Angst vor Schmerzen? Prof. Dr. med. Rudolf Schröck Häufig findet sich bei Umfragen in der Bevölkerung und in den Medien die Meinung, dass im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung heftige Schmerzen aufträten und die deutschen Ärzte zu wenig Wissen über geeignete Schmerztherapien aufweisen würden. Gegenüber dieser Laien-Angst vor Tumorschmerzen zeigt sich jedoch bei von Krebs direkt betroffenen Menschen, die bereits umfangreiche Erfahrung mit professioneller onkologischer Behandlung haben, ein gegenteiliges Ergebnis: In einer in der Paracelsusklinik Scheidegg, einer spezialisierten Krebsrehabilitationsklinik, durchgeführten Umfrage bei 327 Brustkrebspatientinnen rangierte die Angst vor Schmerzen an letzter Stelle von sechs untersuchten sog. krebsspezifischen Ängsten: Die Rehabilitationspatientinnen bewerteten dabei im "Fragebogen Krebs” mit einer Skala von 0 "trifft nicht zu" über 1 "kaum" bis 5 "sehr stark" die Richtigkeit der Aussagen in der abgebildeten Tabelle. Unter den krebsspezifischen Ängsten war die Angst vor Hilflosigkeit, die durch die Behandlung und durch die Erkrankung entstehen kann, die am häufigsten genannte Angst. Weitere Ängste, wie die Angst vor einem Rezidiv oder eine gesteigerte Selbstbeobachtung bei kleinsten körperlichen Veränderungen wurden von 25 - 30 % der Befragten als stark bis sehr stark angegeben. Über 20 % fühlten sich sehr belastet, durch Ängste vor weiteren Krankenhausaufenthalten, Angst nicht für die Familie da sein zu können und der Angst früh zu sterben. Da von den krebsspezifischen Ängsten die Angst vor Schmerzen an letzter Stelle rangierte, zeigte sich auch hier, wie schon bei anderen unserer Untersuchungen, dass Krebspatientinnen und -Patienten offensichtlich doch ein hohes Vertrauen in die ärztliche Kunst ihrer betreuenden, onkologisch tätigen Ärzte haben, insbesondere auch, was die geeignete Schmerztherapie betrifft. Dieses hohe Vertrauen stellt auch ein wesentliches Element bei der psychischen Krankheitsbewältigung dar. Zu viele gut gemeinte Ratschläge von weniger gut informierten Laien aus Verwandtschaft und Bekanntschaft bergen deshalb oftmals die Gefahr in sich, durch Verunsicherungen dieses für eine erfolgreiche Betreuung notwendige Vertrauensverhältnis zu erschüttern. Krebsbetroffene sollten deshalb die häufig überwältigend zahlreich eintreffenden Ratschläge aus ihrer Umgebung mit kritischer Distanz aufnehmen und mit dem Arzt ihres Vertrauens besprechen. Tabelle: Belastungen durch krebsspezifische Ängste Erhoben mit dem Fragebogen zu den krebsspezifischen Belastungen (FBK - Herschbach)
(N=327 Brustkrebspatientinnen); Skala 0-5; MW=Mittelwert; Quelle: Herschbach Bitte beteiligen Sie sich an unserer Umfrage Sie helfen uns damit das Krebsmagazin besser zu machen. |