Therapie & Forsch.   
 Konzepte der Target-Therapie beim Lungenkrebs

Durch Veränderungen der klassischen zytotoxischen Chemotherapie kann die Prognose beim fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom offensichtlich zur Zeit nicht mehr wesentlich verbessert werden. Entscheidende Therapieerfolge werden daher eher von einer gezielten Beeinflussung tumorspezifischer Zielstrukturen auf molekularer Ebene erwartet.

Zwei innovative Targets wurden in den letzten Jahren bei Lungenkrebspatienten besonders intensiv untersucht. Der auf vielen Tumorzellen überexpremierte oder überaktivierte epidermale Wachstumsfaktorrezeptor EGFR (epidermal growth factor receptor) und der VEGF (vascular endothelial growth factor) spielen eine Schlüsselrolle in der Tumorentwicklung. Die über den EGF-Rezeptor vermittelte Signalgebung zum Tumorwachstum kann durch 2 unterschiedliche Therapieansätze gehemmt werden.

Einmal durch monoklonale Antikörper wie vom Typ des Cetuximab, die an die extrazellulären Rezeptoren binden, oder durch oral applizierbare Substanzen wie Gefitinib und Erlotinib, die die Signalvermittlung durch aktivierte TyrosinkinaseHemmung verhindern.

Schaubild der menschlichen Lunge
Ein weiterer vielversprechender Therapieansatz ist die Hemmung des VEGF (vascular endothelial growth factors) durch hochspezifische Antikörper, wie z. B. Bevazicumab. Als erste Substanz, die eine Zulassung erhielt, zeigte Gefitinib zwar eine hohe Aktivität beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom.
Die großen placebokontrollierten Phase-III-Studien zeigten keinen Überlebensvorteil für die Patienten bei einer Dosierung von 250 mg/Tag. Für die Substanz Erlotinib konnte bereits in der Dosierung von 150 mg/Tag im Vergleich zur placebokontrollierten Gruppe für das Gesamtkollektiv der chemotherapeutisch vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasierten nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom ein statistisch signifikanter Überlebensvorteil gezeigt werden. Neben Patienten mit Adeno-Karzinom profitierten insbesondere Nichtraucher und Asiaten von dieser Therapie. Als erster oral applizierbarer EGFR Tyrosinkinase-Inhibitor wurde Erlotinib im September 2005 in Europa zur Behandlung des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms im Stadium IIIB-IV zugelassen, nach Versagen einer vorangegangenen Chemotherapie. Auch der Anti-VEGF-Antikörper Bevazicumab gilt als viel versprechende Therapieoption für nicht vorbehandelte Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierten kleinzelligen Bronchialkarzinom. Dies geht auf die Ergebnisse einer groß angelegten Studie zurück, in der Patienten mit Chemotherapie zusätzlich mit dem Antikörper behandelt wurden und dadurch ein statistisch längeres Überleben aufwiesen als Patienten in der Kontrollgruppe, die die bis dahin übliche Chemotherapie mit 2 Substanzen erhalten hatte. Insgesamt bereichert die Antikörper-Therapie das Therapiespektrum, insbesondere bei fortgeschrittenen oder metastasierten Tumorstadien.