Therapie & Forsch.   
 Bessere Lebensqualität für Hodgkin-Patienten

Welchen Einfluss haben Therapieschema und Hämoglobin Wert? Deutsche Hodgkin Lymphom Studiengruppe startet neue Studie

Die Diagnose Morbus Hodgkin (Hodgkin Lymphom) trifft häufig Menschen in jungen Jahren. Gerade mal 30 Jahre alt ist ca. die Hälfte der 2000 - 3000 Patienten, die in Deutschland jährlich an dem bösartigen Tumor des Lymphsystems erkranken. Dank intensiver klinischen Forschung haben sich die Heilungschancen, die in 5 Jahres-Überlebensraten gemessen werden, deutlich verbessert. Während vor 40 Jahren kaum ein Patient in fortgeschrittenen Stadien länger als 5 Jahre überlebte, liegen die Heilungsraten inzwischen bei etwa 70 Prozent. "Diese enormen Fortschritte in der Therapie des Hodgkin Lymphoms sind Resultat kontinuierlicher klinischer Forschung," erklärt Professor Andreas Engert, leitender Oberarzt in der Medizinischen Klinik I der Universität zu Köln. Engert arbeitet in der Deutschen Hodgkin Lymphom Studiengruppe mit, die national und international Pionierarbeit geleistet hat bei der Verbesserung der Therapie des Hodgkin Lymphoms. Gegründet würde die Gruppe Ende der 70-iger Jahre von Prof. Dr. Volker Diehl, Direktor der Medizinischen Klinik I der Universität zu Köln. Zur Zeit betreut Engert als Studiensekretär mit anderen Kollegen zusammen auch die neue HD15 Studie , die verschiedene Therapieschemata beim Hodgkin Lymphom im fortgeschrittenen Stadium vergleicht. Wesentliches Ziel dieser Studie ist es zu ermitteln, welche Dosis über welchen Zeitraum hinweg für den Patienten optimal ist. "Dabei fragen wir auch und vor allem nach den Nebenwirkungen und der Lebensqualität der Patienten," so der Experte. Um die ist es meistens nicht so gut bestellt, denn die aggressive Chemotherapie hat gravierende Nebenwirkungen wie Erbrechen, Haarausfall und anämiebedingte Fatigue zur Folge. "Wir testen deshalb verschiedene Dosierungen und Therapiezykluszahlen der sogenannten BEACOPP Chemotherapie, einmal 6 Zyklen mit eskalierter, also erhöhter Dosis, alle drei Wochen und dazu im Vergleich 8 Zyklen mit erhöhter Dosis. Zudem schauen wir auch, wie eine nicht eskalierte Dosis von 8 Zyklen alle zwei Wochen wirkt," erläutert der Mediziner.

Als Ergänzung zur Chemotherapie erhält ein Teil der Patienten aus jeder der drei Gruppen den Wirkstoff Epoetin. Das ist ein gentechnisch erzeugter Wachstumsfaktor, der die Bildung von roten Blutkörperchen anregt. Gerade beim Hodgkin-Lymphom leiden über 50 Prozent der Patienten an einem Mangel an roten Blutkörperchen, der zu Blutarmut – Anämie – führt. Ob eine Anämie vorliegt, wird durch Messung des Hämoglobinwertes (Hb-Wert) ermittelt. "Der optimale Wert liegt bei ca. 12 g/dl bis maximal 16 g/dl. Viele der Betroffenen haben jedoch tumor- oder therapiebedingt einen Hb-Wert der weit unterhalb dieses Normwertes liegt," betont Engert. Das führt zu einer zusätzlichen Belastung für die betroffenen Patienten. Sie entwickeln ein sogenanntes Fatigue Syndrom. Dabei handelt es sich um eine besonders ausgeprägte Form der körperlichen Erschöpfung, welche die Lebensqualität der Patienten stark einschränkt. "Mit der neuen Studie soll deshalb auch untersucht werden, welchen Einfluss der Hb-Wert auf die Lebensqualität der Patienten hat. Wissenschaftliche Untersuchungen in den USA haben gezeigt, dass sich die Erhöhung des Hb Wertes auf mindestens 12 g/dl positiv auswirkt. Ob der Hb-Wert auch den Therapieverlauf insgesamt beeinflusst, soll mit der Studie ebenfalls ermittelt werden. Hier scheint es Zusammenhänge zu geben.

Seit dem Start der Studie im Januar 2003 haben sich bereits mehr als 20 Patienten eingeschrieben. Geplant ist bis 2005 insgesamt 1.500 Patienten aus Zentren in Deutschland und dem europäischen Ausland aufzunehmen. Je größer die Patientenzahl, desto aussagekräftiger werden die Studienergebnisse sein. "Viele Patienten denken noch immer, in klinischen Studien wären sie eine Art Versuchskaninchen ," bedauert Engert. "Das ist nicht so, im Gegenteil. Patienten, die an klinischen Studien teilnehmen, haben in der Regel eine bessere Prognose, denn sie werden intensiv betreut und nach den neusten Standards versorgt".

Patienten, die sich für die Studie oder andere Studien der Gruppe interessieren, sollten sich an einen Arzt wenden, der in der Deutschen Hodgkin Lymphom Studiengruppe mitarbeitet.
Infos dazu finden Sie unter:
http://www.lymphome.de/PatientenUndSelbsthilfegruppen/
FragenUndBeratung/HodgkinLymphomStudiengruppe.htm



Informationen zum Hodgkin Lymphom allgemein:

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