Schwerpunkt: Prostatakrebs   
 Prostatakrebs
Verlaufsangepasstes Vorgehen und Früherkennung

Operation und Bestrahlung eines Krebses sind in der Öffentlichkeit und bei der Ärzteschaft akzeptiert;
nicht immer stoßen jedoch die mit Nebenwirkungen besetzten Behandlungsangebote auf die Zustimmung des Patienten.

Verlaufsangepasstes Vorgehen

Mit dem PSA-Test (PSA = Prostata Spezifisches Antigen) können wir heute das Prostatakarzinom (PCA) sehr früh feststellen. Wir weisen Tumoren nach, die noch Jahre brauchen, bis sie eine tastbare Größe erreichen und einer Behandlung bedürfen. Es ist durch Studien belegt, dass man ohne Nachteile für den Betroffenen einen Prostatakrebs beobachten und mit medizinischen Maßnahmen lediglich kontrollieren kann. Folgende Faktoren spielen bei der Abwägung für diese neuen Strategien die entscheidende Rolle: Der vorhersehbare Verlauf der Prostataerkrankung, das Alter der Betroffenen und die Nebenwirkungen der kurativen Therapie, bis der Tumor den Patienten behandlungsbedürftig macht.
Früherkennung

Der klassische - und von der gesetzlichen Krankenversicherung finanzierte - Früherkennungstest ist die rektale Tastuntersuchung. Sie hat viele Nachteile und wenige Vorteile: sie hält viele Männer von einer Früherkennungsmaßnahme ab, nur ein Teil der Drüse wird durch den tastenden Finger erreicht, ein kleiner, aber biologisch aktiver Tumor wird nicht getastet. Diese "Bück Dich Untersuchung" erfüllt nur eine Alibifunktion der Krankenkassen; sie ist medizinisch in den meisten Fällen unsinnig und bestenfalls als Maßnahme für eine Späterkennung geeignet. Demgegenüber hat der PSA-Test eine weitaus höhere Sensitivität. Das in hoher Konzentration im Tumor gebildete PSA gelangt in den Blutstrom und ist in vielen Fällen der Träger der Krebsbotschaft. Seit Ende der 80iger Jahre werden ¾ aller symptomlosen Prostatakrebserkrankungen durch den PSA-Test entdeckt. Die Amerikanische Krebsgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Urologie empfehlen in der Altersgruppe der 50 - 70 bzw. 75jährigen diesen Test. Das Für und Wider ist hinlänglich bekannt. Argumente für den PSA-Test sind: nur organbegrenzte Tumoren können geheilt werden, Frühstadien des PCA sind asymptomatisch, ein Tumormarker ist vorhanden. Mit Einführung von PSA hat sich seit 1991 eine Stadienverschiebung bei Patienten mit radikaler Prostatektomie zugunsten der frühen und heilbaren Stadien ergeben. Nach den laufenden ScreeningStudien kann die Sterblichkeit durch Prostatakrebs pro Jahr um 2 bis 10 Prozent gesenkt werden. Folgende Einwände werden gegen den PSA-Test vorgebracht: Es handelt sich lediglich um einen Organmarker und nicht um einen krebsspezifischen. Ein normaler PSA-Wert schließt ein Karzinom nicht aus, bei fast 20 Prozent der Untersuchten mit PSA-Bestimmung folgen weitere Maßnahmen, die nicht zu einer Karzinomentdeckung führen, es gibt unterschiedliche Einflussgrößen auf die Konzentration des PSA im Blut.

Jeder Mann, der PSA-interessiert ist, soll über diese Zusammenhänge aufgeklärt werden. Er ist darüber zu informieren, dass bei einer PSA-Konzentration von über 4 ng/ml nur bei jedem 5. Mann in der Biopsie ein Karzinom gefunden wird. Die in Deutschland geführte Grundsatzdebatte über PSA ist eine Kontroverse über den Sinn der Früherkennung. Deren Gegner vertreten die Ansicht, dass nicht jeder entdeckte Tumor zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung führt. Wie der medizinische Dienst der Krankenkassen stellen sie fest, dass der PSA-Test mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Dieser Auffassung wird von den Versorgungsseiten ärztlich energisch widersprochen.