Therapie & Forsch.   
 Intrabronchiale Brachytherapie beim Bronchialkarzinom

Bei der modernen Behandlung des Lungenkrebs (=Bronchialkarzinoms) werden verschiedene Behandlungs-
methoden kombiniert, in speziellen Fällen wird eine bronchiale Brachytherapie durchgeführt. Bei dieser Therapie (Brachytherapie=Nahbestrahlung),
auch "Afterloadingverfahren" (Nachladeverfahren) genannt, bringt man winzige, aber hochaktive Strahlenquellen, meist radioaktives Iridium, in direkten Kontakt mit dem Tumor. Dadurch kann man eine hohe Bestrahlungsdosis unmittelbar am Tumor erreichen und gleichzeitig umliegendes gesundes Gewebe schonen. Obwohl das sehr kompliziert klingt, kann die Behandlung gut ambulant durchgeführt werden. Vorraussetzung ist ein eingespieltes Team mit einem Lungenfacharzt, einem Strahlentherapeuten und einem Medizinphysiker.

Afterloading-Katheter im rechten Bronchialsystem Zwei Afterloading-Katheter im rechten Bronchialsystem
Zuerst wird bei dem Patienten eine Lungenspiegelung (=Bronchoskopie) durchgeführt, um die genaue Lage des Bestrahlungsgebietes zu definieren. Danach schiebt man ein zwei Millimeter dünnes Plastikschläuchlein (Katheter) durch die zentralen Bronchien bis an den Lungentumor. Nun werden Röntgenbilder der Lunge angefertigt, mit deren Hilfe Strahlentherapeut und Medizinphysiker die Bestrahlung genau berechnen, um dann so gezielt und schonend wie möglich zu behandeln. Anschließend wird der Patient in den Bestrahlungsraum gebracht, in dem er während der ungefähr 5-15 Minuten dauernden Bestrahlung alleine ist, aber vom betreuenden Personal ständig überwacht wird. Bei der Bestrahlung fährt ferngesteuert eine winzige Strahlenquelle in den Katheter und verbleibt dort für die berechnete Zeit. Diese Bestrahlung ist für den Patienten nicht spürbar und verursacht vor allem keine Schmerzen. Nach Abschluss der Bestrahlung wird der Katheter wieder herausgezogen und der Patient soll eventuell noch etwas ruhen. Die gesamte Prozedur dauert etwa eine Stunde und wird, wenn nötig, mehrmals wiederholt.

Für welche Patienten ist diese Therapieform sinnvoll? Der Vorteil der Methode, die kleinräumige Wirkung, ist gleichzeitig auch deren Nachteil. Bei einem größeren Tumor, vor allem wenn dieser von außen auf die Bronchien drückt, ist eine Operation oder konventionelle Bestrahlung, wenn möglich kombiniert mit Chemotherapie, die bessere Behandlung. Sinnvoll ist die bronchiale Brachytherapie bei kleineren Tumoren im Inneren der zentralen Bronchien, vor allem dann, wenn diese nach einer Strahlentherapie von außen auftreten. Eine erneute konventionelle Bestrahlung ist dann meist nicht mehr möglich. Falls der Bronchus durch den Tumor vollständig verschlossen ist und dadurch eine stärkere Atemnot besteht , muss zunächst eine Laserbehandlung zur Eröffnung des Bronchus durchgeführt werden. Erst danach kann man den zur Brachytherapie notwendigen Katheter einlegen. Vor der Therapie leiden viele Patienten unter Atemnot oder blutigem Husten. Diese Beschwerden können durch die Brachytherapie bei vielen Patienten behoben oder zumindest deutlich gebessert werden. Die Risiken der Behandlung sind gering. Direkt nach der Therapie bestehen oft Rachenschmerzen durch die Reizung der Rachenschleimhaut nach Bronchoskopie. Bei wenigen Patienten können nach der Behandlung Blutungen im Bronchialsystem auftreten. Wichtig für den Erfolg ist die genaue Auswahl der Patienten für diese Behandlung durch Lungenarzt und Strahlentherapeuten gemeinsam, um nur die Patienten brachytherapeutisch zu behandeln, die optimal von dieser Therapie profitieren.