Schwerpunkt Schmerztherapie   
 Medikamentöse Schmerztherapie

Jedes Jahr erkranken in Deutschland fast 350.000 Menschen neu an Krebs. Die Aussichten, heute mit Krebs langfristig zu überleben oder gar vollständig geheilt zu werden, sind in den vergangenen Jahrzehnten und Jahren deutlich besser geworden. Tumorschmerzen treffen besonders Patienten mit weit fortgeschrittener Erkrankung, etwa ein Drittel hat aber auch in frühen Stadien Schmerzen. Oft sind sie das erste Anzeichen der Krebserkrankung. Nur etwa 15 Prozent der Betroffenen haben im Laufe ihrer Erkrankung keine oder nur geringe Schmerzen.

Fortschritte der Medizin

Eine angemessene Schmerzbehandlung ist für den Erhalt einer gewissen Lebensqualität unerlässlich. In der Schmerzforschung gibt es große Fortschritte: Man versteht die Vorgänge bei der Schmerzwahrnehmung, aber auch die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Beschwerden heute so gut, dass auch starke Krebsschmerzen sehr effektiv behandelt werden können.

Art der Krebserkrankung spielt eine Rolle

Patienten mit Leukämien oder Lymphomen sind seltener von Schmerzen betroffen. Hier stehen Gewichtsverlust Gewichtsverlust und Erschöpfung im Vordergrund. Bei Brustkrebs, Prostatakarzinom oder Darmtumoren hingegen sind Tumorschmerzen häufig: Der Tumor kann in Knochen oder Weichteile einwachsen, auf Nerven drücken oder Blutgefäße einschnüren. Auch die Therapie selbst, z.B. eine Operation oder Chemotherapie kann Schmerzen verursachen.

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation

Da Tumorschmerzen je nach Krebsart und Erkranktem sehr unterschiedlich sein können, muss jede Schmerztherapie auf den jeweiligen Patienten und dessen aktuelle Verfassung, seine Krebserkrankung und das Stadium seiner Erkrankung angepasst sein. Zur Behandlung von Dauerschmerzen hat sich das so genannte WHO-Stufenschema etabliert. Die Schmerzmittel werden dabei entsprechend der subjektiven Schmerzstärke verordnet. Ziel ist ein weitgehend schmerzfreies und zugleich selbständiges Leben. Je nach Intensität und Qualität der Schmerzen werden drei Behandlungsstufen unterschieden:

• Stufe I: Einsatz leichter, nichtopioidhaltiger Schmerzmittel (z.B. Metamizol, Paracetamol, Diclofenac, Ibuprofen), die oft gleichzeitig fiebersenkend und entzündungshemmend wirken.
• Stufe II: Schwache Opioide (z.B. Tilidin, Dihydrocodein)
• Stufe III: Starke Opioide (z.B. Fentanyl-Pflaster, Morphin)

Grafik Schmerzbehandlung
Bei leichten Schmerzen ist eine Behandlung mit Medikamenten der Stufe I angemessen. Falls der Patient weiterhin starke Schmerzen hat, kommen auf der 2. Stufe die sog. schwachen Opioide zum Einsatz. Wenn auch diese Arzneimittel die Schmerzen nicht ausreichend lindern, können auf der 3. Stufe stark wirksame Opioide verschrieben werden. Bei Patienten mit extrem starken Schmerzen kann der Arzt auch direkt von Stufe I auf Stufe III wechseln. Entscheidend ist immer, dass die Schmerzen effektiv gelindert werden. Auch eine Kombination der Schmerzmittel kann sinnvoll sein, wobei Medikamente der Stufe I mit Opioiden der Stufe II oder Stufe III eingesetzt werden können. Stufe II soll jedoch nicht mit Stufe III kombiniert werden, da Medikamente der Stufe II die Wirkung der Medikamente der Stufe III behindern.

Opioide wirken effektiv

Opioide hemmen die Weiterleitung von Schmerzreizen im Rückenmark und Gehirn und gehören zu den wirksamsten Schmerzmitteln. Sie werden heute in retardierter Form eingesetzt, d.h. nur langsam ans Blut abgegeben. So können Schmerzen über einen längeren Zeitraum gelindert werden. Besonders effektiv in der Anwendung - und deshalb bei vielen Patienten beliebt - ist das transparentes Schmerzpflaster, das einfach auf die Haut geklebt wird und über drei Tage den Wirkstoff Fentanyl abgibt. Der besondere Vorteil: Eine Membran kontrolliert die exakte Dosierung. So ist ein konstanter Wirkstoffspiegel im Blut sichergestellt. Die Patienten werden durch die Wirkdauer von drei Tagen nicht andauernd an ihre Erkrankung erinnert.

Zeitgemäße Schmerztherapie


Wichtig ist es, die Wirkungsdauer der verschiedenen Medikamente zu berücksichtigen und nach einem so genannten Zeitschema die regelmäßige Einnahme wirksamer Schmerzmittel zu praktizieren, bevor Schmerzen wieder auftreten. Grundsätzlich gilt, das die orale Einnahme von Schmerzmitteln der Verabreichung durch Spritzen vorzuziehen ist. Eine erfolgreiche Schmerztherapie kann die Schmerzen so gut lindern, dass die Patienten mit ihrer Krankheit besser umgehen und annähernd ein normales Leben führen können. Unternehmungen mit Freunden oder Aktivitäten im Rahmen von Selbsthilfegruppen werden möglich und verbessern die Lebensqualität. Nicht-medikamentöse Verfahren, wie die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Massagen oder leichte Bewegungsübungen können die medikamentöse Behandlung ergänzen.


Diagramm Schmerztherapie bei Krebspatienten


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