Schwerpunkt: Prostatakrebs   
 Strahlentherapie bei Prostatakrebs

Die Strahlentherapie ist eine wichtige Option bei der Therapie des Prostatakarzinoms. Zum Einsatz kommen hochenergetische Röntgenstrahlen. Ziel der Bestrahlung ist es, die Tumorzellen abzutöten. Allerdings kann dabei auch umliegendes gesundes Gewebe geschädigt werden. Die exakte lokale Eingrenzung der Bestrahlung ist von entscheidender Bedeutung für die Vermeidung möglicher Folgeschäden.

Es gibt zwei Formen der Strahlentherapie: Zum einen die perkutane (durch die Haut), das ist die Bestrahlung von außen und zum anderen die Brachytherapie, bei der Strahlenquellen direkt im Tumor platziert werden. Bei der perkutanen Strahlentherapie müssen zunächst Lage und Größe der Prostata mit Hilfe der Computertomographie ermittelt werden. Dann werden die Strahlenfelder dreidimensional an die Prostata angepasst ("Konformation"). Die Bestrahlung erfolgt an 5 Tagen pro Woche über einen Zeitraum von 7-9 Wochen. Durch die Lage der Prostata im unteren Bauchraum sind vor allem die Nachbarorgane Blase, Enddarm und die Hüftköpfe als Risikoorgane, die von der Bestrahlung in Mitleidenschaft gezogen werden können, zu beachten. Diese so genannten "Normalgewebe" werden weitgehend vor der Strahlung geschützt.

Radikale Prostatektomie, perkutane Strahlentherapie und permanente Seedimplantation sind die drei therapeutischen Optionen, die zur Behandlung des "frühen" Prostatakarzinoms in Frage kommen. Alle drei Möglichkeiten bieten ähnlich hohe Erfolgsaussichten, aber auch zum Teil mögliche schwerwiegende Spätfolgen, deren Risiko im Einzelfall abgewogen werden muss. Zwischen 84 und 88 Prozent aller Patienten, die sich für die perkutane 3-D-geplante Strahlentherapie entschieden haben, sind auch nach 5 Jahren PSA negativ, was darauf hindeutet, dass kein Tumorgewebe mehr vorhanden ist. Bei der radikalen Prostatektomie sind es 84 bis 90 Prozent, bei der permanenten Seedimplantation zwischen 70 und 90 Prozent.

Die Rate schwerer Spätfolgen wie Entzündungen des Enddarms und der Blase liegt unter 3 Prozent. Ein Potenzverlust tritt innerhalb von 5 Jahren in 30 bis 50 Prozent der Patienten auf, ist jedoch in der Mehrzahl der Fälle medikamentös rückgängig zu machen.

Um den Patienten die schwierige Entscheidung zu erleichtern, gibt es seit Mai 2001 in Kooperation mit der Deutschen Krebshilfe e.V. an der Berliner Charité die "Interdisziplinäre Sprechstunde". In diesem Rahmen wurden bisher 550 Patienten beraten. Radikale Prostatektomie und Strahlentherapie werden dabei bei vorliegen bestimmter Voraussetzungen als gleichwertig empfohlen und in etwa gleichen Anteilen von den Patienten als Behandlung gewählt.

Eine Weiterentwicklung der letzten Jahre ist die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT). Vorteile der IMRT sind höhere Bestrahlungsdosen und weniger Spätfolgen an gesundem Gewebe wie z.B. dem Enddarm. Die Auswirkungen auf die Harnblase sind jedoch noch unklar. Die Ergebnisse sind mit der herkömmlichen Strahlentherapie vergleichbar.

Neben der Strahlentherapie wird die Hormontherapie neoadjuvant zur Reduktion der Prostatagröße bzw. der Tumorzellen mit mittlerem und hohem Risiko eingesetzt mit signifikanten Vorteilen für die Patienten.