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 Was gibt es Neues zu beachten bei der hormonellen Behandlung des primären Mammakarzinoms?

Prognosefaktoren und Faktoren, die ein Ansprechen der Therapie vorhersagen (prädiktive Faktoren)

Im Vergleich zur Konsensuskonferenz von 2001 in St. Gallen gibt es zu diesem Thema keine neuen Erkenntnisse. Wichtig sind weiterhin die patientenbezogenen Faktoren, wie junges Alter (unter 35 Jahre) und der Funktionszustand der Eierstöcke der Patientin. Als tumorabhängige Faktoren gelten der Reifegrad der Tumore, die Tumorgröße, der Lymphknotenstatus, wobei die Einbeziehung des Wächterlymphknotens in die Beurteilung des Lymphknotenstatus voll akzeptiert wurde. Die vermehrte Ausschüttung des Onkoproteins von HER2/neu gilt weiterhin lediglich als voraussagender Faktor für den Einsatz von Trastuzumab, wobei aber die Bedeutung im Rahmen der Primärbehandlung noch unklar ist. Hauptunterscheidungsmerkmal bleibt die Hormonempfindlichkeit des Tumors. Zukünftig sollen alle Chemotherapiestudien nach dem Rezeptorstatus gegliedert werden, wobei der Rezeptorgehalt in Prozent wiedergegeben werden soll.

Therapieempfehlungen

Tamoxifen bleibt als Standard der hormonellen Therapie des hormonempfindlichen Brustkrebs erhalten. Auch für die Brustkrebspatientinnen mit befallenen Lymphknoten bleibt Tamoxifen alleine in der Zeit nach der Regelblutung eine Möglichkeit der Therapie.

Neu ist im Vergleich zur Tagung von 2001, dass der Aromatasehemmer Anastrozol bei Unverträglichkeit bzw. Gegenanzeigen von Tamoxifen bei hormonempfindlichen Patientinnennach den Wechseljahren eingesetzt werden sollte. Dies gilt für Lymphknoten positive und negative Patientinnen. Die Ausschaltung der Eierstöcke für Frauen mit Monatsblutungen, deren Hormonrezeptor positiv sind, wurde ebenfalls als Standardbehandlung bestätigt (GnRH-Analoga, Wirkstoff Goserelin). Die Ausschaltung der Eierstöcke in Kombination mit Tamoxifen bleibt eine Standardbehandlung von Patientinnen mit Monatsblutungen mit positiven Lymphknoten sowie Hormonempfindlichkeit, allerdings bei Erhaltung des Stellenwertes des chemotherapeutischen Vorgehens. Grundsätzlich soll die Hormontherapie erst nach der Chemotherapie eingesetzt werden. Bei nicht hormonempfindlichen Tumoren soll keine Hormontherapie eingesetzt werden.

Dauer der Hormontherapie:

Die GnRH-Analoga sollen mindestens 2 Jahre gegeben werden, wobei klinische Ergebnisse vorliegen, die für eine 2-, 3-, und 5-jährige Therapie sprechen. Die Therapiedauer von Tamoxifen bleibt weiterhin bei 5 Jahren, wobei aber weitere Studienergebnisse einer über die 5 Jahre hinaus gehenden Therapie erwartet werden. Zum Einsatz anderer hormonell aktiver Substanzen in der Zeit nach der Regelblutung wie Raloxifen oder Torimifen wurde keine Empfehlung ausgegeben, weil hierfür noch keine Daten vorliegen.

Stellenwert der primären hormonellen Therapie (voroperative Hormontherapie):

Hierzu liegen vielversprechende Daten, aber wenige kontrollierte wissenschaftliche Studien vor. Aromatasehemmer scheinen wirksamer zu sein als Tamoxifen. Zur Abklärung dieser Frage sind aber weitere Studien notwendig.

Verhinderung von Tumoren durch Medikamente

Zu diesem Punkt gab es keine Konsensusdiskussion. Die Wirksamkeit von Tamoxifen zur Vorbeugung ist etabliert, aufgrund des Nebenwirkungsprofils (Thrombosen) aber nicht ideal. Tamoxifen kann bei hohem familiären Risiko und BRCA 1 / 2 Mutationen angeboten werden. Außerdem liegt eine gute Absicherung dafür vor, Patientinnen mit Tumorvorstufen Tamoxifen anzubieten, unabhängig von Risiko oder Rezeptorstatus.

Besondere Gruppen:
  1. Bei jungen Frauen mit Hormonempfindlichkeit (unter 35 Jahren) wird eine zusätzliche hormonelle Therapie empfohlen, eine Chemotherapie alleine ist nicht ausreichend.

  2. BRCA 1/ 2 Mutationsträger: Eine hormonelle Therapie ist möglich. Es wurde keine besondere Empfehlung ausgesprochen.

  3. Bei einer vermehrten Ausschüttung des HER2/ neu Onkoproteins ist eine hormonelle Therapie möglich, es gibt jedoch keinen Vorzug für die Aromatasehemmer.

  4. Für andere hormonelle und antiöstrogene Substanzen sind keine Daten zum Einsatz in der unterstützenden Sicherheitsbehandlung vorhanden.
Nicht zuletzt Dank der antiöstrogenen Therapie konnte die Sterblichkeit des Brustkrebses auch in Deutschland in den letzten Jahren trotz steigender Häufigkeit deutlich gesenkt werden.