Therapie & Forschung   
 
Dickdarmkrebs
Kann man Dickdarmkrebs verhindern?
Die Zahl der Neuerkrankungen an Dickdarmkrebs hat sich von 1960 bis 1980 in den Industriestaaten verdoppelt. Steigt die Zahl weiter so rasant an, ist er in den nächsten Jahren der häufigste Tumor. Schon jetzt rangiert er vor Brustkrebs, nur der Lungenkrebs und der Prostatakrebs kommen noch häufiger vor. Zwei Gründe lassen es dringend geboten erscheinen, die Bevölkerung wiederholt auf diese Krebsgefahr hinzuweisen. Nach Expertenschätzungen lässt sich die Hälfte der Neuerkrankungen durch Ernährungsumstellung vermeiden.
Bei Risikogruppen und Menschen ab dem 50. Lebensjahr ist zusätzlich zu der üblichen Krebsvorsorge eine Darmspiegelung angeraten, mit der man Krebsvorstufen entdecken und direkt endoskopisch entfernen kann. Diese in der Regel ambulante Untersuchung und Behandlung gehört zu den erfolgreichsten Krebsvermeidungsstrategien überhaupt.
Bei der Behandlung und Nachsorge wird zwischen Mastdarmkrebs und übrigen Dickdarmkrebs unterschieden.

Primärvermeidung: Wie kann man Dickdarmkrebs verhindern?

1. Ernährungsänderung
  • Gemüse als Hauptbestandteil der Nahrung, z. B. Kartoffeln, Salat, Kohl, Hülsenfrüchte, Brot
  • mehr Fisch und "weißes Fleisch" (z. B. Geflügel) als rotes Fleisch essen.
  • Alkoholkonsum verringern, 20g pro Tag sollten nicht überschritten werden. Dies sind zum Beispiel ein viertel Liter Wein oder ein halber Liter Bier.
  • Verzicht auf Rauchen.
  • Zurzeit gibt es noch keine Empfehlung zur zusätzliche Einnahme von Vitaminen, Spurenelementen, Acetylsalicylsäure, Selen oder anderen Medikamenten, Hier wird auf Ergebnisse großer Statistiken von Risikogruppen gewartet.
    2. Normalgewicht erreichen
    3. Erhöhung der körperlichen Aktivität, z. B. körperliche Anstrengung durch 10 km wandern, 20 km Fahrrad fahren pro Woche.
Die derzeitigen gesicherten und vermuteten Vor- und Nachteile bestimmter Nahrung sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
RisikoförderndNeutralRisikomindernd
Dickleibigkeit"Weißes Fleisch" (Geflügel, Fisch)Gemüse
"Rotes Fleisch" Ballaststoffe (Unterschiedliche Studien, überwiegend positiver Effekt)
Hoher Gehalt tierischer FetteFrüchte 
Stuhlträgheit ungesättigte Fettsäuren in Fisch und Fischölen
Hoher, langjähriger ZigarettenkonsumVitamine 
Alkohol (Bier) Vielleicht krebsvorbeugend wirkend: Spurenelemente wie Folat, Selen, Calcium, Aspirin, Sulindac und weitere nicht steroidale Antirheumatika


Vorsorgeuntersuchungen:
Dickdarmkrebs verursacht erst in fortgeschrittenem Stadium Krankheitszeichen wie Leibschmerzen, Blutabgänge, Darmlähmung und Gewichtsabnahme. Eine Heilung ist in dieser Phase nur bei weniger als der Hälfte der Patienten möglich. Ziel ist es deshalb, durch Vorsorgeuntersuchungen Vorstufen des Dickdarmkrebses zu erkennen oder diesen in einem solchen Stadium zu diagnostizieren, dass eine Heilung durch Operation möglich ist.
Die jährliche Krebsvorsorge umfasst die Austastung des Mastdarms mit dem Finger und die Untersuchung des Stuhls auf Blutbestandteile. Damit kann das Risiko einer Krebserkrankung vermindert werden, allerdings ist der Erfolg dieser Krebsvorsorge nur mäßig, da mit der Fingeraustastung nur Tumoren im unteren Mastdarm und erst ab einer gewissen Größe erfasst werden können. Die Stuhluntersuchungen auf verborgenes Blut erfassen ca. 20 % der bösartigen Neubildungen insbesondere in höheren Darmabschnitten nicht. Eine mehrfache Untersuchung auf verborgenes Blut erhöht die diagnostische Treffsicherheit. Adenome, das sind gutartige Tumorvorstufen, werden erst ab einer gewissen Größe und auch nur, wenn sie Blut absondern, erfasst. Aus diesen Gründen ermöglichen die Krankenkassen eine Vorsorgespiegelung ab dem 50. Lebensjahr.

Tumorvorsorge durch Darmspiegelung bei Patienten mit Colitis ulcerosa
• Bei gen. Darmentzündung nach acht Krankheitsjahren
• Bei Entzündung der li. Dickdarmhälfte nach 15 Jahren
• Durchführung der Darmspiegelung alle zwei Jahre, Stufenbiopsie (Richtlinien der DGVS)

Vorsorgeuntersuchungen bei Risikogruppen:
Verwandte 1. Grades von Patienten mit bös- oder gutartigen Dickdarmgeschwüren vor dem 60. Lebensjahr, erste Darmspiegelung mit 40 Jahren. Bei Patienten mit Dickdarmkrebs über 60 Jahre mit 50 Jahren, bei Patienten mit gutartigen Geschwüren über 60 Jahre wie bei üblicher Vorsorgeuntersuchung. Darmspiegelung alle 10 Jahre wiederholen.

Durchführung der Darmspiegelung
Der Dickdarm muss zur Untersuchung vollständig gereinigt sein. Dazu gibt es verschiedene Verfahren. Wir bevorzugen eine eintägige Darmreinigung mit speziellen Abführmitteln. In dieser Zeit darf je nach Angaben des Herstellers nur Flüssigkeit ohne feste Bestandteile zu sich genommen werden. Alternativ wird mit großen Flüssigkeitsgaben über zuvor gelegte Magensonden oder mit Einläufen der Dickdarm gereinigt. Im Einzelfall wird man die Darmreinigung modifizieren, je nach Nahrungsaufnahme in den letzten Tagen.
Am Tag der Untersuchung sollte der Patient nüchtern sein. Unter Gabe eines Beruhigungsmittels und/oder eines Opiates ist die Untersuchung erträglich. Auto fahren ist danach nicht möglich, deshalb ist eine Begleitperson für den Rücktransport nach Hause und für die Überwachung in den nächsten Stunden notwendig. Bei älteren Patienten ist auch eine Überwachung über die Nacht bzw. die Benachrichtigung des Hausarztes am gleichen Tag durch die Begleitperson angeraten.
Fünf Stunden später ist bei unauffälligem Verlauf eine leichte Mahlzeit gestattet. Kommt es zu Bauchschmerzen, Übelkeit und sonstigen Krankheitszeichen, ist der Hausarzt oder gegebenenfalls der Untersucher zu benachrichtigen. Im Zweifel muss das Krankenhaus wegen einer sich anbahnenden Komplikation aufgesucht werden.

Entfernung von Tumorvorstufen
Findet man bei einer Vorsorgedarmspiegelung einen Dickdarmpolypen sollte eine Polypenentfernung in gleicher Untersuchung erfolgen. Mit Polypektomie bezeichnet man die endoskopische Entfernung von Tumorvorstufen. Dies ist eine der wirksamsten Krebsprophylaxen, die man in der Medizin kennt. Der Ablauf ist in Abbildung 2 gezeigt. Einzelheiten zur Durchführung sind der Broschüre "Kann man Dickdarmkrebs verhindern?" und der Neuauflage des Koloskopie-Atlas, Schattauer-Verlag 2003 zu entnehmen. Bezugsquellen unter unserer Internet-Adresse: www.marienkrankenhaus.de.

endoskopische Entfernung von Tumorvorstufen