Schwerpunkt: Prostatakrebs   
 BPS – 5 Jahre Bundesverband Prostatakrebs e.V. (BPS)
Interview mit Rudolf Gix

Der Bundesverband Prostatakrebsselbsthilfe feierte vor wenigen Monaten sein 5 jähriges Jubiläum. Welche Entwicklung hat die Selbsthilfearbeit in den letzten Jahren seither genommen und wo stehen wir heute?

Vor 5 Jahren war Prostatakrebs für viele Betroffene eher noch eine Krankheit die man verschwieg und als quasi schicksalhaft empfunden hat. Diese Situation konnten wir durch das Engagement Vieler bis heute drastisch verbessern. Gab es früher kaum Möglichkeiten sich außerhalb von Klinik und Praxis zu informieren, so stehen den Betroffenen heute für ihre jeweiligen Fragen und Situationen eine Vielzahl an sehr guten Informationsangeboten zur Verfügung (siehe Seite 38). Angefangen von Veranstaltungen für Prostatakrebserkrankte, regelmäßigen Gesprächs- und Infoabenden mit anderen Betroffenen und Ärzten im ganzen Land bis hin zu sehr guten Broschüren und sogar einer eigenen Zeitschrift für Prostatakrebserkrankte ist das Spektrum inzwischen weit gediehen.

Warum ist die Information von Betroffenen besonders wichtig?

Es gibt nur wenige Erkrankungen, bei denen es mehrere Therapiemöglichkeiten gibt, die gleiche bis ähnliche Behandlungserfolge bieten, sich jedoch in den Therapienebenwirkungen drastisch unterscheiden können. Auch wurden in den vergangenen Jahren weitere neue Behandlungsmöglichkeiten entwickelt. Es gilt daher, die Entscheidung für die eine oder andere Therapie im Vorfeld im Gespräch mit Therapeuten und Gleichbetroffenen, deren Erfahrungen sich für die eigene Therapie nutzen lassen, sorgfältig abzuwägen.

Anfangs gab es zwei Bundesverbände für Prostatakrebserkrankte – woran lag das und wie hat die Entwicklung ihren Lauf zu einem gemeinsamen Dachverband genommen?

Heute haben wir einen großen Bundesverband der unter unserem Vorsitzenden Wolfgang Petter in den letzten Jahren eine ausgezeichnete Entwicklung genommen hat. Wir in Nordrhein Westfalen hatten damals auf Wunsch des Landes NRW einen eigenen Verband gegründet. In ganz Nordrhein-Westfalen haben wir dann in einem kleinen Team von Betroffenen in Zusammenarbeit mit der Presse und namhaften Urologen in mehr als 40 Städten Veranstaltungen für Prostatakrebsbetroffene organisiert und dort die Gründung von Selbsthilfegruppen initiiert. Diese zentrale Steuerung hat sich bis heute bewährt. Es machte jedoch keinen Sinn, zwei Bundesverbände nebeneinander für Prostatakrebs in Deutschland zu haben. Daher haben wir uns zusammengeschlossen und unsere Arbeit gebündelt. Heute ist von den bundesweit 160 Selbsthilfegruppen allein jede 4. in NRW.

Wie sehen Sie die Zukunft der Selbsthilfearbeit?

Die Selbsthilfe muß sich - nicht nur in Deutschland - weiter professionalisieren. Es gilt also gerade bei der künftigen Arbeit, verstärkt gesammelte Erfahrungen einander auszutauschen und Kräfte zu bündeln, um den Anforderungen des Gesundheitswesens besser entsprechen zu können. Was vor einigen Jahren von der damaligen Landesregierung mit den zehn vorrangigen Gesundheitszielen für NRW – insbesondere dem Ziel 2: "Krebs bekämpfen" aufgelegt wurde war ein erster und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. In vielen Bereichen sind neben dem Aufbau eines landesweiten Krebsregisters wichtige Ziele lediglich im Bereich des Brustkrebses erreicht worden. Jeder spricht heute von Brustzentren, Behandlungsstandards, etc. Dies alles gilt es jedoch auch in anderen Bereichen – insbesondere beim Prostatakrebs - zu etablieren. Insgesamt wird angesichts der derzeitigen Entwicklungen im Gesundheitswesen die Information von Betroffenen künftig eine immer wichtigere Rolle spielen.

Vielen Dank Herr Gix für das Interview!