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Patienten fragen

Frau H. aus K. fragt:
Welche Möglichkeiten gibt es bei der Brustrekonstruktion und was sind die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Methoden?

Ihre Frage beantwortet:
Dr. med. Albert v. d. Assen Gynäkologische Praxis am Klinikum St. Georg-Franziskus, Georgsmarienhütte


Bei der Beantwortung dieser Frage sollte zunächst zwischen einer Sofortrekonstruktion, das heißt einer Rekonstruktion, die gleichzeitig mit der Tumorentfernung bzw. Brustentfernung durchgeführt wird, und einer Rekonstruktion nach Abschluss der Erstbehandlung (Brustentfernung, Chemotherapie und/oder Strahlentherapie) unterschieden
werden.



Sofortrekonstruktion (primäre Rekonstruktion) Spätrekonstruktion (sekundäre Rekonstruktion)
Vorteile
- geringeres Narbenbild
- der Patientin bleibt der totale Verlust der Brust erspart
- Zweit- und Drittoperation je nach OP-Art sind nicht notwendig (Brustwarzenerhalt, Form der Brust kann erhalten bleiben)
Nachteile
- eventuell notwendige Bestrahlung, die "gesundes" verpflanztes Gewebe (Haut-Fett-Muskelgewebe) verändern kann
- höhere Kapselfibroserate bei Bestrahlung (Verhärtung der Brust)
- Für und Wider einer Brustrekonstruktion fällt oft unter Zeitdruck und unter großer Angst
Vorteile
- da die Patienten den Verlust der Brust erlebt hat und sie sich in Ruhe für oder gegen eine Wiederherstellung entscheiden kann, ist die Freude über die "neue" rekonstruierte Brust oft größer


Nachteile
- größeres Narbenbild
- je nach OP-Art ist eventuell die Einlage einer Dehnungsprothese (Expander) notwendig, die dann in einem zweiten OP-Schritt gegen das endgültige Verweilimplantat ausgewechselt werden muss


Die Vor- und Nachteile der "Spät-" (das heißt Sekundärrekonstruktion) ergeben sich aus dem Zeitpunkt der OP und dem geringerem Hautmantel nach einer Brustentfernung.

Möglichkeiten der Brustwiederherstellung

  a) die Implantatrekonstruktion
  b) die Latissimus-dorsi-Rekonstruktion
    (als alleiniger Haut-, Fett-, Muskellappen oder in Kombination mit einem Implantat)
  c) die TRAM-Rekonstruktion

Entscheidend dürfte die Auswahl des besten Rekonstruktionsweges durch einen erfahrenen Operateur mit Hilfe der Patientin sein. Als Patientin sollte man sich einen Arzt wählen, der alle Verfahren beherrscht und auch anwendet.


Implantatrekonstruktion Latissimus-dorsi-Rekonstruktion TRAM-flap Rekonstruktion*
Vorteile
- kürzere OP-Zeit
- keine zusätzlichen Narben
- kostengünstiger falls nur eine Operation






Nachteile
- nur eingeschränkte Mammographiekontrolle
- geringe operative Radikalität möglich
- schlechtere Langzeitergebnisse
(Folgeoperationen)
- nach Bestrahlung nicht angezeigt
- oft zu hoher Sitz der Prothese
Vorteile
- sichere Technik
- auch in Kombination mit einem Implantat möglich
- trotz Bestrahlung möglich
- gute Langzeiteinflüsse
- Bauchdecke bleibt unangetastet
(bezogen auf den TRAM-flap)
Nachteile
- Narbe am Rücken
- allein ohne Implantat oft nicht ausreichend
Vorteile
- Eigengewebe, das dem Brustgewebe ähnelt
- ausreichend Gewebe vorhanden
- weniger Folgeoperationen
- gute Langzeitergebnisse



Nachteile
- Bauchdeckendefekt mit Kraftverlust um 10% bis 25%
- lange Operationsdauer
*(Transversaler, abdominaler, muskulokutaner Rektuslappen oder unterer Bauchhaut-Insellappen); Verpflanzung von Haut- und Muskelgewebe des Unterbauches zum Brustwiederaufbau mit Eigengewebe

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass das Risiko einer Brustrekonstruktion bei qualifizierten Ärzten und richtiger Auswahl der OP-Art für die Patientin als gering anzusehen ist.


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