Therapie & Forsch.   
 Neues zu Prostatakrebs

Statine: Möglicher Schutz vor Prostatakrebs?

Die regelmäßige Einnahme von Statinen im Rahmen einer Cholesterinbehandlung senkte das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken und halbierte in einer Auswertung der Professionals Follow-up Study das Risiko auf eine fortgeschrittene Erkrankung von Prostatakrebs sogar um die Hälfte, wie die American Association for Cancer Research (AACR) mitteilte. Die Studie gehört zu den prospektiven Beobachtungsstudien, die den Ursachen von Zivilisationserkrankungen auf den Grund gehen. Hierzu gehört - mit Abstrichen - auch der Prostatakrebs, der nicht zuletzt aufgrund der steigenden Lebenserwartung in der Bevölkerung immer häufiger wird. Die Auslöser des Prostatakrebses sind weitgehend unbekannt, frühere Untersuchungen hatten jedoch bereits auf einen Zusammenhang mit zu hohen Blutfettspiegeln hingewiesen, darunter auch eine Auswertung der General Practice Research Database, einer Datenbank britischer Hausärzte. Demnach erkranken Patienten mit unbehandelter Hyperlipidämie zu 50 Prozent häufiger an Prostatakrebs. Auch für Darmkrebs und Blasenkrebs wurde eine Verbindung mit den Blutfettwerten beobachtet.

Eine weitere amerikanische Auswertung in Baltimore liefert hierzu die entsprechenden Daten. In ihr wurden die Daten von 34 438 Männern ausgewertet, die seit 1986 alle zwei Jahre interviewt und medizinisch untersucht werden. Bis zum Jahr 2000 waren 2 074 neu an Prostatakrebs erkrankt, davon 283 mit einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom und 206 mit metastasiertem oder bereits tödlichem verlaufener Erkrankung.

Die Analyse ergab nun, dass in den letzten beiden Gruppen Patienten nicht ausreichend repräsentiert waren, die wegen einer Blutfettstörung mit Medikamenten behandelt worden waren. Laut Auswertung bewirkt die Einnahme von Blutfettsenkern (und dies waren zu 90 Prozent Statine) die Senkung des Risikos auf ein metastasiertes oder tödliches Prostatakarzinom um zwei Drittel.

Diese Zahlen lassen aufhorchen, bedürfen aber in weiteren Studien noch der Überprüfung. Völlig überzogen wäre es jedoch, aufgrund der Studie ältere Männer vorsorglich mit Blutfettsenkern zu behandeln, auch wenn diese keine erhöhten Cholesterinwerte haben.

In diesem Zusammenhang erinnerten die Forscher daran, dass es in den ersten Jahren nach der Einführung der Statine einmal die Befürchtung gegeben habe, dass Statine Krebserkrankungen auslösen, was sich aber später nicht bestätigte. (lp)

Zwanzigjähriges Nachbeobachtung beim Prostatakrebs:

US-amerikanisches Forscherteam sieht medizinische Intervention bei niedriggradigen Tumoren für nicht notwendig an.

Ein amerikanisches Forscherteam aus Connecticut berichtete jetzt, dass nur sieben Prozent der Studienteilnehmer, bei denen ein Prostatakrebs vom GleasonScore 2 bis 4 diagnostiziert wurde, innerhalb der nächsten 20 Jahre an diesem Tumor starben, bei GeasonScore 5 waren es mit 14 Prozent doppelt so viele. An der Studie nahmen insgesamt 767 Männer teil, bei denen zwischen 1971 und 1984 Prostatakrebs diagnostiziert wurde. Die Behandlung der durchschnittlich 69 Jahre alten Männer beschränkte sich entweder auf der Beobachtung des Krankheitsverlaufs oder auf einen Androgenentzug. Im Durchschnitt wurden die Patienten 24 Jahre lang beobachtet.

Von den 767 Patienten der Gruppe waren am Studienende 29 Prozent am Prostatakarzinom und 61 Prozent aus anderen Gründen gestorben. Bei vier Prozent war die Todesursache unbekannt. Sechs Prozent lebten noch.

Die auf den Prostatakrebs zurückzuführende Sterblichkeit betrug 33 pro 1.000 Personenjahre während der ersten 15 Jahre und lag danach bei 18 pro 1.000 Personenjahren. Nach der Berücksichtigung hinsichtlich der Tumorstadien war die Sterblichkeitsrate in den beiden Nachbeobachtungsperioden nicht mehr bedeutsam verschieden. Bei einem Gleason-Score von 2 bis 4 waren sechs Todesfälle pro 1.000 Personenjahren, bei Gleason-Score 8 bis 10 waren 121 Tote zu beklagen. Patienten mit einem Gleason-Score von 5 oder 6 waren mit entsprechenden Überlebensraten verbunden.

Die Wissenschaftler folgern aus diesen Daten, dass sich die Zunahme nach 15 Jahren nicht erhöht und Männer mit niedriggradigem Tumor auch nach 20 Jahren ein geringes Progressionsrisiko haben, wenn der Tumor lediglich beobachtet oder ein Androgenentzug vorgenommen wurde.

Krebsforscher von der Universität von Chicago kommentieren die Ergebnisse hingegen etwas zurückhaltender. So seien 33 Prozent der Tumoren mit einem Gleason-Score von 5 oder weniger eingestuft worden. Solche Befunde werden oft bei Operationen aufgrund von gutartigen Prostatahyperplasie erhoben. Diese Eingriffe werden heute nicht mehr so häufig vorgenommen.

Andererseits haben Tumoren, die durch ein PSA-Screening entdeckt werden, oft einen höheren Bösheitsgrad. Hieraus folgern die Forscher, dass niedriggradige Tumoren in der Studie im Vergleich zur heutigen Situation überrepräsentiert seien. Ferner könnten aufgrund der häufigen mit der Tumorerkrankung einhergehende andere Krankheiten und dem hohen Durchschnittsalter in der Studiengruppe mehr Patienten aufgrund anderer Ursache als dem Prostatakarzinom gestorben sein. (lp)

Sport im Alter: Risikominderung für Prostatakrebs?

Laut einer aktuellen Studie aus den USA können ältere Männer durch sportliche Aktivitäten möglicherweise ihr Risiko für Prostatakrebs senken. Nach den Ergebnissen der Studie müssen die Senioren jedoch hart für eine vorbeugende Wirkung durch Sport gegen Prostatakrebs arbeiten, denn ein Effekt war nur bei größerem Energieeinsatz erkennbar, wobei jedoch die Schutzwirkung von Sport gegen diese Tumorart als nicht gesichert angesehen werden kann.

Die Wissenschaftler der Studie haben die Aussagen von 47 620 Teilnehmern ausgewertet, die zwischen Februar 1986 und Januar 2002 Auskunft über ihre sportlichen Aktivitäten gegeben hatten. In den 14 Jahren seit der ersten Befragung sind 2 892 Patienten an einem Prostatakrebs erkrankt, davon 482 in einem fortgeschrittenen Stadium. Eine Risikominderung durch Sport war nur bei älteren Männern ab dem 65. Lebensjahr feststellbar und auch nur bei starker körperlicher Belastung. Erforderlich für eine schützende Wirkung waren demnach pro Woche wenigstens drei bis vier Stunden Sport mit erhöhtem Energieeinsatz.

Für diese sportlich sehr aktiven Senioren wurde dann ein um zwei Drittel vermindertes Risiko auf ein fortgeschrittenes Prostatakarzinom gefunden. Das Risiko auf eine tödliche Erkrankung war sogar um drei Viertel reduziert.

Bevor Ärzte ihren betagte Patienten zu mehr Ausdauersport raten, sollten sie jedoch die Einwände bedenken, die sich gegen die Ergebnisse von Beobachtungsstudien erheben lassen. Diese Studien zeigen nur Verbindungen auf, belegen aber nicht die möglichen Gründe für die jeweilige vermutete Wirkung. So ist es durchaus möglich und plausibel, dass sportliche Senioren ein höheres Körperbewusstsein haben und deshalb Früherkennungsmaßnahmen häufiger in Anspruch nehmen. Möglicherweise werden auch Frühsymptome der Erkrankung von ihnen wahrgenommen. (lp)