Nebenwirkungen aktiv begegnen Dipl. Psych. Ingrid Britzelmeir, Klinikum Lippe, Lemgo Zytostatika sind Zellgifte die Krebszellen absterben lassen und so das Krebswachstum verhindern oder stoppen. Leider können auch gesunde Körperzellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies ist dann der Grund für die meisten Nebenwirkungen. Erfreulicherweise regenerieren sich gesunde Zellen sehr schnell wieder. Je schneller der Körper ein Medikament abbaut, um so geringer sind die Nebenwirkungen. Dieser Stoffwechsel findet bei Menschen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit statt. Jeder Patient reagiert anders auf ein Zytostatikum, so dass es für den behandelnden Arzt besonders wichtig ist, dass Sie ihm als Patient über Ihre besonderen Beschwerden berichten. So vielschichtig wie die Nebenwirkungen sind die Möglichkeiten, wie man ihnen begegnen kann: Veränderte Blutwerte Leider können sich bei fast allen Chemotherapien die Blutwerte (HB-Wert, Thrombozyten, Leukozyten) verändern und müssen deshalb von Ihrem Arzt kontrolliert werden. Hier sind dann oftmals bestimmte, spezielle Vorsichtsmaßnahmen angebracht. Leukozyten nennt man die weißen Blutkörperchen, die das "Einsatzkommando" oder die körpereigene "Polizei" für Ihr Immunsystem sind. Sinken Ihre weißen Blutkörperchen unter einen kritischen Wert, so besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Vermeiden Sie Menschenansammlungen, achten Sie auf Sauberkeit und meiden Sie Menschen mit Infektionskrankheiten, wie Grippe oder Erkältungen. Fieber über 38°C oder Schüttelfrost, starke Erkältungssymptome und auffällige Hautveränderungen sollten unbedingt sofort ärztlich untersucht werden. Auch Schmerzen beim Wasserlassen oder Scheidenausfluss melden Sie bitte Ihrem Arzt. Für die Blutgerinnung sind die Thrombozyten zuständig. Auch diese können bei einer Chemotherapie unterhalb einer kritischen Grenze sinken. Damit steigt das Blutungsrisiko. Wenn Sie stippenartige rote Flecken auf der Haut oder Blutungen der Mundschleimhaut feststellen, informieren Sie bitte sofort Ihren Arzt. Grundsätzlich gilt: während einer Chemotherapie und einige Zeit danach sollten Sie Veränderungen Ihrer Befindlichkeit mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Dieser wird Sie informieren, ob diese im Bereich des Normalen sind oder ob geeignete Gegenmaßnahmen eingeleitet werden sollten. Welches Essen ist für mich gut? Im Verlauf von Chemotherapien, Bestrahlungen oder nach Operationen treten häufig vorübergehend Beschwerden auf, welche die Essgewohnheiten der Krebspatienten beeinträchtigen. Zu ihnen gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, gereizte Mundschleimhäute und Verstopfung. Art und Ausmaß der Beschwerden sind abhängig von der Form und Dosierung der Therapie und vom gesundheitlichen Zustand des Patienten vor der Behandlung. Gezielte Esstipps können hier lindern helfen. Denken Sie auch daran, dass diese Beschwerden oft vorübergehend sind. Vielen Patienten hilft dieser Gedanke, um diese Zeit leichter zu überstehen. Nicht selten löst alleine die Angst vor Übelkeit eben genau diese Übelkeit erst aus. Der Appetit kommt, wenn es schmeckt! Zu den körperlichen Beeinträchtigungen kommen häufig veränderte Geruchs- und Geschmacksempfindungen sowie ein Mangel an Appetit. Verlassen Sie sich deswegen in diesen Phasen auf Ihren "Riecher": Verzichten Sie auf Speisen, deren Duft Sie nicht mögen. Essen Sie, was Ihnen schmeckt! Probieren Sie aus, welche Nahrungsmittel Sie gut oder weniger gut vertragen. So lernen Sie am sichersten, was Ihnen in welcher Behandlungssituation gut tut. Angehörige und Freunde sollten das veränderte Essverhalten des Patienten unbedingt ernst nehmen und bei Einkauf und Zubereitung individuelle Wünsche beherzigen. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie sich dabei nicht genau an die Regeln der gesunden Ernährung halten. Denn gerade während belastenden Behandlungen steht Ihr Wohlbefinden an aller erster Stelle!
Die Übelkeit ist eine der unangenehmsten Nebenwirkungender Chemotherapie. Die Medikamente reizen das Brechzentrum im Gehirn und lösen so die unangenehmen Empfin dungen aus. Die Folgen gehen vom häufigen Brechreiz bis hin zu wiederhol tem Erbrechen. In der Regel werden deshalb bereits vor der Chemobehandlung Antibrechmittel, so genannte Antiemetika, verabreicht, wodurch sich die Übelkeit auf ein erträgliches Maß mindern kann. Vor der Chemotherapie sollte man nur leichte Mahlzeiten zu sich nehmen und vor jedem Zyklus etwas anderes essen und trinken, um den Reflex zu vermeiden. Eine Reihe weiterer Ernährungstipps kann Übelkeit lindern. Manchmal kann es auch helfen, sich zum Beispiel durch Musik, Gespräche oder lesen abzulenken. Auch angenehme Düfte wie Anis und Lavendel können den Brechreiz mindern.
Durchfall kann viele Ursachen haben: Krebs- aber auch begleittherapien – oder auch Infektionen, erhöhte Sensibilität auf einzelne Nahrungsmittel, z. B. Milchzucker, oder Stress können die Darmtätigkeit stören. Leicht verdauliche Kost und viel Flüssigkeit wirken sich günstig aus auf die Regulierung des Stuhlgangs. Dauert der Durchfall mehrere Tage an, sollte der Verlust von Mineralstoffen nach Absprache mit dem Arzt eventuell durch Zusatzpräparate ausgeglichen werden.
Nach dem Erbrechen braucht der Körper Flüssigkeit und Mineralien, um den Verlust auszugleichen. Vorsichtiges Trinken in kleinen Schlucken (am besten mit Strohhalm!) nach dem Erbrechen, hilft den Verdauungstrakt zu beruhigen. Salzstangen knabbern, langsam und gut gekaut, gleicht den Mineralstoffverlust aus und beruhigt den Magen. Esstipps bei gereizten Schleimhäuten im Mundbereich Folgende Punkte sind wichtig, um die Beschwerden möglichst gering zu halten:
Während einer Chemotherapie kommt es oft zur Reizung oder Entzündung der Schleimhäute im Mund. Damit verbunden sind häufig Kau- und Schluckbeschwerden. Weiche cremige Nahrungsmittel und pürierte Speisen helfen jetzt beim Essen.
Was tun, wenn der Darm streikt? Verstopfung hängt nicht unbedingt mit einer Krebstherapie zusammen. Auch lange Bettlägerigkeit oder ungünstige Ernährung können die Darmtätigkeit beeinträchtigen. Ein gutes Mittel gegen Darmträgheit ist ballaststoffreiche Kost, reichlich Flüssigkeit und auch Bewegung.
Bei einigen Chemotherapien kommt es zum Haarausfall, dagegen gibt es leider keine Medikamente. Wenn die Haare auszufallen beginnen, geben Sie Ihrem Arzt frühzeitig Bescheid, damit Sie bei Bedarf ein Perückenrezept erhalten und Kontakt mit einem Friseur aufnehmen können. Es wird empfohlen, dieses möglichst früh zu tun, damit der Friseur sich ein Bild Ihrer Frisur und Haarbeschaffenheit machen kann - um so natürlicher fällt die Perücke aus. Es gibt aber auch vielfältige Möglichkeiten, den Haarausfall durch Tücher oder Mützen zu kaschieren. Sie sollten wissen, dass die Haare nach Beendigung der Therapie wieder anfangen zu wachsen, manchmal schöner als vorher. Wenn Sie Haarausfall haben, empfehlen wir, die Haare kurz zu schneiden oder ganz abzurasieren, denn die vielen ausgefallenen Haare finden sich überall wieder. Hilfen - vielleicht auch mal anders! Krebs ist eine Diagnose und keine Bestrafung für Dinge von denen Sie denken, sie falsch gemacht zu haben. Befreien Sie sich von solchen negativen Gedanken. Gerade in der ersten Krankheitsphase ist es ganz normal, dass die große Frage nach dem Sinn des Ganzen aufkommt. Manchmal ist es ganz gut, wenn man sich überlegt was einem schadet und was einem gut tut. Doch übertreiben Sie es nicht! Es hilft Ihnen nicht weiter, von nun an ständig auf alle "Normalitäten" zu achten, und vor allem auch nicht , wenn Sie ständig alles bewerten. Vielleicht können Sie einige Dinge nicht mehr, die Ihnen vorher leicht gefallen sind. Setzen Sie sich neue Ziele. Ziele, die Sie leicht erreichen können. Überschätzen Sie sich nicht, denn das bringt Frust und macht traurig. Setzen Sie sich aber unbedingt auch Teilziele, die das Früher mit dem Jetzt verbinden. Viele Menschen gewinnen Kraft, wenn sie merken, wie wichtig sie für ihre Kinder oder ihre Lebenspartner sind. Eine bewusste Entscheidung zu leben schützt vor Sinnkrisen. Vielen Patienten geht es ähnlich wie Ihnen. Solche Selbstvorwürfe und Selbstzweifel schaden jedoch ihrem Selbstbewusstsein. Dies kostet Sie viel Kraft und lenkt Ihre Aufmerksamkeit in falsche Bahnen. Man kann heute mit Sicherheit ausschließen, dass Krebs aufgrund ungelöster Lebensprobleme oder ähnlicher Fehler entsteht. Auch eine so genannte "Krebspersönlichkeit" gibt es nicht. Sorgen Sie für Ihre Ausgeglichenheit. Wer an Krebs erkrankt, soll sich nicht unnötig quälen mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen. Nehmen Sie stattdessen Ihre Tumorerkrankung zum Anlass, mehr für Ihre Ausgeglichenheit zu sorgen. Bemühen Sie sich um eine partnerschaftliche und gute Zusammenarbeit mit Ihren Ärzten, damit Sie gemeinsam den Krebs bekämpfen können. Anregungen und Hilfe können Sie auch in Gesprächsgruppen erfahren. Es fällt mir schwer, mir von anderen helfen zu lassen Eine plötzliche Krankheit konfrontiert jeden Menschen mit ungewohnten Problemen, die niemand alleine bewältigen kann. Es ist leider nicht zu ändern, dass man manchmal auf ärztliche und familiäre Hilfe angewiesen ist. Denken Sie immer daran, wie oft Sie anderen geholfen haben und wie schön es für Ihre Angehörigen und Freunde sein kann, auch einmal etwas für Sie zu tun und so etwas zurückgeben zu dürfen. Und erinnern Sie sich einmal daran, wie schön es sein kann, einem anderen zu helfen, der es gerne annimmt. Gelingt es Ihnen, Hilfe von außen anzunehmen, werden Sie daraus sehr viel Kraft gewinnen. Gespräche mit anderen Patienten Für einige Patienten kann es eine Erleichterung sein, andere Patienten kennen zu lernen und zu erfahren, wie diese mit ihrer Erkrankung umgehen. Themen sind in diesen Gesprächgruppen meistens das Leben und nicht die Krankheit, wie oftmals fälschlich angenommen wird. In den von Psychoonkologen geführten Gesprächsgruppen wird auch immer darauf geachtet, dass alle zu Wort kommen und verschiedene Themen erarbeitet werden können. Es werden Sachverständige und Ärzte eingeladen, die Ihnen die neuesten Fortschritte der medizinischen Behandlungen erläutern können. Doch ist es immer wieder für die Patienten von großer Hilfe, wenn sie sich mit ebenso Betroffenen austauschen können und oftmals ohne viele Worte Verständnis für ihre Situation finden. Aber es wird auch viel gelacht, Aktionen unternommen, Entspannungsübungen gelernt, Ernährungstipps weitergegeben usw. Suchen Sie sich eine Gruppe aus, die für Ihre Krankheit und Probleme in Frage kommt. Ihre Krebsberatungsstelle nennt Ihnen gerne Gruppen und Angebote, die für Sie in Frage kommen. |