forsch.   
 Hyperthermie gegen Krebs?

Wann macht die Überwärmungstherapie gegen Tumoren Sinn?
Es klingt plausibel: Keine Körperzelle hält es aus, wenn sie über längere Zeit stark erwärmt wird. Das gilt auch für Tumorzellen. Warum also nicht einen Tumor erhitzen und ihn damit zerstören? Viele Krebspatienten haben schon von der scheinbar so einfachen Hyperthermiebehandlung gehört und sind enttäuscht, wenn ihr Arzt von dieser Methode der Tumortherapie nichts wissen will und die Krankenkasse eine Kostenübernahme ablehnt.

Dafür gibt es Gründe: Die Methode ist aufwändig, in vielen Fällen nebenwirkungsreich und es fehlen nach wie vor große klinische Studien, die belegen, dass mit Hyperthermie behandelte Patienten wirklich länger oder auch nur besser leben. Dennoch können bestimmte Patienten von einer Kombination der Chemo- und/oder Strahlentherapie mit der Hyperthermie durchaus profitieren. Niemand bezweifelt ernsthaft, dass man durch eine Überhitzung Tumorzellen zerstören kann. Wenn ein Patient beispielweise eine einzelne Lebermetastase hat, ist es möglich, nur diese Metastase gezielt zu erhitzen - entweder mit Laserlicht oder mit Radiowellen. Mit beiden Methoden kann man ganz gezielt nur den Tumor erwärmen, der restliche Körper behält seine normale Temperatur. Allerdings hat die operative Entfernung einer solchen Metastase Vorrang vor der lokalen Thermotherapie.

Anders sieht es aus, wenn zahlreiche - zum Teil vielleicht sogar noch unentdeckte - Metastasen vorhanden sind. Dann müsste man den ganzen Körper eine Stunde lang auf über 60°C erwärmen, um alle Tumorzellen abzutöten. Das würden aber auch die gesunden Körperzellen nicht überleben. Besonders das Gehirn und die Leber reagieren empfindlich auf Hitze, außerdem kann es bei einer Überwärmung des Körpers wie bei einem Hitzschlag zum Kreislaufversagen kommen.

Eine "mildere" Ganzkörperhyperthermie, die der Körper verkraftet, ist zwar machbar - aber sie tötet auch nicht zuverlässig die Tumorzellen ab. Nur die Kombination der Hyperthermie mit der Standardchemo- und/oder Strahlentherapie verspricht manchmal Erfolg. Eine Erwärmung des Körpers auf tolerable 42-43 Grad tötet für sich allein nicht die Krebszellen ab. Aber sie verstärkt die Wirkung der Chemound Strahlentherapie. Denn je höher die Temperatur ist, desto schneller und effektiver laufen biochemische Vorgänge in den Zellen ab. Deshalb werden auch die zellzerstörenden Vorgänge, die durch die Chemotherapie ausgelöst werden, verstärkt. Das bedeutet natürlich auch, dass die Nebenwirkungen der Medikamente an den gesunden Zellen stärker ausgeprägt sein werden.
Eine solche Kombinationstherapie darf deshalb nur in einem spezialisierten onkologischen Zentrum durchgeführt werden, in dem engmaschige Überwachung möglich ist und auftretende Nebenwirkungen beherrscht werden können. Wegen der starken Kreislaufbelastung kann die Hyperthermiebehandlung normalerweise nicht bei Patienten über 65 Jahren und auf keinen Fall bei Kreislaufkranken angewendet werden.
Auch bei Hirnmetastasen und drohender Querschnittslähmung durch Metastasen kann sie nicht gegeben werden, da Hyperthermieanwendungen zu Wasseransammlungen im Tumor führen und das Tumorvolumen akut vergrößern. Beim derzeitigen Stand des Wissens gilt die Hyperthermie heute noch als experimentelle Therapie, die in klinischen Studien ihren Wert und Nutzen beweisen muss.

Wird Ihnen eine Beteiligung an einer derartigen Studie angeboten, sollten Sie sich für eine solche Therapie entscheiden, wohingegen Sie außerhalb einer solchen Studie zurückhaltend sein sollten, da die Kosten meist nicht von der Krankenkasse getragen werden.